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Bei Wackerls geht’s rund
Bei Wackerls geht’s rund

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Wer zur Winterfeier des Evangelischen Kirchenchores Reilingen geht, lässt sich auf eine zweistündige Theatervorführung ein. „Do muschd durch, do hilft nix“ heißt es dann für das Publikum und die Schauspieler auf der Bühne und vor allem für die Souffleusen vor und hinter der Bühne (Liesel Eichhorn und Saskia Powik). Doch das Publikum ist meist von gnädiger Natur und quittiert gelegentliche Patzer auf der Bühne mit einem extra Lacher. Und Lacher gab es genug, vielleicht weil man sich darüber freut, dass es zuhause nicht so turbulent zugeht wie bei Wackerls.
Die haben einen etwas antiquierten Familienvorstand Willi Wackerl (Thomas Dräger), der sich nicht nur mit den Tapezierkünsten seiner besseren Hälfte Berta (Ursula Powik) herumschlagen muss. Die zieht es nämlich auf den Laufsteg. Als ihre Freundin Gina (Hannelore Astor) sie dann auch noch als „Hausfrau des Jahres“ ans Werbefernsehen verkaufen will, ist das heimische Idyll endgültig zerstört.
Dass Opa Wackerl (Richard Eichhorn) dann auch noch zuerst seine neue Flamme Käthe Wildmoser (Heidi Schumann) präsentiert und seinen am folgenden Tag beginnenden dreimonatigen Mallorca Urlaub ankündigt, ist fast gar nicht tragisch, denn es kommt natürlich noch dicker.
Wackerls Sohn Sigi (Andreas Metzger) bringt einen herumstreunenden Amerikaner (Frank Powik) mit in die renovierungsgeschädigte gute Stube. Wenigstens freut sich seine Freundin Gerti (Corinna Zahn-Becker) über den Import und flirtet sehr zum Unwillen ihres Freundes mit dem Logiergast. Da fliegen die Turnschuhe und der Kleister verbindet die Leidenden, zumindest die männlichen Wackerls machen alle Bekanntschaft mit nassen Tapeten.
Zeitweise sieht das Wohnzimmer der Wackerls wie ein Massenquartier aus, und Sohn, Opa und der Amerikaner belegen abwechselnd das Sofa. Und mittendrin die ambitionierten Fernsehpläne und belustigende Sprachprobleme. Die bekommt auch der Opa, denn nur eine Flasche Wein schien dem an Liebeskummer leidenden Rentner zu trösten.
In der Aufzählung der Rollen fehlt jetzt nur noch der Überraschungsgast des Abends: Alt-Schausspieler Otto Dürr gab den völlig verzweifelten Kameramann. Da wollte der Applaus der vielen Gäste, die Otto Dürr noch aus seinen aktiven Tagen kannten, kaum aufhören. In seinem schwarzen Outfit, dem kecken weißen Schal und der Föhnfrisur sah er aber auch verdammt gut aus. Das zweite applaussichernde Gewand trug Richard Eichhorn. Er begeisterte in Hausschlappen, seinem Nachthemd und passender Nachthaube.
So gingen die Kostümpreise klar an die alten Recken. Die Frisur des Abends trug Sigi. Doris Herrmann zauberte einen beharrlichen Irokesenschnitt. Der Rest des Ensembles versucht unterdessen, die Wogen zu glätten und alle Rollen zu einer Nachtruhe zu geleiten. Aber besonders Sigi Wackerl kam drei Akte nicht zur Ruhe, obwohl er diese immer wieder vehement einforderte.
Da wurden Beziehungen getrennt und wieder vereint, alte Knochen im Tanz unterwiesen, Findelkinder den angedachten Zielen zugeführt und Autoschlüssel gesucht. Immer wieder quittierte der Opa die Wirren mit einem lakonischen „do muschd durch“ und eins bleibt den Besuchern sicher noch länger in Erinnerung: „Bei Wackerls geht’s rund!“
Besonders gefreut hat man sich beim Vorstand über die vielen Besucher des Katholischen Kirchenchores. Das demonstrierte wieder einmal die Freundschaft, die beide Chöre trotz unterschiedlicher Konfession verbindet. Kann es ein schöneres Bild in der vorweihnachtlichen Zeit geben?
Drä
( 05.12.2005 - 14:11)

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Kirchenchor mit Solist Alexander HartmannKirchenchor mit Solist Alexander Hartmann

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