Ortsgeschichte

Flachsbreche (um 1830)
Frau Zahn übergibt die Flachsbreche für das Heimatmuseum.

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Der folgende Bericht wurde in den Reilinger Nachrichten 1978 veröffentlicht.

In einigen Reilinger Haushalten findet man sie noch: Selbstgewebte Betttücher aus Urgroßmuters Zeiten. Sie sind hart, aber unverwüstbar. Grundstoff für das Leinen war der Flachs (auch Lein genannt, daher der Namen "Leintuch" und "Leinsamen").

1872 wurden im Deutschen Reich 220.000 ha angebaut, aber schon 1914 waren es nur noch 7.000 ha. Nach starker Förderung 1935 - 38 ging der Anbau im Bundesgebiet wieder auf 124 ha (1959) zurück. Die billige Baumwollproduktion und die Entwicklung der Kunststofffasern machten den Flachs unrentabel. Wichtig ist der Flachs heute für die Gewinnung von Leinöl aus dem Samen, sowie als Vogelfutter , zur Verfeinerung von Brotsorten (Leinsamenbrot ) und zur Viehmast.

Unsere Flachsbreche, welche die Familie Karl Zahn ( Wtw. ) für das Heimatmuseum stiftete, kann etwas von der mühevollen Arbeit unserer Vorfahren erzählen, bis aus der Flachspflanze ein Leintuch entstanden war. Zunächst wurde die Pflanze aus dem Boden gerissen ( "Raufen"), dann wurde der Samen ausgeklopft ( "Riffeln" ), hiernach wurde die Pflanze auf den Rasen gelegt und begossen ( "Rösten" ). Nach einer Sonnentrockung erfolgt e dann das Brechen ( Siehe Abb. 1 ). Hierbei wurden die holzigen StengeIteile geknickt, ohne den Bast zu zerreißen. Dann mußten die restlichen Holzteile entfernt werden ("Schwingen"). Nun erfolgte das "Hecheln" ( = Auskämmen, daß die Fasern parallel liegen - siehe Abb. 2 ).

Jetzt erst konnten die Fasern auf dem Spinnrad gesponnen, schließlich auf dem Webstuhle gewebt und endlich gebleicht werden, bis sie als schönes weißes Aussteuerbetttuch in der Truhe landen konnten.
BILD:
Frau Zahn übergibt die Flachsbreche für das Heimatmuseum. Enkel Fritz Müller hat einen Kasten zum Tabakbündeln als weitere Museumsgabe zur Hand.

Fotos: Philipp Bickle
( 27.11.2006 - 14:38)

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