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Verein Postillion übernimmt die Montessori-Tagesstätten

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Zum 1. Juni hat der in Wilhelmsfeld ansässige und im ganzen Rhein-Neckar-Kreis aktive Verein Postillion die bei den Kindertagesstätten des Vereins zur Förderung der Reggio-Montessori-Pädagogik in Wiesloch und Reilingen übernommen. Das teilten der Insolvenzverwalter, der Mannheimer Rechtsanwalt Thorsten Konrad (Kanzlei Wegscheider, Binder, Räuber, Richter, Konrad), Postillion-Geschäftsführer Stefan Lenz und Elternsprecher Günther Fischer jetzt in einem Pressegespräch der RNZ mit. Die finanziellen Probleme des bisherigen Trägers hatten in den letzten Monaten zu einer erheblichen Verunsicherung der Eltern und zu zahlreichen Kündigungen geführt.

"Mit dem Postillion haben wir einen seriösen Träger gefunden, der für einen dauerhaften Erhalt der Kindertagesstätten steht", sagte Insolvenzverwalter Thorsten Konrad. Der Verein zur Förderung der Reggio-Montessori-Pädagogik hatte seit 2006 eine Kindertagesstätte in Reilingen betrieben und Anfang 2008 eine weitere in Wiesloch (In den Breitwiesen) eröffnet. Kurz danach erfolgte der Insolvenzantrag - nicht vom Verein selbst, sondern von außerhalb -, auf den das Gericht schnell reagierte. Thorsten Konrad wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt und kam rasch zu dem Ergebnis, dass eine Fortführung unter Trägerschaft des Reilinger Vereins "nicht möglich war". Trotzdem gelang es, den Betrieb der Kindertagesstätten und damit die Betreuung der Kinder zunächst zu sichern. Das war laut Konrad vor allem "dem großen Engagement der Belegschaft und der Eltern zu verdanken".

Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens und zahlreichen Gesprächen, auch mit anderen möglichen Trägern sowie mit den Gemeinden, konnte schließlich mit dem Verein Postillion eine Vereinbarung getroffen werden. Dieser übernimmt den Betrieb der beiden Kindertagesstätten und auch alle noch bestehenden Arbeitsverhältnisse. Postillion ist ein gemeinnütziger Verein, der vom Jugendamt Rhein-Neckar als freier Träger der Jugendhilfe anerkannt ist. Mitglieder sind unter anderem mehrere Kommunen der Rhein-Neckar-Region. Der Verein betreibt seit vielen Jahren Jugendhäuser, Kindertagesstätten, Horte und Krippen.

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, hat laut dem Insolvenzverwalter damit zu tun, dass es beim bisherigen Träger eine gehörige "Unterkalkulation" gab. Das sorgt jetzt auch für einen Wermutstropfen: "Die Gebühren gehen um etwa 30 Prozent hoch", sagte Postillion-Geschäftsführer Stefan Lenz. Damit sei man aber immer noch unter dem "normalen" Wert, den der Postillion in anderen Einrichtungen ansetze. Das sei nur möglich, weil die übernommenen Erzieherinnen zunächst "zu den alten Bedingungen weiterarbeiten", was sukzessive geändert werden soll. Diese Regelung habe man getroffen, "damit es für die Eltern keine Riesen-Erhöhung gibt", so Lenz. In Wiesloch gebe es noch vier bestehende Verträge, in Reilingen fünf. Anfang des Jahres waren es laut Thorsten Konrad noch 23 - es habe Kündigungen seitens der Arbeitnehmer wegen offener Lohnzahlungen gegeben, aber auch Kündigungen seitens des Reilinger Vereins. Er habe als Insolvenzverwalter dann sicherstellen können, "dass die Löhne gezahlt wurden".

Günther Fischer aus Nußloch hatte sich wegen der Ganztagesbetreuung für die neu eröffnete Kindertagesstätte in Wiesloch entschieden. „Dieses Angebot ist in der Region so gut wie nicht vorhanden", sagte er. Zunächst seien viele der Eltern "euphorisch" gewesen - "und dann bricht auf einmal das Chaos über uns herein", blickte Fischer zurück. Die Eltern hätten sich in der Folge eng zusammengeschlossen und auch versucht, die verbliebenen Erzieherinnen zu unterstützen. Wir haben uns gesagt, wir dürfen diese Einrichtung nicht sterben lassen". Ähnlich erging es dem Verein Postillion: "Für uns war die Motivation, dass die Eltern über Nacht keine Betreuungssituation mehr gehabt hätten", sagte Stefan Lenz. Das Angebot soll wie bisher weitergeführt werden. In Wiesloch gibt es derzeit drei verschiedene Gruppen: eine Ganztags- und eine Krippengruppe mit Betreuungszeiten von 7.30 bis 18.30 Uhr sowie eine Halbtagesgruppe von 7.30 bis 13.30 Uhr (mit Mittagessen). Derzeit seien in der Kindertagesstätte noch rund 30 Kinder untergebracht (vor dem Insolvenzantrag waren es 40; in Reilingen sank die Zahl von 32 auf zwölf), das Gebäude sei aber für fünf Gruppen ausgelegt. "Wir kriegen viele Anfragen", sagte Lenz. Der Postillion habe aber "keinen Druck", diese Gruppen möglichst schnell aufzufüllen. "Viele Eltern haben wegen der unklaren Situation fristlos gekündigt", sagte Thorsten Konrad.

Für Stefan Lenz ist es jetzt zunächst einmal wichtig, die Einrichtungen in Wiesloch und Reilingen "in ruhiges Fahrwasser" zu steuern. Im Juni werde man Elternabende abhalten. Der Insolvenzverwalter konnte festhalten: "Die Chance des Insolvenzverfahrens wurde genutzt."
rö aus RNZ
( 03.06.2008 - 14:55)

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