Ortsgeschichte

Ein Lebenszeichen von einem alten Wersauer Bekannten
Das Siegel von Eberhard von Welrsov (1284)

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Das Siegel von Eberhard von Welrsov (1284), Teil 1

Es war für ihn eine unangenehme Situation, als er am 21.05.1284 sein Siegel unter eine Urkunde setzen musste:

Er, Eberhard von Welrsov und sein Schwiegervater Heinrich von Hirzperch (Hirschberg/Bergstr.) hatten wegen schwerer Vergehen in getrennten Turmverliesen in/bei Heidelberg in Gefangenschaft des Pfalzgrafen Ludwig II. gesessen. Der Grund für diese Strafe ist unbekannt.

Die Urkunde vom 21.05.1284 (in lateinischer Sprache) sagt nun unter anderem aus, dass

- Heinrich von Hirzperch

- Irmgard, seine Frau

- Heinrich, ein Sohn der beiden

- Eberhard Schenk von Welresawe und

- Jutta, die Frau des Eberhard und Tochter des Heinrich von Hirzperch

über die Freilassung des Heinrich v. Hirzperch (des Älteren) und des Eberhard von Welresawe verhandelnd, eidlich gelobt haben, die Stadt Heidelberg ohne Genehmigung des Pfalzgrafen oder seines Stellvertreters innerhalb der drei nächsten Wochen nicht zu verlassen. Andernfalls sollten all ihre Güter in Oftersheim und Leutershausen mit allen Rechten und allem Zubehör dem Pfalzgrafen verfallen sein.

Zur Bekräftigung dieser und anderer Abmachungen haben sieben Personen ihr Siegel unter die Urkunde gehängt, darunter Heinrich von Hirzperch und Eberhard von Welrsov.

Die Urkunde selbst ist längst bekannt. Eine wissenschaftliche Kurzfassung dazu (Regest) ist in den "Regesten der Pfalzgrafen am Rhein" abgedruckt (Bd, 1, S. 64, Nr. 1109). Von dieser Kurzfassung wurde bei der Erstellung der Reilinger Chroniken und auch dieses Berichtes Gebrauch gemacht. Ein vollständiger Abdruck und eine vollständige Übersetzung der Urkunde fehlen bisher.

Bei der Auswertung des Regests wurde bisher wohl übersehen, dass dort auch die Namen aller Personen aufgeführt sind, deren Siegel an der Urkunde hängen. Diese Tatsache griff der Verfasser auf.

Der brieflichen Bitte um Herstellung von Fotos der Urkunde und des Siegels kam das Bayerische Hauptstaatsarchiv III, wo die Urkunde liegt, freundlicherweise nach. Die Signatur der Dokumente ist folgende: "Bestand Großherzgtm. Baden 41/1/21".

In einem weiteren Briefwechsel hat der Archivdirektor des Geheimen Hausarchivs (des Hauses Wittelsbach) 1989 zur Reproduktion des Siegel-Fotos und zum Abdruck die Genehmigung erteilt mit der Auflage, der Quellenangabe den Vermerk anzufügen "Veröffentlicht mit Genehmigung S.K.H. Herzog Albrecht von Bayern".

Zur Erläuterung sei angefügt, dass S. K. H. Herzog Albrecht 1989 der Chef des Hauses Wittelsbach war, welchem 1214 die Würde des Pfalzgrafen bei Rhein verliehen wurde. Über viele Jahrhunderte waren danach die Wittelsbacher die Territorialherren der Pfalz.

Die Art der Genehmigung für die Reproduktion des Fotos, für die wir uns sehr bedanken, erinnert damit in lebendiger Weise an die Verbindungen, die zwischen der Geschichte unseres Dorfes und den Pfalzgrafen bei Rhein bestanden und die über älteste Urkundenbestände offensichtlich heute noch bestehen.

Zur Entzifferung der Siegel-Umschrift, der Deutung des Siegelbildes und der fachlich korrekten Beschreibung des Siegels, wurde mit dem Direktor des Landesarchivs Speyer, Herrn Dr. Debus, Kontakt aufgenommen. Dessen Beschreibung des Siegels ist die folgende:

1. Es handelt sich um ein an Pergament-Pressel hängendes Dreieckssiegel (Höhe und Breite unbekannt).

2. Das Siegelbild lässt zwei Deutungen zu:

a) Dreiecksschild, darin ein Balken,

b) Dreiecksschild, in 3 Felder geteilt.

Um zu entscheiden, welche Version richtig ist, müsste man wissen, ob das Wappen derer von Welrsov zwei Farben (dann Version a) oder drei Farben (dann Version b) geführt hat.

3. Umschrift, im Uhrzeigersinn, oben beginnend:

+S (IGILLUM) EBERHARDI OE WELRSOV+ Rest fraglich. Der hier in Klammern gesetzte Text dient nur der Erklärung des „S“.

Inzwischen wissen wir, dass das Siegel ca. 5 cm hoch ist. Bei dem bisher nicht interpretierbaren Rest der Siegel-Umschrift handelt es sich wahrscheinlich um 7 Buchstaben. Eine Deutung des Verfas­sers: Vielleicht ist dies der Wahlspruch derer von Welrsov, lautend "AUSO ALA". Dies würde -frei übersetzt- heißen: "Durch Wagnis (wächst Dir) ein (Heeres-)Flügel".

Fortsetzung folgt

Ulrich Mehlhaus
( 18.08.2008 - 11:13)

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