Ortsgeschichte

Bestattungen im Wandel der Zeit ...
„Leicht“, so nannte man den Beerdigungszug damals

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Bis zum Jahre 1957 (Mai) gab es in Reilingen keine Leichenhalle. Die Verstorbenen wurden normalerweise drei Tage lang zu Hause aufgebahrt. Am Beerdigungstage wurden sie mit dem Leichenwagen abgeholt und in einem feierlichen Begräbniszug bei jedem Wetter zum Friedhof geleitet. War ein kleines Kind gestorben, dann wurde um1920 der Kindersarg von der Leichenfrau mit einem Kinderwagen, der einen aus Weiden geflochtenen Aufbau besaß, auf den Friedhof gefahren. In späteren Jahren fuhr eine Pferdekutsche mit den nächsten Angehörigen auf den Friedhof.
Der Leichenwagen und die Pferdekutsche waren im Spritzenhaus in der Kirchenstraße untergebracht.

Unsere heutige Aufnahme wurde uns von der Familie Woldemar Uhlmann zur Verfügung gestellt. Sie zeigt eine der letzten Beerdigungen, welche in Reilingen vom Trauerhaus aus stattfanden.
Der ehemalige Reilinger Ortspolizist Abraham Eichhorn wurde am 22.9.1956, an einem Sonntag, beerdigt.
Es war ein warmer Herbsttag, und die Männer des Sängerbundes und der evang. Kirchenchor zogen der „Leicht“, wie man den Beerdigungszug nannte, voran. Beim Einzug in den Reilinger Friedhof bewegte sich eine unendlich große Trauergemeinde hinter dem Leichenwagen her. Dies war ein Zeichen der Wertachtung für den Verstorbenen, aber zugleich bei den heutigen Verkehrsverhältnissen auf der vielbefahrenen B 39 fast undenkbar. Der Lenker des Leichenwagens war Ludwig Heilmann aus der Friedrichstraße. Aushilfsweise fuhr auch manchmal Adam Christ aus der Hauptstraße.
Es sei hier auch erlaubt hinzuzufügen, dass wir seit Jahren nach einem Bild des Reilinger Leichenwagens suchten, ehe uns Herr Uhlmann das Foto von der Beerdigung seines Schwiegervaters im Dezember 1981 bei der Bilderausstellung im Lutherhaus zur Verfügung stellte. Sicher ruhen noch in manchem Familienalbum weitere wertvolle Bilder zur Reilinger Geschichte.

Philipp Bickle, Repro: Ph. Bickle
( 05.11.2007 - 11:35)

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