Ortsgeschichte

Zur Erinnerung an die Reilinger Synagoge
Unser Bild zeigt die Reilinger Synagoge um 1900.

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Die Reilinger Synagoge brannte nicht, da sie schon 1929 von der zu klein gewordenen jüdischen Gemeinde verkauft und zu Wohnzwecken umgebaut wurde. Unser obiges Bild zeigt die Reilinger Synagoge um 1900.

Vor dem Gebäude standen zwei Linden, welche im Jahr 1871 nach Beendigung des deutsch- französischen Krieges gesetzt wurden. Die Reilinger Synagoge, welche 1841 fertiggestellt wurde, diente also nur 88 Jahre dem jüdischen Kultus. Eine Gedenktafel an dem umgebauten Haus in der Hockenheimer Straße 18 erinnert an den Synagogenbau.

Die Reilinger Juden hatten dennoch am nachfolgenden Tag, dem 10. November, unter Anführung eines Hockenheimer Parteigenossen zu leiden. Bekannt ist, dass man es besonders auf den Hausierhandel der mit Textilien im Kleinverkauf arbeitenden Geschwister Elise und Betty Kahn abgesehen hatte. Die Familie Kahn, „s' Machuls" nannte man sie in Reilingen, wohnten bis 1914 in der Hockenheimer Straße 34, ehe sie in die Hauptstraße 182 (Boschdienst Otto Jourdan) verzogen. Bereits schon im August 1935 war der Reilinger Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Partei der Hausierhandel der Elise Kahn ein Dorn im Auge, wie die beiden der Reilinger Ortschronik entnommenen Schriftstücke deutlich beweisen.

Da man offiziell dagegen nichts tun konnte, übte man nun 1938 Rache. Es leben hiervon noch zahlreiche Zeugen, weil besonders am Nachmittag des 10. November eine Schulklasse des Lehrers Steck auf dem Nachhauseweg vom Bucheckernlesen vom Wald an dem Hause vorbeikam.

Es wird erzählt, die Wohnung sei in vandalischer Weise zerstört worden. Die beiden alten Damen waren gezwungen, durch ein Fenster in den Garten zu springen. Ein Teil ihres Vermögens wurde verbrannt.

Damit hatten die Leiden der jüdischen Bevölkerung auch in Reilingen begonnen. Bald waren alle jüdischen Geschäftsleute v. jeglichem Handel ausgeschlossen. Die beiden Geschwister

Kahn wurden später in Heidelberg von der Deportation erfasst und starben in Lagern des Ostens.

Der Reilinger Viehhändler Nathan Falk kam in das KZ in Dachau, konnte aber später noch mit seiner Familie auswandern. Auch die Familie Falk hatte in Reilingen zu leiden, wie das noch lebende Zeitzeugen erzählen können.

Zuletzt wurde im Jahre 1940 Baden "judenfrei" gemacht.

So wurde als letzter Reilinger Jude Max Kahn, der kaufmännischer Angestellter in einer Zigarrenfabrik gewesen war, am 22. Oktober 1940 deportiert und in das Lager Gurs, am Fuße der Pyrenäen, verbracht wurde. Von dort ging es in ein Vernichtungslager im Osten.

Zum Abschluss dieses Berichtes möge ein Wort des früher in Reilingen lebenden Alfred Kahn stehen, das uns allen in Zukunft zur Mahnung dienen möge. Das hier aufgeführte Zitat ist als Vorwort für eine kleine Geschichte der Juden der hiesigen Region gedacht, das im Rahmen der Lehrerfort- und weiterbildung gedacht ist.
" ..... möge dies eine Brücke sein von der Vergangenheit, in welcher das Blut floss von 6 Millionen Juden, eine Brücke der Versöhnung, nicht der Vergebung und nicht des Vergessens".

Repro: Philipp Bickle
( 15.09.2008 - 08:22)

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