Aus dem Rathaus

Sicherheitswoche: Tipps zur Drogenprävention

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So mancher gibt jede Woche den Lottozettel ab, um irgendwann doch noch den Jackpot zu knacken. Andere dagegen gehen jeden Tag ihre Runden auf dem Sportplatz laufen. Der eine braucht seine Flasche Bier, der andere greift beim Fernsehen gerne in die Chipstüte. Hier surft jener stundenlang im Internet und dort sitzt einer am Pokertisch mit dem Klimmstängel zwischen den Lippen. "Sind wir nicht alle ein bisschen süchtig?", kommt einem bei all den bunten Alltagsgewohnheiten in den Sinn.

"Eine Sucht ist die Unfähigkeit etwas im Leben ohne einen Stoff zu realisieren", definierte Dr. Barbara Richter, Chefärztin des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden, am Montagabend im Pumpwerk. Zusammen mit dem Kompetenzteam aus Hans Moser vom Amtsgericht Schwetzingen, Wolfgang Ehreiser, Leiter der Suchtberatungsstelle Heidelberg, Marlott Wowerath vom Projekt Klasse 2000 sowie Bernd Kirchner von der Polizeidirektion Heidelberg stand die Chefärztin dort Rede und Antwort zum Thema "Drogenprävention für Jugendliche und Erwachsene" - eine Infoveranstaltung der Sicherheitswoche, moderiert vom kommunalen Suchtbeauftragten Dr. Ulrich Wehrmann.

1,4 Millionen Alkoholkranke, weitere 1,4 Millionen Tablettenabhängige und mit 1,1 Millionen Internetsüchtiger eine steigende Tendenz zu Verhaltenssüchten verzeichnet die Bundesrepublik.

Auch Polizeibeamter Kirchner sprach von einem vermehrten Marihuana- und Kokainkonsum sowie einer Zunahme des so genannten Mischkonsums, wenn Drogen kombiniert eingenommen werden. Doch wie kann man dem Verfallen solcher Süchte vorbeugen? "Frühzeitig. Je älter jemand ist, der mit dem Rauchen oder Trinken anfängt, desto länger braucht das Gehirn, um davon abhängig zu werden", klärte Dr. Richter auf.

Mit dem bundesweiten Programm "Klasse 2000" ist ein Fundament gelegt, auf das sich aufbauen lässt. Dabei werden Grundschüler über vier Jahre lang begleitet, in denen gezielt die sozialen Kompetenzen, das Selbstwertgefühl und die positive Einstellung der Kinder zur Gesundheit gestärkt werden. "Das ist die beste Vorbeugung, denn sozial kompetente Menschen sind weniger anfällig für Sucht und Gewalt", weiß Expertin Wowerath.

Dennoch ist gerade bei Kindern und Jugendlichen die Verlockung groß, wenn es um das Probieren von legalen Drogen wie Zigaretten oder Alkohol geht. "Deshalb intervenieren wir lange, bevor Jugendliche abhängig werden", so Sozialpädagoge Ehreiser über das Bundesmodellprojekt "FreD" (Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten), bei dem nicht die Abstinenz der Erstauffälligen gefördert wird, sondern die Reflexion über die Motivation. Und auch die Polizei zeigt sich in Zeiten, in denen "Komasaufen zum Sport unter den Jugendlichen geworden ist", wie Kirchner betonte, konsequenter. Vermehrte Präsenz auf Festlichkeiten, Verbot selbst mitgebrachter Getränke sowie verstärkte Kontrollen seien in Zusammenarbeit mit den Behörden hier der erste Ansatz zur Suchtprävention. Denn selbst, wenn es sich nur langsam einschleicht: Hier mal eine Zigarette, dort ein Joint - sobald der Genuss an Sport, Spiel, Essen und Trinken verloren geht, ist man mittendrin: In der Sucht - und die ist der Weg raus aus der Freiheit.
Vanessa Schäfer aus SZ
( 09.07.2008 - 09:32)

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