Umwelt

Wenn der Maikäfer fliegt, hebt auch der Hubschrauber ab

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Mit der nostalgischen Aufforderung "Maikäfer, flieg" sollte man sich im Hardtwald zwischen Karlsruhe und Schwetzingen tunlichst zurückhalten. Denn Sumsemann wird hier in den nächsten Tagen so derart massiv schwärmen, dass den Waldbesitzern Angst und Bange wird. Insbesondere die Hubwaldgemeinschaft Altlußheim, der die Engerlinge in den vergangenen Jahren die Wurzeln praktisch aller Eichen weggefressen haben, stimmen lieber "Hubschrauber, flieg" an. Ende April werden die Maikäfer aus der Luft mit dem Insektizid Danadim bekämpft.

Dass es sich bei der Ausbringung des Giftes, das auch andere blattfressenden Schädlinge, nicht aber Vögel und Fledermäuse tötet, um einen Fall von Notwehr handelt, erläuterte eine vielköpfige Expertenschar bei einem Ortstermin am Dienstag. Der Vorsitzende der Hubwaldgemeinschaft mit etwa 65 Anteilseignern, Klaus Eichhorn, berichtete, dass die gefräßigen Insekten bis zu zwei Dritteln der 10 000 Douglasien, Buchen und Eichen, die mit dem Ziel eines Wald-Umbaus in den letzten acht Jahren gepflanzt worden waren, die Wurzeln abgefressen haben. So könne es nicht gelingen, einen gesunden Mischwald auf den ohnehin trockenen Böden anzusiedeln.

Etwa ein Drittel der 210 Hektar der Hubwaldgemeinschaft kommt für eine Bekämpfung in Frage, erläuterte der Leiter des Forstamtes Schwetzingen, Sebastian Eick, vor Medienvertretern. Probegrabungen hätten ergeben, dass im Waldboden pro Quadratmeter durchschnittlich gut zwei, örtlich bis zu 16 Käfer in den vergangenen drei bis vier Jahren als Engerlinge (Larven) ihren Appetit gestillt haben. Als "kritische Dichte" gilt bereits ein Käfer je Quadratmeter. Da ist es ein schwacher Trost, dass im Gemeindewald Graben-Neudorf sogar bis zu 52 Exemplare je Quadratmeter gefunden wurden. Dort sind laut Förster Thomas Rupp 100 Hektar Wald "entmischt". Kiefernwurzeln schmecken den Engerlingen nämlich nicht.

Leichtfertig greift die Forstverwaltung nicht zur "chemischen Keule", wie der Waldschutzreferent der Forstdirektion Freiburg, Christoph Göckel, und Gutachter Arno Schanowski vom Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz in Bühl betonten. Die Bekämpfung erfolgt auf Antrag der kommunalen und privaten Waldeigner und mit Befürwortung der EU-Kommission. Denn der Verzicht auf eine Bekämpfung des Waldmaikäfers hätte wohl erhebliche Auswirkungen auf die Erhaltungsziele der Natura 2000-Gebiete.

Die Kronen der Laubbäume werden gezielt mit Danadim besprüht, so dass die frisch geschlüpften Käfer während ihres "Reifungsfraßes" das Gift aufnehmen und es gar nicht erst zur Eiablage im Waldboden kommt. Das Mittel wirke zwei bis drei Wochen. Die Ausbringung wird kurzfristig angekündigt, zu sensiblen Bereichen wie Spargeläckern werden Abstandsflächen eingehalten, versicherte Eick. Die betroffenen Waldabschnitte (auch im angrenzenden Staats- und Altlußheimer Gemeindewald) werden abgesperrt.

SZ
( 26.04.2004 - 12:24)

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