Aus dem Rathaus

"Fiesta Italiana für König Spargel"
Spargel auf italienisch: mit Spiegelei

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Was haben die italienische Gemeinde Mezzago und Reilingen gemeinsam? Richtig – den Spargel. Und selbstverständlich isst man im „Land der Pizza und Pasta“ Spargel mit breiten Nudeln genauso gerne wie in Reilingen. Aber das ist noch nicht alles, was die beiden Spargelgemeinden verbindet: auch Mezzago liegt in unmittelbarer Nachbarschaft einer Rennstadt – nämlich Monza.

Vor nunmehr fünf Jahren hatte man sich in der norditalienischen Gemeinde entschlossen, den heimischen Spargelanbau zu intensivieren. Dazu suchte man Kontakt zu Spargelanbauern in Deutschland, um sich vor allem fachlich auszutauschen und landete in Reilingen.

Seit dem ersten Besuch einer kleinen Gruppe aus Mezzago im Juni 2002, mit dem damaligen Bürgermeister Vittorio Pozzati an der Spitze, hat sich aus dem anfänglichen Erfahrungsaustausch eine richtige Freundschaft zwischen den Spargelgemeinden entwickelt.
Das wurde jetzt deutlich, als im Mai einige Mitglieder des Förderkreises Spargelanbau im Rhein-Neckar-Kreis, darunter auch der Vorsitzende Peter Geng und Bürgermeister Walter Klein, beim Spargelfest in Mezzago waren, um der Einladung, welche die Italiener bei ihrem Besuch in Reilingen im letzten Jahr ausgesprochen hatten, Folge zu leisten.
Als die Reilinger um die Mittagszeit in Mezzago eintrafen, wurden Sie dort von Antonio Colombo, dem neuen Bürgermeister, schon erwartet. Er begrüßte die Gruppe und besonders seinen deutschen Kollegen Walter Klein sehr herzlich und lud dann nach einem kleinen Begrüßungstrunk ins Gemeindehaus zum Mittagessen ein. Gute Tradition dabei ist es seit Jahren, dass die Bürgermeister von 14 Gemeinden der Provinz Milano, zu der auch Mezzago gehört, in dem geschmackvoll restaurierten Gewölbesaal anlässlich des Spargelfestes zu einem gemeinsamen Mittagessen zusammenkommen. Für Antonio Colombo war der Besuch des Reilinger Kollegen eine willkommene Gelegenheit, Walter Klein mit Michele Faglia, dem Bürgermeister von Monza, bekannt zu machen. „Hockenheim ?, oh, ja“, schwärmte Faglia, da würde er sich auch mal gerne ein Rennen anschauen!

Sage und schreibe 800 Essen werden während des Spargelfestes an jedem Maiwochenende im Gewölbesaal des Gemeindehauses serviert. Etwa 100 (!) Ehrenamtliche sind dabei im Einsatz, erledigen vom Spargelschälen über das Kochen der vielfältigen Speisen, dem Getränkeausschank und dem Servieren einfach alles. Vor dem Gebäude bilden sich mitunter lange Schlangen. „Manchmal stehen die Leute hier eine Stunde lang und warten, bis ein Tisch frei wird“, erklärt Jürgen Berenbruch, der als Übersetzer fungiert, den staunenden Reilinger Gästen. Wenn das nicht für Qualität spricht…

Wer dachte, in Sachen Spargelgerichte schon alles ausprobiert zu haben, wurde beim anschließenden Essen eines Besseren belehrt. Ob als Risotto, Lasagne oder Spargel mit Spiegelei und Parmesan, der Vielfalt der Gerichte rund um das Edelgemüse waren hier keine Grenzen gesetzt. Selbst das Dessert zierte ein täuschend echt aussehender Spargel aus weißer Schokolade.

Wenn man einen Besuch macht, ist es üblich ein Gastgeschenk mitzubringen, und die Reilinger hatten 50 Pfund besten Reilinger Spargel sowie einige Flaschen „Spargelgold“ im Gepäck. Von Peter Geng liebevoll in den mitgebrachten Spankörbchen arrangiert und überreicht, erntete das königliche Gemüse viele bewundernde Blicke. „Sono bianchi?!“ - Die sind ja ganz weiß! stellten die Gastgeber erstaunt fest. In Mezzago ist der „Asparago rosa“ ein weit bekanntes Markenzeichen, das rosa-violette Spargelköpfchen ein Qualitätsmerkmal.
Auch der mitgebrachte Spargelschnaps fand großen Anklang, schnell wurden Schnapsgläser herbeigeholt, schließlich musste das sofort probiert werden.

Wie jedes Jahr werden am vorletzten Maisonntag in der Ortsmitte die Straßen für den Verkehr gesperrt. Überall sind weiße Pavillons aufgebaut, von Schmuck und Kunst über Kitsch und Trödel ist alles zu haben. Dazwischen immer wieder Stände, an denen frischer Spargel verkauft wird. Man ist stolz auf das heimische Markenprodukt „Asparago rosa di Mezzago“. Käseköstlichen können ebenso probiert werden wie Esels- oder Pferdesalami und edler Parmaschinken mit Melone. Überall werden die Gäste aus der deutschen Spargelgemeinde freundlich begrüßt. So stellt man sich ein Fest rund um den Spargel vor.

Neben dem Besuch des Spargelfestes ist natürlich auch die Besichtigung einer Spargelanlage, die nicht minder interessant ist, vorgesehen. Wer einmal gesehen hat, wie der Spargel hier geerntet wird, wundert sich nicht mehr, warum die Spargelköpfe rosa sind. Risse im betonharten Boden sind selbst von den geschulten Augen der Reilinger Spargelanbauer nicht zu erkennen. Man lässt den Spargel einfach ein paar Zentimeter aus dem Boden wachsen, sticht ihn mit dem Spargelmesser tief unten ab und zieht ihn mit der anderen Hand heraus.
Um einiges an Erfahrungen reicher, mit neuen Ideen, kulinarischen Spezialitäten und dem Versprechen, dass dies gewiss nicht die letzte Begegnung zwischen „Asparagi und Spargel“ war, brachen die Reilinger am Sonntagnachmittag wieder in Richtung Heimat auf. Natürlich nicht, ohne vorher noch einmal ein „königliches“ Menü genossen zu haben.
Ja – in Mezzago wird der Spargel gefeiert, wie es sich für einen „König“ gehört.
AB
( 03.06.2006 - 14:51)

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Bürgermeister Klein mit seinen italienischen AmtskollegenBürgermeister Walter Klein mit seinen Amtskollegen aus Monza, Michele Faglia, und Mezzago, Antonio Colombo (v.r.n.l.)

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