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Schönste Erfahrung: "Ich darf hier Traktor fahren"
Erin Doherty lebt und arbeitet drei Wochen auf dem Seehof

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Ein halbes Jahr ins Ausland? Die Gründe, weshalb junge Menschen das tun, sind vielfältig. Sie möchten Einblick in eine fremde Kultur bekommen, andere Menschen und Landschaften kennenlernen, sich in einer neuen Sprache ausdrücken, weiterbilden. Auslandserfahrungen verändern, schärfen den Blick für Fremdes, aber auch für die eigene Heimat. Erin Doherty aus dem amerikanischen Bundesstaat Colorado, zu Hause in dem Zwölfseelen-Dorf Trinchera, kann das nur bestätigen. Seit Juni ist sie auf Reisen, zunächst war sie in Österreich, dann in Deutschland, seit fast drei Wochen wohnt sie auf dem Reilinger Seehof.

Die 24-jährige Amerikanerin sitzt auf der Terrasse, sportlich gekleidet in Jeans und hellbraunem Pullover. Eine sympathische junge Frau, die weiß, was sie will, die Ruhe und Offenheit ausstrahlt, aber auch mit anpacken kann. Ob beim Pflügen auf dem Feld oder bei der Gartenarbeit, flink und willig geht die in der Landwirtschaft groß gewordene Grundschullehrerin der Familie Geng zur Hand.

Vermittelt wurde sie von der amerikanischen Organisation "International 4 - H Foreign Youth Exchange (IFYE)" - in etwa vergleichbar mit dem Bund der deutschen Landjugend (BDL) - die das Programm, dessen Teilnehmer sechs Monate im drei-Wochen-Rhythmus auf verschiedenen ausländischen Höfen zu Gast sind, koordiniert. Die drei letzten Stationen, bevor Erin Doherty sich im Dezember auf die 19-stündige Reise in die Heimat macht, werden ein Hof im hessischen Nidda, nordrhein-westphälischen Senden und niedersächsischen Zetel sein.

In Reilingen fühlt sich die Amerikanerin sehr wohl und interessiert sich für die Arbeit auf dem Seehof. Denn Unterschiede zum elterlichen Betrieb in Colorado gibt es genügend: Allein schon die Größenverhältnisse sprechen Bände. Familie Geng bewirtschaftet 100 Hektar und gehört damit deutschlandweit zu den größeren Höfen, der deutsche Landwirt verfügt im Durchschnitt über 33 Hektar. Zur Ranch der Dohertys hingegen gehören 10000 Hektar.

Unterschiedlich ist auch die Nutzung. Während auf dem Seehof Spargel, Zuckerrüben und Getreide angebaut werden, man Rollrasen produziert und auch noch einige Kühe im Stall hat, nutzen die Dohertys ihre Fläche als Weideland für 400 Kühe.

Andere Länder, andere Sitten. Erin Doherty findet das spannend, mag selbst hautnah erfahren, wie die Menschen anderswo leben. In Reilingen gefällt es ihr, dass die meisten gut in die örtliche Gemeinschaft integriert sind. "Es gibt hier ein Vereinsleben, das sehr aktiv ist und an dem jeder teilnehmen kann", erklärt die 24-Jährige begeistert. Außerdem schätzt sie den Familiensinn der Deutschen und nicht zuletzt das gute Essen.

Positiv ist die Bilanz übrigens auf beiden Seiten: Auch für die Familie Geng ist der Aufenthalt der Amerikanerin eine bereichernde Erfahrung. Für Landwirt Peter Geng steht fest: "Erin ist umgänglich und passt gut zu unserer Familie". Die Idee, bei dem Programm mitzuwirken, kam von Kollege Hartmut Kegel, der schon mehrfach Amerikanerinnen auf seinem Hof hatte, dieses Jahr aber aus terminlichen Gründen absagen musste.

Wer zusammen arbeitet, darf auch gemeinsam das Leben genießen. Und so werden die zahlreichen Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten in der Region sicher in guter Erinnerung bleiben. Der unvergessliche Blick von der Krämergasse auf das Straßburger Münster, das Heidelberger Schloss und die kleinen Altstadtgassen, der Speyerer Dom, der Schwetzinger Schlossgarten. Wunderschöne Orte, die lange nachwirken und deren Erinnerung bestimmt auch im fernen Colorado nicht verblasst. Ein absolutes Muss für die Amerikanerin war nicht zuletzt das Münchner Oktoberfest, das sie vergangenes Wochenende besuchte und bei dem sie vor allem die Menschenmassen und die waschechten Bayern in Lederhosen und Dirndl beeindruckten.

Die schönste Erfahrung in Deutschland? Da lacht Erin Doherty. "Hier in Reilingen darf ich Traktor fahren, das hat mir meine Familie zu Hause nie erlaubt".
Elke Seiler aus SZ, Foto svs
( 01.10.2007 - 08:18)

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