Was sonst interessiert

Statt Lerndruck eine zufriedene Kindheit gefragt

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Die Ärmchen in der ersten Reihe streckten sich fast ausnahmslos nach oben. "Seid ihr alle aufgeregt?", fragte Rektor Falk Freise die 52 Abc-Schützen, die nach dem Gottesdienst jetzt in den Fritz-Mannherz-Hallen ungeduldig auf ihre erste Schulstunde warteten.

Doch mindestens genauso nervös wie die Mädchen und Jungen, die stolz ihre Schulranzen und Schultüten wie Trophäen trugen, waren deren Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde. Und auch für den Schulleiter war es eine Premiere, denn der Nachfolger von Uwe Wolf hatte am Montag seinen ersten Schultag an der Friedrich-von-Schiller-Schule in Reilingen gehabt.

Generationen von Schülerinnen und Schülern wurden einst im Moment der Einschulungsfeier mit salbungsvollen Worten rund um den "Ernst des Lebens", der ab sofort angeblich beginnen würde, erschreckt. Doch glücklicherweise hat sich diese pädagogisch scheinbar unumstößliche Tatsache in den letzten Jahren zum Positiven verändert. Begrüßt wurden die neuen Erstklässler nach dem fetzigen "Augen-Rap" vom Moderator des Vormittags, Tobias Kief aus der Klasse 4c, der seine Sache prima machte.

Der Song zeige, machte Tobias den jüngsten Schiller-Schülern große Lust auf den Schulalltag, "wie flott es manchmal bei uns zugeht. Hier muss man nämlich nicht nur still auf dem Platz sitzen. Unsere Lehrer sorgen immer wieder dafür, dass wir uns bewegen."

Viertklässler machen Programm
Seine Mitschüler aus allen drei vierten Klassen hatten in dieser ersten Woche nach den Sommerferien zusammen mit ihren Lehrerinnen Elvira Müller und Petra Bienhaus sowie dem Lehrer Gerd Ziegler noch unter der gebotenen Eile, aber sehr liebevoll Gesangsdarbietungen einstudiert, mit denen sie jetzt die Abc-Schützen willkommen hießen. Für Schmunzeln und großen Applaus sorgte ein kleines Theaterstück, bei dem die Zuschauer "in eine Schulstunde in der Froschschule reinspickeln" konnten, wie Tobias erklärte.

Nun endlich war der große Moment gekommen: Die Erstklässler durften zu ihren jeweiligen Lehrerinnen laufen, die sie in ihre Klassen begleiteten - die Mädchen und Jungen mit einem blauen Drachen kommen in die 1a zu Eva Stober, die mit einem gelben Drachen in die 1b zu Daniela Kaminski. Für die Eltern war die Zeit, bis sie ihre Kinder von der ersten Schulstunde abholen durften, eine gute Gelegenheit, bei einem Imbiss - organisiert vom Förderverein der Schule - mit Rektor Falk Freise und der stellvertretenden Schulleiterin Dr. Sigrun Krause-Soriano ins Gespräch zu kommen.

Zuvor wandte sich Freise an die Eltern. Er nahm Bezug auf einen Artikel in der Wochenzeitung "Die Zeit". "Zu Recht erwarten Sie eine optimale Ausbildung in einer guten Schule für Ihre Kinder. Ich kann Ihnen versichern", erklärte er, "dass wir eine exzellente Schule mit hervorragenden Klassenzimmern haben, hochmotivierte Lehrer, die regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen und Unterrichtsmaterial, das auf dem neusten Stand ist." Davon wisse Bürgermeister Walter Klein nach den letzten Rechnungen ein Lied zu singen. Aber im Rathaus stoße man immer wieder auf offene Ohren, was die Bedürfnisse der Schiller-Schule anbelange.

Hausaufgaben für die Eltern
Und zum Schluss gab er auch noch den Eltern ein paar Hausaufgaben mit auf den Weg: Er wünsche sich, dass die Kinder jeden Morgen ein gutes Frühstück bekommen, gleiches gelte auch für das Pausenbrot, denn: "Nur wer keinen Hunger hat, kann sich auch konzentrieren." Weiterhin appellierte er, die Schüler zu Fuß zur Schule zu schicken anstatt sie mit dem Auto vors Tor zu kutschieren. Das seien nicht nur kleine Wege zur Selbstständigkeit, es sei auch die notwendige Bewegung.

Und zum Schluss bat er dringend, den Mädchen und Jungen Anerkennung zu zollen. "Sie bringen ihre Leistungen, auf die sie stolz sind, auch wenn Sie manchmal andere Vorstellungen haben." Aber Kinder entwickelten sich unterschiedlich schnell. "Wo die Kinder stehen, holen wir sie ab. Ihr Kind braucht keinen Lerndruck. Ihr Kind braucht eine zufriedene Kindheit!
Anette Zietsch aus SZ
( 15.09.2008 - 08:21)

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