Aus dem Rathaus

Nur in der Cyberwelt ist man der Superheld

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Sicherheit in den eigenen vier Wänden ist ein hohes Gut. Was aber, wenn "der Feind" bereits im Haus ist? Wenn Sie ihn selbst hineingelassen haben, von wo er Tag für Tag mehr Macht über Sie gewinnt, Sie immer mehr zum Opfer werden lässt?

Das Internet stellt eine Gefahrenquelle da, die häufig unterschätzt wird. Das Loch in der Tür, der Riss im Fensterglas und der Defekt der Alarmanlage - das verkörpert das weltweite Medium, das immer häufiger missbraucht wird. Opfer dieses Missbrauchs sind nicht selten Kinder. Naivität, mangelnde Erfahrung und eine unermessliche Neugierde lockt gerade die Jüngsten dazu an, alle Möglichkeiten des World Wide Webs auszutesten. Wo aber lauern die versteckten Gefahren?

Tücken des Internets
Die Sicherheitswoche bot Gelegenheit, Schüler mit den Tücken des Internets vertraut zu machen. Während Diplompädagogin Ursula Kluge und der leidenschaftliche PC-Spieler Günter Oestringer, Jugendsachbearbeiter der Polizeidirektion Heidelberg, die Schulen der Verwaltungsgemeinschaft aufsuchten, um über das Thema "Computer und Spiele" zu informieren, setzte sich Dieter Ackermann vom Jugenddezernat der Kriminalpolizei Heilbronn mit interessierten Schülern in der Stadtbibliothek zusammen.

"Kids online - Gefahren im Internet": Darüber klärte der Polizist in einem Workshop auf. "Ich möchte nämlich mit den Jugendlichen reden, bevor sie einen Fehler machen und als Täter zu mir kommen", so Ackermann. Dass Internet und PC fesseln und viel Zeit fressen, das war für die 35 Kids nichts Neues. Dass man damit aber zugleich Türen für Extremismus, Gewaltspiele, Pornographie und Sexualstraftaten öffnet, wie der Werbespot "Wo ist Klaus?" von Klicksafe demonstriert, war vielen zuvor nicht bewusst. Doch mit Hilfe von Filmen, Bildern und eigenen Erfahrungswerten gelang es dem Fachmann, die Jugendliche dafür zu sensibilisieren.

PC-Spiele, schön und gut. Wer sich aber darin verliert und nicht mehr in der Realität zurechtkommt - "in deiner Cyperwelt bist du der Superheld" -, der wird irgendwann ausrasten. Welche Folgen es mit sich tragen kann, sobald das visuelle Ballerspiel zur Realität wird, zeigte einst der Amoklauf von Erfurt.

Weniger beliebt bei den Mädchen ist zwar das Spielen, dafür aber umso mehr das "Quatschen". Auf der ganzen Welt Freunde zu finden scheint beim Chatten verlockend. "Aber man weiß nie, wer gegenüber sitzt", so der Polizist. Wenn sich die 23-jährige Chatfreundin später als 46-jähriger Mann mit perversen Absichten entpuppt, kann es bereits zu spät sein. Anonymität bewahren, Erwachsenen-Chats meiden, sich nicht mit Fremden treffen und stets ein gesundes Misstrauen an den Tag legen, das bietet Sicherheit.

Aus Spaß wird bitterer Ernst
"Natürlich ist es auch ein Spaß, Mädchen im Schullandheim nackt zu filmen. Aber sobald das Ganze verbreitet wird, wird daraus bitterer Ernst", klärte der Fachmann auf. Sind erstmal Bilder von einem im Internet, sind diese dort langlebiger als man selbst. Eine Anzeige wegen Verbreitung pornografischen Materials kann drohen, ebenso wenn Gewaltvideos verbreitet werden (Gewaltverherrlichung).

Neben dem Aufruf, Musik legal aus dem Netz zu downloaden (zum Beispiel bei Musicload), gab Ackermann den Schülern zum Abschluss einen wichtigen Tipp mit nach Hause: "Glaubt nicht alles, was im Internet steht." Denn wer nur noch in der digitalen Welt lebt, lebt nicht mehr in der richtigen.
Vanessa Schäfer aus SZ
( 12.07.2008 - 15:50)

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