Aus dem Rathaus

Für ein Zusammenleben in Ruhe und Frieden
Harmonischer Ausklang mit Dialog der Religionen

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Der Himmel schweigt und schenkt der Begegnung von Christen und Muslimen auf der Hockenheimer Seebühne ein letztes Lächeln. Die Sonne zeigt sich zwischen finsteren Wolken, zwei Enten ziehen vorüber und die Seerosen blühen pinkfarben für die Schönheit der Schöpfung. Aus dem Lautsprecher erklingt Mozarts Klavierkonzert C-Dur, auf der Seebühne im Stiegwiesenpark sitzen die Vertreter der beiden christlichen Konfessionen und der Imam von Hockenheim. Daneben mit dem türkischen Übersetzer Polizeihauptkommissar Horst Heiler. Rund 60 Augenpaare sind auf sie gerichtet. Die Woche der Sicherheit klingt mit Lesungen aus den heiligen Schriften harmonisch aus. Es zeigte sich, wie nahe Christen und Muslime sich im Grunde stehen.

Für interkulturelle Kompetenz
"Wir wollen die größtmögliche Sicherheit für die Bevölkerung", sprach Heiler für die Polizei, nachdem er die Vertreter Hockenheims und der umliegenden Gemeinden, Oberbürgermeister Dieter Gummer, Bürgermeister Hartmut Beck aus Altlußheim sowie Helmut Müller aus Reilingen, begrüßt hatte. Bereits vor zwei Jahren sei der Kontakt zu dem Hockenheimer Moscheeverein geknüpft worden.

Es gehe um die Entwicklung interkultureller Kompetenzen, den Aufbau von Toleranz und Abbau von Ängsten. "Ich wünsche uns allen noch interessante Erkenntnisse", sagte Heiler.

"Es ist in Hockenheim etwas ganz Besonderes, wenn sich Christen und Muslime treffen, um Texte aus dem Koran und der Bibel zu lesen", regte der Pastoralreferent der katholischen Kirche, Thomas Eisermann, den Gedankenaustausch an. Es gehe darum, Nähe und Verständnis für die jeweils andere Religion zu wecken.

Dies geschah dann auch im Anschluss in einem Wechselspiel aus Fragen und Antworten. Eine Frage lautete: Wenn nur Gott die Menschen strafen und ihnen vergeben könne, warum vergebe er nicht gleich, sondern erst durch die Kreuzigung? Eisermann antwortete: "Gott hätte die Vergebung sicherlich auch ohne die Kreuzigung gewähren können." Er habe aber einen anderen Weg gewählt.

Gott gebe Orientierung, den richtigen Weg zu finden, auch die Kraft, in Versuchungen und Anfechtungen nicht unterzugehen. Pfarrer Stefan Scholpp von der evangelischen Kirche wies auf die unendliche Barmherzigkeit Gottes beim Jüngsten Gericht hin.

Dialog in zwei Sprachen
Der Dialog war jeweils in deutscher und türkischer Sprache abgedruckt worden und konnte während der Lesungen mitverfolgt werden. Muslimische Kaffeehausmusik wechselte sich mit klassischer Musik ab und befruchtete auch akustisch den Austausch der beiden Religionen.

Der Imam von Hockenheim, Mustafa Yamuk, legte den Begriff "Islam" aus: Wörtlich übersetzt bedeute er Frieden, Ruhe, Vertrauen und Geborgenheit. "Der Islam ist die Religion des Friedens". Und er fuhr fort: "Wir, die Muslime, die hier in Hockenheim leben, wünschen uns auch ein Zusammenleben in Sicherheit, Ruhe und Frieden. Wir wünschen uns den Aufbau von guten Beziehungen zur christlichen Bevölkerung."

Für Gegenbesuch in Kirche
Yamuk schlug für die muslimische Gemeinde vor, einmal einen christlichen Gottesdienst in der Kirche zu erleben, sozusagen als Gegenbesuch auf die Visite der Christen in der Haci-Bayram-Moschee am Sonntag. Trotz der Unterschiede im Glaubensverständnis seien "die Christen für die Muslime die nächsten Menschen auf Erden". Dies zeige, "dass wir Gemeinsamkeiten haben".

Erster Polizeihauptkommissar Manfred Krampfert sprach am Ende von einem beeindruckenden Dialog und überreichte eine Schiefertafel mit dem Wappen des Polizeireviers. Die Vertreter der beiden Religionen tauschten eine Bibel in türkischer Sprache mit einem Koran in deutscher Sprache aus. Zu muslimischer Karisik-Ilahi-Musik tanzte im Anschluss ein Derwisch. Er hob die Rechte zum Himmel, um die Kraft Gottes zu empfangen, und diese mit der Linken an die Menschen weiterzugeben und drehte sich elegant und anmutig wie ein Schlittschuhläufer . Christen und Muslime ließen die Begegnung gesellig ausklingen.
Sibylle M. Derr aus SZ, Foto Polizei
( 21.07.2008 - 15:45)

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