Was sonst interessiert

„Wann haben wir denn nochmal eine WM im eigenen Land?“
Gerhard Wendlik (unten Mitte) der Frankfurter Arena

Zurück zur Startseite - Zur Kategorie-Übersicht


Es war eigentlich reiner Zufall, dass Gerhard Wendlik auf den Bericht in der Zeitung gestoßen war, in dem über die so genannten „Volunteers“ für die Fußball-Weltmeisterschaft und den Confederations-Cup informiert wurde. Als der Reilinger las, dass für die beiden Großveranstaltungen unzählige freiwillige Helfer gesucht werden, wurde er hellhörig und machte sich alsbald daran, den Fragebogen im Internet zu beantworten. „Aber ich hätte damals nie damit gerechnet, dass ich unter so vielen Bewerber da eine Chance hätte“, erzählt er. Doch Wendlik passte offensichtlich ins Raster: Schon beim Confed-Cup gehörte er zum Sicherheits-Team bei der Einlasskontrolle am Haupteingang des Frankfurter Stadions. „Und es hat Riesenspaß gemacht.“

Als im Januar der Anruf von der Volunteer-Zentrale kam, ob er nach den Erfahrungen beim Confed-Cup auch für die WM zur Verfügung stehen würde, war es für ihn keine Frage. „Wann haben wir denn noch mal eine Weltmeisterschaft im eigenen Land?“

Deshalb opfert er auch gern die Zeit, die als Volunteer nun einmal gefragt ist. Schließlich musste er schon im vergangenen Jahr vor dem Confed-Cup zu Seminaren antreten. Fachspezifische Schulungen, Verhaltenstraining, alles mussten die WM-Helfer lernen. Im Stadion waren Gerhard Wendlik und sein Team bei den vier Confed-Cup-Spielen zuständig für die Kartenkontrolle am Eingang, wobei dies in Frankfurt als einziges Stadion schon elektronisch per Chip in den Tickets funktionierte – oder besser gesagt funktionieren sollte. Denn ab und zu waren die Karten nicht lesbar oder wurden falsch eingesteckt.

„Dann mussten wir helfen und die Sache klären.“ Meist war es kein Problem. Pech hatte allerdings ein Fußball-Fan, der seine Karten im Internet ersteigert hatte und Fälschungen aufgesessen war. Bei den fünf WM-Spielen in Frankfurt wird Wendlik im gleichen Arbeitsfeld eingesetzt. Vorsichtshalber hat er schon ein mal Urlaub eingeplant. Denn die Aufgabe ist schon zeitintensiv. „Aber meine Frau ist einverstanden“, lacht der Reilinger.

Schließlich sei es auch eine Ehre, bei diesem Großereignis dabei zu sein. Zu verdienen gibt es nämlich nichts. Die freiwilligen Helfer werden von Kopf bis Fuß eingekleidet (jedes Teil gibt’s aber nur einmal), sie bekommen vor Ort Verpflegung und sie dürfen im Nahbereich die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen – mehr nicht. Der Rest ist Privatvergnügen.
Aber ehrenamtliches Engagement ist Gerhard Wendlik nicht fremd: Früher war er Jugendbetreuer bei den Fußballern des SC 08 Reilingen, er ist Schöffe, engagiert sich bei der Lebenshilfe, macht häufig Wahlhelfer und ist bereits seit 1988 Polizeifreiwilliger bei der Autobahnpolizei in Walldorf. Gerade das, glaubt er, hatte bei seiner Auswahl als Volunteer erhebliches Gewicht. Generell sei bei dem Fragebogen und später beim persönlichen Gespräch Fußballbegeisterung sowie Engagement in Vereinen und im sozialen Bereich ein wichtiges Kriterium gewesen. Letztlich hat wohl die lange Erfahrung im Polizeidienst Wendlik, im Hauptberuf technischer Fernmeldesekretär bei T-Systems, für die Aufgabe im Sicherheitsbereich prädestiniert.

Im Gegensatz zu den freiwilligen Helfern im Fahrdienst oder an den Akkreditierungsstellen haben Wendlik und Co. den Vorteil, dass sie sogar etwas von den Spielen sehen. „Nach etwa 20 Minuten durften wir die Kollegen auf den Tribünen verstärken“, erzählt er. Das ist Belohnung genug. Dazu kamen aber auch schon mehrere Volunteer-Partys, Empfänge im Frankfurter Römer (mit Rudi Völler), Grillfeste und der Kontakt mit vielen Menschen.

„Sogar ein Autogramm von Franz Beckenbauer habe ich bekommen“, strahlt der FC-Bayern-Fan. Der „Kaiser“ habe schon im Hubschrauber gesessen und sei trotzdem wieder rausgekommen, um dem Volunteer seine Unterschrift zu geben. „Der war super drauf und ganz nett“, erinnert sich Gerhard Wendlik, der sich schon tierisch auf die WM freut: „Das wird noch einmal eine Steigerung zum Confed-Cup“, ist er sicher.
Andreas Lin aus SZ
( 13.03.2006 - 12:10)

Zurück zur Startseite - Zur Kategorie-Übersicht

© Gemeinde Reilingen 2006