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"Allein erziehend, aber trotzdem nicht allein gelassen"

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Um auf die im Alltag schwierige Situation von allein erziehenden Frauen und Männer aufmerksam zu machen, aber auch, um der betroffenen Personengruppe dringend erforderliche Informationen und Unterstützung zukommen zu lassen, möchte der Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) jetzt auch im Rhein-Neckar-Kreis aktiv werden.

Mit einer ersten Veranstaltung im Franz-Riegler-Haus in Reilingen sollte das Interesse an solch einer Einrichtung abgeklärt werden. Zur Überraschung von Monika Feth (Reilingen), der Initiatorin des Treffens, kamen über 50 Frauen und Männer, um mit den Verbandsvertreterinnen ins Gespräch zu kommen.

Die Bundesvorsitzende Edith Schwab war ebenso wie die baden-württembergische Landesvorsitzende Sigrid Grantner in die Spargelgemeinde gekommen, um sich aktiv an der Gründung einer Gruppe im südlichen Rhein-Neckar-Kreis zu beteiligen. Dabei machte die Bundesvorsitzende zu Beginn ihrer Ausführungen deutlich, dass inzwischen rund zwei Millionen Alleinerziehende mit knapp drei Millionen Kindern in dieser bewusst gewollten oder durch einen Schicksalsschlag entstandenen Lebensform leben würden - darunter 85 Prozent Mütter.

Im täglichen Leben, machte Edith Schwab deutlich, seien juristische Informationen und praktische Anregungen ebenso gefragt wie die menschliche Unterstützung in kritischen Situationen. Der VAMV begreife sich daher zum einen als Selbsthilfeorganisation, zum anderen aber auch als eine wichtige politische Lobby für Alleinerziehende.

Unterstützt von den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in den Geschäftsstellen würden sich heute mehr als 9 000 Frauen und Männer ehrenamtlich für die Anerkennung und Verbesserung der Situation einsetzen. Insgesamt würden sie derzeit knapp zwei Millionen Einelternfamilien in Deutschland vertreten.

Erfolge seien inzwischen vor allem in der Steuerpolitik zu verzeichnen, aber es konnte auch erreicht werden, dass die Amtsvormundschaft aufgehoben wurde und eheliche und nichteheliche Kinder beim Kindergeld gleichgestellt sind. "Wir sind zwar allein erziehend, aber nicht allein gelassen", beschrieb Edith Schwab den Nutzen ihres Verbandes.

Die Bundesvorsitzende kritisierte unter dem Beifall der Anwesenden die fehlenden Ganztagsplätze in den vorschulischen und schulischen Bildungseinrichtungen. "Das macht dem Alleinerziehenden das Nebeneinander von Kindererziehung und Erwerbstätigkeit besonders schwer, oft sogar unmöglich", betonte Edith Schwab. Fast 30 Prozent der allein erziehenden Frauen würden daher Sozialhilfe beziehen und seien damit die mit Abstand größte Bevölkerungsgruppe unter den Sozialhilfebeziehern.

Bis sich ein eigener Kreisverband bildet, werden sich die Frauen und Männer aus dem Rhein-Neckar-Kreis zunächst einmal dem nächstgelegenen Ortsverband in Speyer anschließen. Dessen zweite Vorsitzende Heidi Borreck stellte die seit drei Jahren bestehende Gruppe und deren vielfältigen Aktivitäten vor. So gehören Seminare, Workshops oder Vorträge ebenso zu dem Programmangebot wie gemeinsame Freizeitaktivitäten oder gegenseitige Kinderbetreuung.

Besonders stolz ist man in der Domstadt aber auf das durch den Ortsverband getragene Projekt KESS (Kinderbetreuung mit Essen, Schulaufgaben und Spiel). Dabei handelt es sich um ein schulübergreifendes Ganztagesprojekt an der regionalen Schule Dudenhofen-Römerberg, in welchem Schüler von der ersten Klasse bis hin zum Ende der Orientierungsstufe betreut werden. KESS sei die praktische Umsetzung von Forderungen, die aus der Bedürfnislage der Alleinerziehenden abgeleitet wurden, und könne, so Heidi Borreck, auf viele Schulen übertragen werden. Bei der Finanzierung des Projektes sei der Ortsverband aber vor allem auf Spenden angewiesen. Immerhin würden inzwischen drei hauptamtliche Kräfte die Kinder betreuen.

Mit einem heißen Thema beschäftigte sich abschließend die Ketscher Rechtsanwältin Gunda Kindermann, die unter dem Titel "Das Kind wird nicht abgeholt" den Finanzausgleich für ausgefallene Besuchstage in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen stellte.

Da von den Anwesenden großes Interesse an einer gemeinsamen Arbeit gezeigt wurde, wird am 18. Juni, ab 18 Uhr, im Naturfreundehaus Ketsch ein weiteres Treffen von Alleinerziehenden mit ihren Kindern stattfinden. og
( 28.05.2004 - 11:33)

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