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Stört den Tabakbauern das Rauchverbot?
Tabakernte in Reilingen

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Wie fühlt sich eigentlich ein Tabakbauer, der in seine Stammkneipe kommt und feststellen muss: Rauchverbot. "Das ist nicht das Problem, viele Tabakbauern rauchen eh nicht," weiß Werner Weißbrodt aus eigener Erfahrung. Er ist nicht nur Ehrenvorsitzender des Kreisbauernverbandes, er war und ist in zahlreichen Fachausschüssen im landwirtschaftlichen Bereich und ist kompetenter Ansprechpartner, wenn es um landwirtschaftliche Belange geht.

Vor allem um die vielen gut ausgebildeten jungen Landwirtschaftsmeister sorgt sich Werner Weißbrodt. Wenn derzeit der Tabakanbau ein wichtiger Bestandteil ihres Gesamteinkommens ist, gehen sie einer sehr ungewissen Zukunft entgegen. Denn eines steht fest: Im Jahre 2013 laufen die Subventionen für die Tabakabauern aus. Wie wäre ihnen zu helfen. Werner Weißbrodt legt eine ganz einfache Modellrechnung vor: Wenn jede Packung Zigaretten nur 0,4 Cent teurer würde, aber diese 0,4 Cent direkt und ohne Abzüge den Tabakbauern zugute kämen, dann könnten die Tabakbauern auch ohne die Subventionben leben.

Werner Weißbrodt listet im Gespräch mit unserer Zeitung auch die jüngsten Zahlen auf. Bundesweit werden derzeit noch 3800 Hektar Tabak gepflanzt, in Baden-Württemberg sind es etwa 1500 Hektar. Von diesem Ertrag gehen 800 Millionen Euro an den Staat. Das bedeutet umgerechnet, dass pro Hektar ein Steueraufkommen von 270 000 Euro zu verzeichnen ist. Die Subventionen, die Deutschlands Tabakbauern erhalten, belaufen sich auf 21 Millionen Euro insgesamt.

Bem gemeinsamen Gang durch die noch verbliebenen Tabakfelder in Reilingen stellt Weißbrodt fest, dass es in Reilingen nur noch einen einzigen Landwirt gibt, der auch Tabakbau betreibt. Es habe Zeiten gegeben, in denen es bis zu 80 Anbauer von Tabak gab, die allerdings teilweise nur kleine Mengen ernteten.

Als in den 60er Jahren der Blauschimmel viel Schaden anrichtete, gaben viele kleine Tabakbauern auf. Im Laufe der Jahre zogen sich auch die größeren Tabakbauern zurück.

Und wie sieht die Zukunft dieser Tabakbauern aus. "Sie ist auf jeden Fall sehr ungewiss," gibt Werner Weißbrodt zu denken. Wenn die Einnahmen aus dem Tabakanbau fehlen, fehlt im gesamten Gefüge für diese Landwirte ein wichtiges finanzielles Standbeim. Man könne nämlich nicht einfach sagen, dann baue man eben etwas anderes an. Die Preise, die für Getreide zu erzielen sind, seien derzeit denkbar niedrig, dies gelte beispielsweise auch für Braugerste oder andere Kulturen.

Das Problem liegt darin: der Tabakbau ist zwar sehr arbeitsintensiv, bringt aber akzeptablen Ertrag, der auf relativ kleiner Fläche zu erwirtschaften ist. Deshalb war der Tabakanbau gerade in einer Region, in der die Realteilung vorherrschte, also das Erbe unter allen Kindern gleich aufgeteilt wurde, interessant, auch eine relativ kleine Fläche konnte die Familie noch ernähren, bei vielen anderen Kulturen hätte die gleiche Größe des Landes dazu nicht ausgereicht.

Auf jeden Fall musste die ganze Familie hart mitarbeiten, mussten alle mithelfen, nur dann war der Tabakbau lohnend. "Romantisierend" wird oft noch vom Tabakeinfädeln erzählt, immerhin hatte man aber dabei noch ein bisschen Zeit, sich zu unterhalten. ba aus SZ, Foto svs
( 13.08.2007 - 14:59)

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