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Familientruppe erfreut die Liebhaber alter Zirkuskunst
Familientruppe erfreut die Liebhaber alter Zirkuskunst

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Ein Familienzirkus mit einem in der Zirkuswelt klangvollen Namen gastierte bis 9. August auf dem Reilinger Festplatz: Circus Renz. Mehr als 100 Jahre ist es her, dass der "alte" Circus Renz in Berlin seine Tore schloss, und doch sind bis heute Mitglieder dieser großen Zirkusfamilie mit Unternehmen unterschiedlichster Größe unterwegs."Wir sind bis heute ein reines Familienunternehmen geblieben", betonen Ernst und Silvia Renz im Gespräch mit unserer Zeitung. Cornelius Renz (1787 bis 1856), der Stammvater der Artistenfamilie, reiste als Seiltänzer durch ganz Europa. Sein Sohn Ernst-Jacob (1815 bis 1892) wurde im damals berühmten Circus von Rudolph Brilloff ausgebildet und gründete 1842 den Circus Olympic. Er führte dort 1850 als Nummer die Parforcereiterei ein, außerdem brachte das nun "Zirkus Renz" genannte Familienunternehmen eine Reihe zirzensischer Neuerungen in die kaiserliche Hauptstadt: vor allem aufwändige Ausstattungspantomimen und Pferdedressuren.

Da er seinen Standort wegen des Baus des Bahnhofs Friedrichstraße aufgeben musste, übernahm er 1879 den Zirkus an der Friedrichstraße, den er 1888 auf 5600 Plätze erweiterte. Doch das Berliner Gebäude war nicht sein einziges: 1854 hatte er bereits in Wien einen festen Zirkus errichtet.Von diesen Glanzzeiten können die Artisten von heute nur träumen. "Seit der Umstellung auf den Euro kommen immer weniger Zuschauer", sieht Ernst Renz seinen Familienbetrieb in schweren Zeiten. Auch in Reilingen waren zur Premierenvorstellung gerade mal 30 Personen in das trotz der tropischen Temperaturen gut belüftete Zelt auf dem Festplatz gekommen.Für die zehnköpfige Familie Renz dennoch kein Problem, das Publikum mit einem abwechslungsreichen Programm zu unterhalten. Hier gibt es keine Stars, und auch der Zirkusdirektor greift bei Bedarf schon mal zum Besen. Das Angebot in der Manege kann sich mit den TV-bekannten Nummern natürlich nicht messen, ist dafür aber ehrlich und von bestem zirzensischen Handwerk.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Kinder Francesco (13), Tino (11) und Nadine (8) voll mit in das Programm eingebunden sind. Und ihre Leistungen verblüffen, können sich wirklich sehen lassen. Ob nun als Clowns, als Kautschukartistin oder auf dem Rola-Rola: Die Auftritte der jüngsten Familienmitglieder lassen staunen. Ungewöhnlich für so einen kleinen Zirkus ist auch die große Zahl der Tiere. Ernst Renz führt die Familientradition der Pferdedressuren fort und präsentierte auch in Reilingen seine sechs weißen Araberhengste, wobei die andalusische Pferdedressur besonders faszinierte.Mit dabei in der Manege aber auch zwei Steppenkamele und ein Lama. Exotische Tiere, die vor 100 Jahren noch Aufsehen in Mitteleuropa erregten - und gestern auch vom jungen Publikum mit staunenden Augen betrachtet wurden. Besonders gut kam bei den Kindern aber an, dass sie auch mal während der Vorstellung auf den Tieren reiten durften.

Liebenswert auch die Hundedressur von Kerstin Renz und actionreich die Lassonummer der Zirkuschefin Silvia Renz und des 19-jährigen Rocky.Alles in allem vergnügliche 80 Minuten, die zwar keine Superlative zu bieten hatten, aber die Liebhaber alter Zirkuskunst voll auf ihre Kosten kommen ließen. og
( 09.08.2004 - 12:12)

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