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"Urgestein" Philipp Bickle geht nach 40 Jahren als Lehrer und Konrektor in den Ruhestand

Am vorletzten Schultag verabschiedete die Lußhardt-Schule einen geschätzten Kollegen in den Ruhestand. In der festlich geschmückten Aula waren neben den Lehrern der Schule nahezu 100 andere Ehrengäste erschienen, um sich von dem Neulußheimer Konrektor zu verabschieden.
Eingangs hatte der Grundschulchor unter Leitung von Christa Freitag und Ute Bürkle am Klavier mit dem englischen Lied "Good bye" bereits auf den Abschied vorbereitet. Zwei weitere Orffbeiträge erfreuten die Gäste, ehe Hausherr Rektor Peter Scholl in seiner Begrüßungsrede sich erfreut zeigte, dass so viele Weggefährten des Konrektors zu der Verabschiedungsfeier gekommen seien. Besonders begrüßte er Schulrat Frank Schäfer vom Amt für Schulaufsicht und Schulentwicklung beim Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises, wie das Staatliche Schulamt heute heißt und Herrn Schulamtsdirektor i. R. Hilmar Gund. Neben Bürgermeister Gerhard Greiner, einer Abordnung des Gemeinderates und einigen Amtsleitern vom Rathaus wurden auch der ehemalige Bürgermeister und Ehrenbürger Ewald Butz, Schuldekan Kurt Glöckler, Pfarrer Uwe Sulger, die Vorsitzende des Elternbeirates Rita Lehmayer und die jetzigen und früheren Leiter der Volkshochschule Hockenheim Wolfram Klein und Josef Diller begrüßt.
"Fasse Dich kurz!"
In dem weiteren kurzweiligen Programm hielten sich alle an ein von Konrektor Philipp Bickle mitgebrachtes nostalgisches Emailleschild, wie es früher in den Telefonzellen hing. Auf ihm war zu lesen:"Fasse Dich kurz! Nimm Rücksicht auf die Wartenden."
So erinnerte Bürgermeister Gerhard Greiner daran, was in den 40 Jahren des Pensionärs anders geworden sei. Die "alte" namenlose Schule in der Hockenheimer Straße sei zu eng geworden. Am Ende der Kornstraße sei nur freies Feld gewesen und so habe man dort die "Lußhardt-Schule", wie man sie jetzt nannte, erbaut. Die Hardthalle, das Haus der Feuerwehr und schließlich ein ganzes Neubaugebiet wurde angeschlossen.
Bickle habe stets versucht, so der Bürgermeister weiter, die Schüler zu einsichtigem Handeln zu bringen, um sie so auf das Leben vorzubereiten. Mit einigen Versen eines indianischen Dorfältesten skizzierte Bürgermeister Greiner Erziehungsziele, wie sie auch für Philipp Bickle galten: "Ich will wissen, ob du einen anderen enttäuschen kannst, ohne deine eigene Seele zu verraten. Ich will wissen, ob du treu sein kannst und darum vertrauenswürdig." Unter dem Beifall der Gäste überreichte er an den Pensionär eine Collage mit Neulußheimer Motiven, welche von R. Buwing gefertigt wurde.
"Mitten aus dem Schulleben"
Mit einem lustigen Theaterstück, "Aus dem richtigen Schulleben", wie es hieß, hatte sich Jutta Thomann mit der Grundschul-AG bald große Freude beim Publikum gemacht und die Lacher auf ihrer Seite. Typisch aus dem "Schulalltag" wurden der Pensionär und andere Lehrer der Schule so wirklichkeitsnah gezeichnet, dass man sie lieben musste. Schuldekan Kurt Glöckler, der im Winter 1968 als Praktikant in der Klasse des damaligen Junglehrers Philipp Bickle gewesen war, erinnerte sich gern an die Neulußheimer Zeit. In denkwürdigen Worten hielt er auch einen Rückblick über "halbe Sachen". Dabei zitierte er aus dem Lied von Matthias Claudius: "Seht ihr den Mond dort stehen. Er ist nur halb zu sehen, doch ist er rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehen."
Dr. Karl-Ludwig Ballreich, einstiger Schüler der Klasse, welche 1971 von dem Pensionär nach sieben gemeinsamen Schuljahren in der neuen Schule entlassen wurde, erinnerte sich an viele gemeinsame Unternehmungen, an den Umzug von der alten in die neue Schule oder den Schullandheimaufenthalt.
