Ortsgeschichte

Wendelinskirche steht seit hundert Jahren

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In frühen Geschichtsquellen ist zu lesen, dass Reilingen kirchlich gesehen zur Georgspfarrei in Hockenheim gehörte und am Ort keine Gottesdienste stattfanden. Während die "ecclesia parochialis in Hochekein, Spirensis diocesis" bereits 1364 zum ersten Mal schriftlich bezeugt wird, findet ein Kapellenbau in Reilingen erst Mitte des 15. Jahrhunderts eine Erwähnung.

In "Moßpach uff Donnerstag nach sant Peterstag anno dom. 1446" hatte Pfalzgraf Otto einen Brief verfasst, in dem er "unsers dorffleins Reutlingen, by Wersaw gelegen" erwähnte, wo "ein neu Kapell in Ere sant Wendels des heyligen beichtigers geweyhet werden soll". Von einer Pfarrkirche in Reilingen ist erstmals im Jahr 1451 zu lesen: "ecclesia parochialis Sancti Wendalini confessoris in Ruttlingen Spirensis dyocesis".

Da es zwischen Hockenheim und Reilingen immer wieder zu Streitereien wegen des Opfergeldes und anderer Kirchenbesitztümer kam, wurden 1498 klare Verhältnisse zwischen den beiden Nachbardörfern geschaffen. Die Reilinger Pfarrgemeinde wurde zum Kirchweihfest selbständig Georg Platz zum ersten Pfarrer ernannt.

Die Gemeinde Reilingen musste sich verpflichten, "die neue Pfarrkirche zu Reilingen an Bau und sonst mit allen geistlichen Gezierden ewiglich zu handhaben. So es not sein würde, eine neue Kirche zu bauen, ohne Erfordernis oder Hilfe des Patrons der Mutterkirche zu Hockenheim".

Als die vorgesehenen Mittel zum Kirchenneubau nicht ausreichten, verschickte Pfalzgraf Philipp 1500 für "sein Reitling" einen Bittbrief, in welchem er bei Fürsten, geistlichen und weltlichen Regenten, allen Edlen und Amtsleuten um eine Spende bat.

Die zum Bistum Speyer gehörende Pfarrgemeinde wechselte mit den kurpfälzischen Landesherren immer wieder die Religion. Die Kirche in Reilingen wurde durch die Kurpfälzische Religionsdeklaration vom 21. November 1705 den Protestanten zugesprochen, die Hockenheimer Georgskirche bekamen die Katholiken in beiden Dörfern. Reilingen war wieder zu einer Filialgemeinde geworden.

In einer Eingabe vom 21. Mai 1738 an den Kurfürsten suchten die 212 Katholiken in 41 Familien darum nach, wieder einen eigenen Sonn- und Feiertagsgottesdienst in Reilingen abhalten zu dürfen, was aber von der geistlichen Administration in Heidelberg abgelehnt wurde, "da Reylingen nur eine halbe Stunde von Hockenheim und nicht viel weither von Schwetzingen und Walldorff entlegen, es nicht vonnöthen sey, einen eigenen Pfarrer dorthin anzuordnen".

Dem bischöfliche Ordinariat in Speyer gelang es 1743 nach zahllosen diplomatischen Verhandlungen, für Reilingen "die Concession, in der unter dem Rathaus erfindlichen alten Capell sacra administriren zu lassen".

Nach erneutem Streit mit Hockenheim hielt ein Ordensgeistlicher aus Waghäusel die Gottesdienste ab. Nach längerem Bitten wurde am 16. März 1763 der "Haltung eines Kaplans" in Hockenheim zugestimmt, der zukünftig die Wendelinsgemeinde zu versorgen hatte.

Mit den Jahren wurde die Wendelinskapelle beim alten Rathaus in der Hauptstraße zu klein, aber erst 1787 wurde dem Neubau einer katholischen Kirche zugestimmt. Die vom fürstbischöflichen Erzdiakonat in Bruchsal genehmigte Bausumme von 1 566 Gulden wurde erheblich überschritten.

Da sich das Bistum ebenso wie die kurfürstliche Verwaltung weigerte, diese Differenz zu übernehmen, geriet die katholische Pfarrgemeinde in Reilingen in eine finanzielle Notlage. Dass dieser Schuldenberg größtenteils bis 1810 abgetragen werden konnte, lag daran, dass die Gemeinden Seckenheim, Wieblingen und Eppelheim ihre Kollekten und Beiträge zur Restfinanzierung des Reilinger Kirchenneubaus abliefern mussten.

Da der Kirchenturm bereits als baufällig bezeichnet wurde, beantragte der Stiftungsrat mit Bericht vom 26. Februar 1889 die Entsendung eines Architekten zur Ermittlung eines geeigneten Bauplatzes für die neue Kirche. Das Erzbischöfliche Bauamt und die katholische Gemeindeversammlung sprachen sich dafür aus, die neue Kirche "auf dem Platz längs einer in allernächster Zeit zu eröffnenden Straße bei der neuen evangelischen Kinderschule" zu errichten.

Als Kirchenbauplatz erwarb man am 1. Februar 1894 zunächst die Anwesen des Jakob Eichhorn III, des Josef Kneis IV und des Küfers Adam Nikolaus Claus und kaufte am 9. November 1899 noch das Anwesen der Metzgerei Feist-Kahn Wwe. hinzu. So standen für den Kirchenneubau 26,68 Ar zur Verfügung.

Nach Genehmigung der Baupläne wurden die Bauaufträge am 23. März 1901 erteilt. Der Einzug in die neue Kirche erfolgte schließlich am 4. Adventssonntag 1903. Die feierliche Konsekration (Weihe) der Kirche wurde von Weihbischof Dr. Friedrich Justus Knecht im Mai 1905 vorgenommen.

Die alte Wendelinskirche auf dem heutigen Dorfplatz wurde 1904 abgerissen, das Gelände an die politische Gemeinde verkauft. og
( 13.10.2003 - 09:42)

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