Ortsgeschichte

Gemeinderatssplitter - 2. Fortsetzung

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Nr. 74, Geschehen zu Reilingen, den 29. Okt. 1904; vor dem Gemeinderat, Punkt 5

Der Bürgermeister legt folgende Auszüge aus dem Tagebuch der 0rtsbereisung in Reilingen vom 7. Oktober 1904 zur Kenntnisnahme und Beschlussfassung vor, nämlich:
1. Die Anbringung von Fensterläden an der Dienstwohnung des Hauptlehrers Held hier, betreffend.
2. Die Renovation der Dienstwohnung des Hauptlehrers Auch, betreffend.
3. Die Reparatur des Zimmers der Unterlehrerin betreffend. Nach genannten Auszügen enthält Wohnung des Hauptlehrers Auch Ungeziefer (Wanzen) und in das Zimmer der Unterlehrerin dringt am Fenster durch die Zimmerdecke Regenwasser ein.

Beschluß:
l. Die Anbringung von Fensterläden an der Wohnung des Hauptlehrers Held wird abgelehnt, weil mit Bezug auf den Schulhausvorbau und das Vorstehende Rathaus die Wohnung in so schützender Lage sich befindet, daß die Anbringung von Fensterläden nicht als notwendig bezeichnet werden kann.
2. Die Vornahme einer außerordentlichen Renovation der Dienstwohnung des Hauptlehrers Auch wird beschlossen und als Zeitpunkt der Ausführung das kommende Frühjahr in Aussicht genommen.
3, Der Mißstand im Zimmer der Unterlehrerin ist bereits behoben.
4. Bericht an Großh. Bezirksamt Schwetzingen.
Beurkundet: BM Müller, Räte: Ritzhaupt, Römpert, Lauser, Kneis, Heinrich Zahn, Hiob Eichhorn

Anmerkung;
Das Erdgeschoss des Mitteltraktes, welcher das 1878 erbaute Rathaus und das 1896 erbaute Schulhaus verbindet, wurde erst in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eingefügt. Bis dahin waren Rathaus und Schulhaus völlig getrennte Häuser. Die dem Rathaus zugewandte Schulhaushälfte im Erdgeschoss war von Anfang an die Dienstwohnung eines Schullehrers.


Nr. 76, Geschehen zu Reilingen, den 18. November 1904; vor dem Gemeinderat, Punkt 6

Der Bürgermeister beantragt die Veräußerung der im Farrenstall (Farre = junger Stier, Anm. d. Red.) vorhandenen Rübenmühle und des Stoßtroges zu beschließen.
Beschluß:
l. Wird nach Antrag beschlossen.
2. Mit der Veräußerung wird das Bürgermeisteramt betraut.
3. Nachricht dem Bürgermeister
Beurkundet: BM Müller, Räte: Ritzhaupt, Römpert, Lauser, Kneis, Zahn, Eichhorn

Anmerkung:
Wenn auch im Protokoll nicht besonders vermerkt, so kann man sicher sein, dass diese Veräußerung auf dem Wege einer Versteigerung geschah. Man kann auch davon ausgehen, daß dies im Zusammenhang mit der Schließung des gemeindeeigenen Farrenstalles in der Schulstraße zusammenhing, nachdem die Farrenhaltung in private Hände übergegangen war. Die Überwachung der Pflege dieser Zuchttiere, der Ankauf junger brauchbarer Jungfarren und die Festsetzung der Sprunggebühren behielt sich die Gemeindeverwaltung weiterhin vor. Der jeweilige Farrenhalter, der auf eine bestimmte Anzahl von Jahren vom Gemeinderat gewählt war, erhielt alljährlich ein festgesetztes Gehalt.


Nr. 78, Geschehen zu Reilingen, den 2. Dezember 1904; vor dem Gemeinderat, Punkt l

Der Bürgermeister beantragt über Besorgung der Glöckner und der Uhrenaufzieher dahier Beschluß zu fassen, und für jeden der beiden Glöckner den jährlichen Betrag von 70 Mark, sage - Siebzig Mark - zu bewilligen. Unter dieser Gehaltsfestsetzung ist der Betrag für das Neujahrsläuten, Kaiser- und Großherzogs-Geburtstag, und sonstiges erforderliche Geläute, sowie die Invalititäts- und Krankenversicherungsbeträge einbegriffen, ebenso die Unfallversicherung.

Beschluß:
1. Wird nach Antrag beschlossen und als Gehalt für die beiden Glöckner und Uhrenaufzieher der Betrag von jährlichen 70 Mark, sage: -Siebzig Mark - mit Wirkung vom 1. Januar 1904 an bewilligt, bis auf Widerruf.
2. Abschluß eines Vertrages.

Beurkundet: BM Müller, Räte: Ritzhaupt, Römpert, Lauser, Kneis, Eichhorn, Gemeindrat Zahn krank

Anmerkung:
Die aufgezählten Geläute waren die damaligen außerkirchlichen Anlässe einschließlich der Uhrenaufziehung. Die Glöckner beider Konfessionen waren dazu verpflichtet und wurden von der politischen Gemeinde hierfür bezahlt. Das Läuten zu den Gottesdiensten und zu den Beerdigungen ging jedoch zu Lasten der jeweiligen Kirchengemeinden.

Friedrich Kief
( 11.04.2005 - 14:05)

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