Ortsgeschichte

Ein alter Gemarkungsstein erzählt!
Ein alter Gemarkungsstein erzählt!

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Als im Sommer 1976 die Kanalbauarbeiten für das Neubaugebiet "Kurze Lach" durchgeführt wurden, fanden Arbeiter zwei alte Grenzsteine.
Der eine, hier abgebildete Stein, trägt die Jahreszahl 1760. Auf der einen Seite ist das Reilinger Wappen (Hasenkopf) eingemeiselt und auf der anderen die hier abgebildeten.

Ein Grenzstein inmitten der Reilinger Gemarkung?
Es könnte manchem Leser der Gedanke kommen, da die Steine hier gar nicht ihren ursprünglichen Platz hätten. Aber, wer aufmerksam über die Felder oder durch den Wald geht, findet viele solcher Grenzsteine, nicht nur an den heutigen Gemarkungsgrenzen unserer Gemeinde.

Wie war das vor rund 200 Jahren?
Die Antwort erhalten wir durch die eingehauenen Wappen. Der große Kreis mit dem Kreuz ist das Wappen des Domkapitels Speyer. Darüber liegt das Wappen de Geschlechts "von Hutten". Ein Plan aus dem 18. Jahrhundert schreibt von „dem an das bischöflich Bruchsaalisch grenzende Laachwäldchen". Dieses "Wäldchen" erstreckte sich über die "Kurze Lach" und das ehemalige Gewann "Lange Lach" (heute das Gebiet der Haydn-Allee). Im Westen daran schloss sich bereits der Wald des Bistums Speyer an. Das Bistum Speyer wurde 1760 von dem Bischof Franz Christof von Hutten (1743 - 1770) regiert. Er war der Fürstbischof, der das von seinem Vorgänger erbaute Bruchsaler Schloss prachtvoll ausschmücken und vollenden ließ. Heute noch trägt das Dorf Huttenheim seinen Namen. Als im Sommer 1768 das Dorf Knaudenheim (gegenüber Germersheim) durch einen Dammbruch überschwemmt und verwüstet wurde, schenkte der Bischof den Einwohnern Bauplätze auf dem Hochufer und ließ eine Kirche und eine Schule errichten, damit das neue Dorf Huttenheim aufgebaut werden konnte.

Warum der Stein die Jahreszahl 1760 trägt, ist nicht mehr genau festzustellen. Es gab oft zwischen den Gemeinden wegen der Gemarkungsgrenzen Streitigkeiten. Darum legten die vereidigten Steinsetzer, wenn sie Gemarkungssteine setzten, 5 - 6 Kieselsteine in einer bestimmten Anordnung darunter. War man sich über einen Grenzverlauf nicht mehr einig, so konnte man jederzeit eine Grenzbegehung durchführen und nachprüfen, ob die Steine noch an ihrem alten Platz standen. Hieran nahmen die Dorfältesten und die Steinsetzer teil.

Möglich ist es, dass 1760 die Grenzen an der "Laach" neu vermessen wurden. Denn in diesem Jahr begann ein längerer Streit zwischen den Gemeinden St. Leon und Reilingen, weil die Reilinger Bauern ihre Schweine in den St. Leoner Wald trieben. Wahrscheinlich hat man zum Schutz gegen Beschädigungen das Speyerer Wappen noch einmal am unteren in der Erde befindlichen Teil eingemeiselt.

Römpert
( 28.08.2006 - 11:42)

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