Ortsgeschichte

Wie Hockenheim und Reilingen zur Kurpfalz kamen
Malerische Dorfstraße in Reilingen

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Am 09. August 1462 als Siegesbeute nach der "Pfälzer Fehde"

In seiner Ballade "Das Mahl zu Heidelberg" beschreibt Gustav Schwab ein angeblich auf dem Heidelberger Schloss abgehaltenes Fürstenmahl, auf dem Kurfürst Friedrich I., der "Pfälzer Fritz", seinen Feinden eine strenge Lehre erteilt haben soll. Sie fragten: "Wo ließest du das Brot?" Da habe er zornig die Fenster geöffnet und ihnen die brennenden Dörfer und verwüsteten Kornfelder in der Ebene gezeigt, die sie von ihren Reitern hatten in Brand stecken lassen.

Dieses Mahl ist in das Reich der Sage zu verweisen, doch die in dem Gedicht geschilderten kriegerischen Ereignisse sind wirklich geschehen und haben dazu geführt, dass die Herrschaft Wersau mit den Orten Hockenheim und Reilingen zur Kurpfalz kam.

Nach Johann Goswin Widder setzte sich Friedrich nach dem Ableben des regierenden Kurfürsten Ludwig IV., seines Bruders, eigenmächtig den Kurhut aufs Haupt, allerdings mit der Zustimmung der Mutter des noch unmündigen Thronfolgers, des Prinzen Philipp, und der meisten deutschen Reichsfürsten. Seinen Neffen nahm er an Kindesstatt an und verzichtete zu seinen Gunsten auf eine standesmäßige Verehelichung.

Der Kaiser erkannte diese Regelung nicht an und belehnte Friedrich nicht, wie üblich, mit einem Reichslehen. Zum offenen Konflikt kam es bei der Neubesetzung des Mainzer Bischofsstuhles. Friedrich hielt zu dem vom Papst entthronten Erzbischof Diether, wodurch er sich die Reichsacht und den päpstlichen Bannstrahl zuzog.

Der Bischof von Speyer, der Bischof von Metz, dessen Bruder, Markgraf Karl I. von Baden und Graf Ulrich von Württemberg, die alle Friedrich nicht wohlgesinnt waren, übernahmen mit Eifer die Reichsexekution gegen den geächteten Pfälzer. Sie fielen am 26. Juni 1462 von ihren Lagern zwischen Rot und St. Leon aus in das blühende Land im Rhein-Neckar-Winkel ein und richteten in wenigen Tagen eine furchtbare Verwüstung an. Der Himmel rötete sich von der Fackel des Krieges. Die meisten Dörfer in der Kurpfalz, darunter Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt, gingen in Flammen auf, sogar die Getreidefelder wurden in Brand gesteckt. Reiter, die brennende Büsche an die Schwänze ihrer Pferde banden, sprengten durch die reifenden Ähren. Hockenheim und Reilingen als bischöflich-speyerische Orte blieben verschont.

Das Zerstörungswerk dauerte zum Glück der noch unversehrten Orte nur noch vier Tage. Dann brach die Vergeltung wie ein Ungewitter über die Mordbrenner herein.

Der gefürchtete Pfalzgraf befand sich nicht im Rheingau, wie seine Feinde glaubten, sondern hielt sich in der Feste Heidelsheim verborgen, wo er Ulrich von Württemberg kräftigen Widerstand leistete, ohne dass dieser ahnte, wer das Kommando in der belagerten Stadt führte. Da er nichts ausrichten konnte, ließ Ulrich von Heidelsheim ab und fiel mit seinen Verbündeten in die Pfalz ein.

Friedrich zog seinen Feinden nach und sammelte in der Nacht zum 30. Juni in Leimen ein Heer von 2000 Mann Fußvolk und 800 Reitern. Ohne großen Lärm zu machen, brach er am frühen Morgen auf, um in der Gegend von Seckenheim, wo der Gegner sorglos biwakierte, eine rasche Entscheidung herbeizuführen. Am Nachmittag stieß das pfälzische Heer auf den Feind. Die Trompeten schmetterten, die Trommeln wirbelten dumpf, und die Schwerter blitzten in der heißen Mittagssonne. Der überraschte Gegner leistete in ungünstiger Stellung heftigen Widerstand. Stundenlang wurde erbittert gerungen. Um sich voneinander zu unterscheiden, denn eine Uniform kannte man ja damals noch nicht, hatten sich die Pfälzer Nusslaub an die Hüte gesteckt, während sich die Gegenseite mit Büscheln von Hafer gekennzeichnet hatte. Friedrich errang in dieser Schlacht bei Seckenheim einen glänzenden, entscheidenden Sieg. Er konnte ihn krönen durch die Gefangennahme aller seiner Gegner mit Ausnahme des Bischofs von Speyer, der nicht auf dem Schlachtfeld erschienen war.

Nach der Sage bediente sich der Pfälzer eines ungewöhnlichen Bundesgenossen. Vor der Schlacht habe er einige Ladungen Pfälzer Weines den Neckar hinuntergeschickt in der richtigen Annahme, dass sie gekapert und in der Freude über die schöne Beute sofort getrunken würden. Die Feinde haben ihm, so wird erzählt, auch prompt den Gefallen erwiesen und seien bei Beginn der Schlacht sternhagelvoll gewesen.

Sicher ist, dass Friedrich ein glänzender Stratege war, was er ja auch schon früher bewiesen hatte. Jedenfalls unterlief ihm kein Fehler und mit seinen Berechnungen errang er einen vollen Sieg. Friedrich hielt seine hohen Gefangenen lange Wochen in strengstem Gewahrsam. Der Badener und der Schwabe konnten in den Verliesen des Heidelberger Schlosses über ihre Fehler und Unterlassungssünden nachdenken. Der Bischof von Metz erhielt auf der Zollburg Eichelsheim am Rhein (zwischen Mannheim und Neckarau) ein Kämmerchen angewiesen. Er bewohnte das gleiche Turmstübchen, worin auch schon der auf dem Konstanzer Konzil entthronte Papst Johann XXIII. von 1415-1418 gefangen gehalten worden war.

Erst nach Zahlung angemessener Lösegelder, die Friedrich für den Wiederaufbau seines Landes verwendete, erhielten alle Gefangenen ihre Freiheit wieder.

In dem am 09. August 1462 abgeschlossenen Friedensvertrag ("Rachtung") mussten neben anderen Sühneleistungen die Orte Hockenheim und Reilingen und Schloss und Stadt Rotenberg im Angelbachtal an die Kurpfalz abgetreten werden. Als kurfürstlicher Grenzort spielte Hockenheim lange eine wichtige Rolle.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass rund 200 Jahre später französische Flüchtlinge (Hugenotten) auf dem Gelände der Seckenheimer Schlacht ein Dorf gründeten. Sie nannten es nach dem Sieger Friedrichsfeld.

ch., Quelle: Kurpfälzische Heimatblätter vom 08.09.1951
( 05.02.2007 - 10:34)

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