Aus dem Rathaus

Präventionsarbeit beginnt schon im Kinderzimmer

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Sicherheit braucht Prävention. Präventionsarbeit in Sachen Gesellschaft und Gemeinschaft aber bedarf einer planvollen Herangehensweise an deren Grundpfeiler. Dass im Rahmen einer Sicherheitswoche daher auch die Familie in den Fokus rückt, ist klar. Hier wird das Fundament gebildet für eine funktionierende und doch individuelle Gesellschaft. Wie wichtig dabei erzieherische Kompetenzen sind, machten viele Fälle von Gewalt und Übergriffen in den vergangenen Jahren deutlich.

Der Erziehungsauftrag
Die Sozialpädagogin Ute Anders und Sozialarbeiterin Yvonne Schröder waren daher gerne bereit, über die vom Kinderschutzbund angebotenen und von den beiden "Fachfrauen" mit Leben gefüllten "Elternkurse" zu referieren.

"Eltern haben sehr viel Einfluss auf ihre Kinder. Der Erziehungsauftrag beinhaltet auch, sie davon abzuhalten, auf die schiefe Bahn zu geraten", erklärte Polizeisprecher Dieter Klumpp, "dazu aber braucht es das richtige Handwerkszeug wie Regeln, Liebe, Nachsicht, Kommunikation. Das alleine ist schon Prävention."

Auch die 37 Zuhörerinnen und fünf Zuhörer im Neulußheimer Alten Bahnhof - symptomatisch dafür, dass Erziehungsarbeit offenbar noch immer "Frauenpflicht" ist - zeigten sich erstaunt, dass ein Kurs "Starke Eltern - starke Kinder" kein Therapieprogramm für gescheiterte Familien ist, sondern als Wegweiser und Austausch für jedes Elternteil begriffen wird.

Yvonne Schröder erinnerte in diesem Zusammenhang an das gewandelte Bild der Familie und des Erziehungsauftrages in den vergangenen Jahrhunderten. Waren Kinder im Mittelalter noch "Mitläufer", wurde ihnen im 16. Jahrhundert durch die Philosophen die Funktion eines "unbeschriebenen Blattes" zugestanden, Erwachsene sollten die Kinder behutsam an Wissen und Leben heranführen.

Die Möglichkeit, zu entscheiden, wie viel ein Kind weiß und was es erlebt, besteht heute aber nur noch begrenzt. Auch die Erwachsenen müssen lebenslang lernen, oft genug sind ihre "Lehrer" sogar die eigenen Kinder - Stichwort PC oder Videokonsolen.

"Die Welt rückt näher", so Yvonne Schröder. Umso wichtiger seien Grundsätze und eine Vorbildfunktion. "Wenn Ihre beste Freundin am Tisch ein Glas Wein verschüttet, weil sie lebendig von einem Erlebnis erzählte, dann werden Sie die wohl kaum anschreien und sie auffordern, das selbst wegzuwischen", erklärte Schröder und erntete ein Lachen im Publikum.

Warum aber erlebe man genau diese Situation mit dem eigenen Kind? Die Konsequenz könne doch nur lauten: "Nimmt man sich genügend Ruhe, Zeit und Geduld? Habe ich den richtigen Tonfall? Rede ich mit einem Erwachsenen so wie ich es mit dem Kind tue? Nehme ich die positiven Seiten meines Kindes wahr?"

Kommunikation und Respekt
Keine perfekten Eltern sollen am Ende eines Elternkurses stehen, sondern "normale Eltern, deren normale Kinder normale Fehler machen." Der Austausch mit anderen Eltern im Rahmen von zehn Abenden kann da auch unterstützend wirken: "Im Job tauscht man sich als Fachkraft auch aus", wie Ute Anders betonte. Wut, Aggressionen, das leidige Thema Zubettgehen oder auch Pubertät kreativ und respektvoll mit den Kindern umzugehen kann man lernen. Der nächste Kurs findet in Schwetzingen statt.
Anke Koob aus SZ
( 21.07.2008 - 15:48)

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