Umwelt

Schnaken plagen

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In Überschwemmungsflächen und Sümpfen können Störche, Enten, Amphibienlarven und Urkrebse der periodisch gigantischen Schnakenlarvenzahl nicht Herr oder Dame werden. Wissenschaftliche Untersuchungen haben auch gezeigt, dass die erwachsenen Stechmücken nur eine geringe Rolle auf dem Speisezettel von Fröschen, Vögeln oder Fledermäusen spielen.

Guter Rat bei Schnakenbekämpfung war daher lange teuer, viel zu teuer, denn den Preis musste der Naturhaushalt und auch der Mensch selber bezahlen. Bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts setzte man auf die chemische Keule. .

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf das Insektizid DDT gesetzt. Seit 2001 ist sei Einsatz weltweit verboten, mit Ausnahmegenehmigungen für zehn afrikanische Länder, Russland, China und Indien.

Wenig hilfreich ist auch die abendliche Losung "Licht aus" im Schlafzimmer. Stechmücken nähern sich dem Opfer auf einer Duftspur, angelockt durch das ausgeatmete Kohlendioxid. Da hilft nur eines: Fenster zu oder Fliegengitter montieren. Und cool bleiben. Schnakenstiche verschwinden nämlich am schnellsten, wenn man nicht kratzt. Kaltes Wasser oder ein Eiswürfel mindern den Juckreiz.

Bei zu erwartendem Dauerstechen kann man sich auch rechtzeitig mit einer der einschlägig abschreckenden Lotionen einreiben, von denen laut der Zeitschrift "Test" das Mittel "Autan" als einziges gleichermaßen gegen Stechmücken und Zecken wirkt. Allerdings muss die Haut dazu schon kräftig getränkt werden und das ist nicht jedermanns Sache. Wer sich lieber Löcher in die Lunge brennt, statt sich Löcher in die Haut stechen zu lassen, der kann die Quälgeister auch mit Zigarettenqualm auf Distanz halten.

Durch Zufall - so wird berichtet - entdeckte der israelische Forscher Yoel Margalit in der Negev-Wüste eine Pfütze mit toten Schnakenlarven. Er untersuchte das Wasser in der Pfütze und isolierte ein Bakterium, das für den Larventod verantwortlich war.

Da das Bakterium dem in Thüringen entdeckten "Bazillus thuringensis" sehr ähnlich war, das gegen Kohl- und Obstraupen eingesetzt wird, nannte der findige Professor seine Entdeckung "Bazillus thuringensis israelensis"(BTI) Dieser Bazillus bildet ein Eiweißkristall, das speziell Stechmückenlarven abtötet. Für Menschen, Fische und die meisten anderen Insekten ist dieser Eiweißkristall absolut harmlos. Der Kristall gelangt mit der Nahrung in den Darm der Larve und zersetzt dort die gesamte Darmwand. Dadurch dringt der Darminhalt in den Larvenkörper ein und verursacht eine tödliche Infektion. Mittlerweile wird BTI seit über 20 Jahren eingesetzt, und es gibt noch keine Zeichen einer Resistenz wie bei DDT und anderen Insektiziden.

Wenn wir heute auch im Sommer, am Altrhein spazieren gehen können, ohne von Schnaken aufgefressen zu werden, so verdanken wir dies der "Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage" (KABS), die seit 20 Jahren erfolgreich in Kooperation mit Naturschützern BTI einsetzt. Dabei geht es nicht um eine Totalvernichtung der Schnaken, sondern um ihre Reduktion auf 10 - 20 % - ein Kompromiss für Mensch und Ökologie, überdies ökonomisch sinnvoll.

Im Ordnungsamt, Rathaus, Zi. 207, und im Bauhof erhalten Sie die Stechmückenvertilger kostenlos!

Besser wäre es allerdings allemal, zu Hause ohne BTI auszukommen. Vor allem in Teichen mit Fischen und Amphibienlarven hat Thuringensis eigentlich nichts verloren. Denn die Schnakenlarven sind bestes Amphibien- und Fischfutter. Ganz kostenlos. Und die harmlose Büschelmücke, deren Schwarmgeist zu jedem intakten Feuchtbiotop gehört, würde von BTI gleich mit vertilgt.
( 26.07.2004 - 11:56)

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