Aus der Geschäftswelt

Die Schwetzinger Braut sagt "Ja"

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Spannend bis zur letzten Minute blieb es am Abend des 3. Mai bei der Vertreterversammlung der Volksbank Bezirk Schwetzingen in der Ketscher Rheinhalle. Mit 184 zu 8 Stimmen (bei 3 Enthaltungen) wurde die Fusion mit der Volksbank Speyer-Neustadt-Hockenheim beschlossen. Die notwendige Dreiviertelmehrheit wurde demnach sehr deutlich erreicht. Im Vorfeld hatte sich ein Kreis um den ehemaligen Vorstandvorsitzenden Alfred Ewald für eine Fusion mit Wiesloch stark gemacht. Seine Wortmeldung führte zu einem kleinen Eklat.

Bei ihrer Vorstellung der Fusionsziele legten Vorstandsvorsitzender Dirk Borgartz und Stellvertreter Rolf Uhrig Wert auf die Feststellung, dass es keine Kündigungen gebe, die Kunden weiterhin die gewohnten Mitarbeiter in den Filialen finden werden. Das bestätigte auch Betriebsratsvorsitzende Marion Schwab, die die Fusion "gut überlegt" nannte und die Zusagen zur Arbeitsplatzsicherheit lobte. "Wir sind kerngesund, aber wie in der Medizin geht es auch bei uns um die Prävention", sagte Borgartz. Deshalb wolle man hier und heute verschmelzen, sonst sei man in der Gefahr, künftig den Vorgang nicht selbst steuern zu können. Rückgänge bei den Zinserträgen, bessere Möglichkeiten beim Marketing und der Entwicklung neuer Produkte und andererseits kaum noch Einsparpotenzial ohne drastische Einschnitte, lasse bis 2010 die Erträge abschmelzen. Die Volksbank Speyer-Neustadt-Hockenheim sei der richtige Partner, das hätten die Verhandlungen gezeigt. Schwetzingen sei in den künftigen Gremien überrepräsentiert. Auch der Vorstand, der nun fünf zu eins zähle, werde bis 2010 auf drei Mitglieder schrumpfen, so Borgartz weiter.

Für den Aufsichtsrat befürwortete Vorsitzender Rüdiger Neidig die Fusion. Man müsse die Zukunft bedenken, die Position als Dienstleister und Arbeitgeber bewahren. Der Aufsichtsrat wisse um die Tragweite, sie habe eine rationale und emtionale Seite. Rational sei die Verschmelzung richtig, emotional vertretbar, so Neidig. Sein Stellvertreter Jürgen Kappenstein betonte, man habe einen guten, starken und fairen Partner gefunden. Er leitete später auch die Diskussion, im Rahmen der Alfred Ewald das Wort ergriff und bedauerte, dass aus der anfänglich guten Beziehung der Vorstandsvorsitzenden Borgartz und Dr. Schwab (Wiesloch) am Ende keine Zusammenarbeit entstanden sei. Als er der Schwetzinger Seite vorhielt, sie hätte einseitig öffentlich gegen die Fusion Stimmung gemacht, fiel ihm Jürgen Kappenstein ins Wort und machte auf die einheitliche Presseerklärung beider Banken aufmerksam. Alfred Ewald erboste sich so darüber, nicht ausreden zu dürfen, dass er den Saal mit den Worten "dann wünsche ich Ihnen alles Gute" verließ. Es gab aber auch zwei positive Wortmeldungen, die die Chancen der neuen Bank betonten. Die Abstimmung, die offen ablief (ein Antrag auf geheime Abstimmung hatte nicht genügend Befürworter gefunden) lief dann sehr eindeutig ab.

Zuvor hatte Thomas Wilhelmy, Prüfungsdienstleiter des Badischen Genossenschaftsverbandes, die Fusion befürwortet. Für Kunden und Mitglieder entstünden nur Vorteile. Allerdings merkte er kritisch an, dass auch diesseits des Rheins ein Partner gefunden hätte werden können und man es schade finde, mit der Volksbank Schwetzingen einen guten Partner zu verlieren.

Deutlich harmonischer als die Abstimmung über die Fusion verlief der erste Teil der Vertreterversammlung: Die Vorstände Dirk Borgartz und Rolf Uhrig stellten den Geschäftsbericht 2006 vor, dem wiederum sehr gute Zahlen zugrunde lagen. "Wir haben uns mit Zuverlässigkeit, Stabilität und hoher Solidarität am Markt etabliert", sagte Borgartz den Vertretern. Gutes Wachstum bei den Kundeneinlagen und bei den ausgegebenen Krediten seien zu verzeichnen. Da wirke die "ganzheitliche Beratung" positiv, die Umschichtungen von klassischen Spareinlagen hin zu höher verzinslichen Einlagen nach sich zögen. Auch im Fonds- und Depotvolumen hätten die Volksbank und deren Kunden deutlich zugelegt. Die Kreditentwicklung werde vom wirtschaftlichen Aufschwung und der regen Bautätigkeit getragen, hieß es weiter.

Die Ertragslage leide allerdings weiterhin am niedrigen Zinsniveau. Hier seien trotz Steigerung der Kundeneinlagen Rückgänge zu beklagen. Das Provisionsgeschäft lag knapp unterm Vorjahr. Dennoch konnte die Volksbank das Eigenkapital durch die Bildung von Vorsorgereserven und Rücklagenbildung weiter stärken. Geholfen hat da die Einbringung von Erlösen der Fiducia-Beteiligungs-Aktien und der Aktivierung der Körperschaftsguthaben. Und letztlich wurde bei den Personalkosten gespart. Da wirkten nun die in den Vorjahren abgeschlossenen Altersteilzeitverträge nach, die gut eine Million der 1,45 Millionen Euro Einsparungen brachten.

Am Ende stand ein Bilanzgewinn von 1,01 Millionen Euro in der Bilanz. Hieraus will die Volksbank 414 017 Euro an die Mitglieder ausschütten - also eine Dividende in Vorjahreshöhe von 5,75 Prozent. Der Rest kommt in die Rücklagen.

Aufsichtsratsvorsitzender Rüdiger Neidig, der übrigens sein Amt aus Altersgründen nicht mehr weiterführt, stellte dem Vorstand ein gutes Zeugnis aus. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Geschäftsgebiet habe die Volksbank ihre Position im Vergleich zum Vorjahr halten können. Die Entlastungsanträge gingen allesamt einstimmig durch.
Andreas Lin und Jürgen Gruler aus SZ
( 07.05.2007 - 10:57)

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