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Papier: Ästhetik und auch Sinnlichkeit eines Materials
Blick in die Ausstellung in der Zeitkunst-Galerie Halle

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Das alltägliche Produkt Papier hat gerade Künstler des 20. Jahrhunderts fasziniert und inspiriert. Pablo Picasso und Georges Braque "befreiten" das Papier aus seiner Rolle als Trägermaterial und machten es mit ihren ersten kubistischen Collagen um 1912 zu einem autonomen künstlerischen Material.

Darauf baut sich eine große und weite Tradition in der Kunst des 20. Jahrhunderts auf. Künstler entdeckten so auch den handwerklichen Prozess des Papierschöpfens für ihre Arbeit. Von diese Faszination des Schöpfens von Papier aus verschiedenen Ausgangsstoffen und Pflanzenfasern wie Hanf, Flachs, Stroh und anderem lässt sich auch der Reilinger Künstler Professor Josef Walch seit einigen Jahren inspirieren und faszinieren und hat diese alte handwerkliche Technik für sich perfektioniert.

Seit mehreren Jahren arbeitet Walch in der Werkstatt des bekannten Papiermachers und Buchkünstlers John Gerard in Hilberath in der Eifel. Dort findet der Reilinger Künstler, wie er in der Einführung der Hallenser Ausstellung sagte, ideale und professionelle Arbeitsbedingungen für seine künstlerische Arbeit. Die mit unterschiedlichen Schöpfrahmen frisch geschöpften Papierbögen werden im noch feuchten Zustand bearbeitet, farbige Papiermasse wird mt verschiedenen Werkzeugen aufgebracht.

In der internationalen Fachsprache heißt das Paper Pulp, im Deutschen spricht man von Papiermalerei, auch wenn kein Pinsel zum Einsatz kommt. Welche künstlerischen Möglichkeiten diese Arbeit eröffnet, dokumentiert die aktuelle Hallenser Ausstellung nachdrücklich. Elementare Bildzeichen wie Hausformen, Blätter, Hände kennzeichnen die aktuellen Arbeiten Walchs, die auch stark von Experimenten mit dem Material bestimmt sind. So mischt der Künstler Asche in die Papiermasse und schafft damit sehr sinnliche und ästhetische Materialwirkungen.

Die fertigen und getrockneten Papiere werden teilweise in ihrer Form belassen und in speziellen Rahmen präsentiert, werden aber auch weiterbearbeitet, "dekonstruiert", wie dies der Künstler nennt. So entstehen Malerbücher, aber auch plastische Objekte, die zu kleinen Installationen arrangiert werden. Auffällig in der Hallenser Ausstellung ist die 5-teilige plastische Gruppe Wald oder das Künstlerbuch "Häuser".

Walch gelingt es dabei mit großer Sensibilität, die Ästehtik des Materials und die Sinnlichkeit eines handgeschöpften Papierbogens aufblitzen zu lassen. "Paper Art", so Josef Walch bei der Vernissage, "ist für mich ein Ausdrucksmittel mit unendliche vielen Facetten, das Medium Papier wird mich noch für längere Zeiten faszinieren."

In mehreren Bilder und Arbeiten der Ausstellung findet sich auch Walchs Lieblingsmotiv, der Hase. Weit entfernt von Reilingen weckt das natürlich große Neugier. In einem Punkt der Ausstellung gibt es übrigens eine Reilinger Kooperation. Die Wirkung seiner Papierarbeiten, so Josef Walch, hängt stark von der Präsentation und der Rahmung ab.

Die von Karl und Ludwig Krämer in ihrer Werkstatt im Reilinger Industriegebiet mit handwerklichem Können und Sorgfalt gefertigten Rahmen, so Walch, sind Basis einer optimale Präsentation.
( 29.12.2006 - 09:29)

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Josef Walch beim Papierschöpfen Josef Walch beim Papierschöpfen in der Werkstatt von John Gerard in Hilberath/Eifel

© Gemeinde Reilingen 2006