Verkehrslotsen auf alter B 39
Konrektor Bickle wusste ebenfalls noch viele Einzelheiten und hatte aus dem Archiv der Schule den Umhang, die Mütze und die Kelle der Verkehrslotsen mitgebracht, mit welchen diese damals den Mitschülern über den Zebrastreifen halfen, denn vor der Schule führte die viel befahrene B 39 mitten durch die Ortschaft. Heidi Roß von der SPD-Fraktion des Gemeinderates hatte zum Abschied für den Pensionär ein Bild des damaligen Erstklässlers mitgebracht und dankte dem Jubilar für seine Neulußheimer Tätigkeit.
Den dienstlichen Rückblick gab Rektor Peter Scholl. Er führte aus, dass Philipp Bickle seit 39 Jahren und neun Monaten an der Schule, also seit fast 40 Jahren sein ganzes Lehrerleben, seine Kraft und Energie für die Lußhardt-Schule eingesetzt habe. Im Jahre 1965 kam der damalige 24 jährige Lehrer an die hiesige Schule. 1987 wurde er zum Konrektor ernannt und geht nun nach 18 Jahren ein Jahr vorher in den Ruhestand.
Wörtlich sagte Rektor Scholl: "Philipp Bickle war und ist ein Lehrer aus Berufung mit Freude und Spaß beim Unterrichten, mit Geschick, Freundlichkeit und Sicherheit im Umgang mit Kindern, innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers." Er sagte weiter, dass der Ruheständler dank seiner Ausbildung in allen Fächern stets bereit gewesen sei ausfallenden Unterricht zu übernehmen.
Immer alles beschafft
Er selbst sei fast immer an der Schule gewesen, sodass er in 40 Jahren nur um die 20 Tage gefehlt habe. Der Pensionär sei zu allen Kollegen und Kolleginnen stets hilfsbereit gewesen. Selbst ausgefallene Gegenstände habe er beschaffen können. Vom Kostüm für den Nikolaus und Christkind. Selbst geschichtliche Gegenstände aus dem Archiv des Reilinger Heimatmuseums seien stets zur Verfügung gewesen. Mit einem Augenzwinkern sagte Scholl: "Hier profitierten wir alle von seiner Sammelleidenschaft, von seinem Hobby, der Heimatforschung und von seinen immer erfolgreichen Ausflügen auf die Flohmärkte der Umgebung und in Berlin."
Rektor Scholl bedankte sich ebenfalls für das jahrelange kollegiale Zusammenarbeiten in der Schulleitung und für das herzliche Verhältnis untereinander und wünschte dem Pensionär eine gute, glückliche und erfüllte Zeit im Ruhestand. Mit der Übergabe der Urkunde des Regierungspräsidiums Karlsruhe und mit einem Blumenstrauß für die verständnisvolle helfende und humorvolle Ehefrau Hildegard nahm nun auch das Kollegium Abschied.
Einen Koffer in Berlin...
Mit den Liedern: "Ich hab noch einen Koffer in Berlin" und "When I'm sixty four" füllten sie einen Koffer mit allen möglichen und unmöglichen Gegenständen für eine Berlinreise. Dazu gab es aber noch ein Klapprad mit Gangschaltung, ein selbst gestaltetes Lehrerbuch und eine Grußkarte mit allen Unterschriften.
Hier hätte das Programm zu Ende sein sollen. Aber zu aller Überraschung schallte noch die Schelle des Dorfbüttels durch die Aula. Die Großherzogin "Hilda" (alias Hildegard Bickle) verkündete, dass sie zur Verabschiedung gekommen sei, um mit einem Käsekuchen der großherzoglichen Bäckerei die Anwesenden zu erfreuen. Mit dem Badnerlied, gekonnt begleitet von einem Quartett des Musikvereines Harmonie, kehrte ihre großherzogliche Majestät wieder nach Karlsruhe zurück.

Abschiedsbrezel für alle
Am Ende des Programms bedankte sich der Neu-Pensionär bei allen Beteiligten für die langjährige Zusammenarbeit oder für die Mitwirkung beim Programm. und lud zu einem ländlichen Büfett ein. Am nächsten Tag hatten aber alle Schüler der Schule Gelegenheit, dem Pensionär die Hand zu drücken und "Auf Wiedersehen zu sagen!". Alle kamen in der Aula vorbei und bekamen als Dankeschön eine Abschiedsbrezel. htz
( 01.08.2005 - 10:23)

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