Pfarrer Grabetz erteilt erstmals den Segen für die Pferde

Kirche

Pfarrer Grabetz erteilt erstmals den Segen für die Pferde

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Den zahlreichen Zuschauern vor der katholischen Kirche in Reilingen bot sich am Sonntag nach dem Festgottesdienst ein faszinierendes Bild: Etwa 100 Pferde, nicht nur vom örtlichen Reiterverein, auch aus den Nachbargemeinden, kamen mit ihren Reiterinnen und Reitern die Straße entlang und erbaten von Pfarrer Jürgen Grabetz die Segnung mit Weihwasser.

Auch ungefähr zehn bis zwölf Kutschen, darüber hinaus eine Gruppe kleiner Ponys, sogar ein Hund, nahmen an der Prozession teil. Wer nervöser gewesen war - die Vierbeiner oder der Gottesmann, für den es die erste Pferdesegnung seines Lebens war -, das ließ sich für Außenstehende nicht ausmachen.

Einige Pferdebesitzer zogen während der Zeremonie respektvoll den Hut und bekreuzigten sich, für andere hatte neben dem religiösen auch der gesellige Aspekt dieses alten Brauchtums, das in Reilingen schon seit mehreren Jahren durchgeführt wird, einen hohen Stellenwert.

Die Tradition der Pferdesegnung wird besonders in Österreich und Bayern, aber auch in der Pfalz gepflegt. Früher, in der rein bäuerlich geprägten Gesellschaft, galten Haustiere als sehr wertvoll. Besonders die Pferde waren als Zugtiere und treue Reisebegleiter geschätzt. Mit der Segnung hat man um die Gesundheit der Tiere gebeten, damit sie dem Menschen noch lange als Freunde erhalten bleiben.

Dass die Pferdesegnung, die auf großes Interesse bei der Bevölkerung stieß, in Reilingen im Rahmen des Wendelinsfestes stattfindet, ist kein Zufall. Der Namensgeber der katholischen Pfarrgemeinde nämlich ist der Schutzheilige der Hirten und Herden, des Viehs, der Schäfer und Bauern. Über seine Herkunft weiß man nichts Genaues, um so mehr Legenden ranken sich um sein Leben.

Dieser Heilige wird als Schutzpatron für Flur und Vieh im ganzen süddeutschen Raum verehrt. Wendelin soll im 6. Jahrhundert als fränkischer Einsiedler und Mönch gelebt haben. Der irische Königssohn verzichtete der Überlieferung nach auf den Thron, um Gott in der Einsamkeit dienen zu können. Im Anschluss an eine Wallfahrt nach Rom begann er in der Wildnis von St. Wendel bei Trier ein Einsiedlerleben und übernahm auch Hirtendienste bei einem Edelmann.

Die Pferdesegnung war sicher ein Höhepunkt, aber nur eine der zahlreichen Attraktionen des Wendelinsfestes. Eröffnet wurde die zweitägige Veranstaltung vom Schülerchor der Friedrich-von-Schiller-Schule bereits am Samstagmittag. Die musikalische Unterhaltung stand, neben dem gemütlichen Beisammensein, an erster Stelle.

So haben die Mädchen und Jungen der katholischen Kindergärten St. Josef und St. Anna an beiden Tagen ihre Eltern, Großeltern, Verwandte und andere Gemeindemitglieder mit fröhlichen Singspielen und Liedern erfreut. Eindrucksvoll haben auch der katholische Kirchenchor "Cäcilia", der Frauensingkreis, die Bläser der Klasse 6c der Hockenheimer Theodor-Heuss-Realschule sowie der Sängerbund und die Musikfreunde ihre Auftritte absolviert.

Der Frühschoppen am Sonntagmorgen, unmittelbar nach der Pferdesegnung und vor dem Mittagsbuffet, wurde vom Hohner-Akkordeon-Orchester begleitet.

Den reich bestückten Basar im Josefshaus hat einmal mehr die Pfarrgemeinderätin Monika Kuhn zusammen mit ihrem altbewährten Team organisiert; er wurde von den elf Damen des Handarbeitskreises sowie dem Bibelkreis und den Eltern der Kindergärten St. Anna und St. Josef bestückt.

Schon nach dem ersten Tag hat etwa die Hälfte der Vasen und Kerzen, der Kinder-Strickpullis und der gehäkelten Kleiderbügel den Besitzer gewechselt. Aber auch selbst eingekochte Marmeladen nach Großmutters Rezept fanden reißenden Absatz. Und die Bastelarbeiten zur Dekoration für die heimelige Atmosphäre zuhause und Bilderrahmen aus Holz für Fotos von den Liebsten waren ebenso begehrt wie die kunstvoll gestalteten Grußkarten für verschiedene Anlässe. Mit dem Erlös aus Basar und Kuchenverkauf des Wendelinsfestes soll in diesem Jahr eine Rampe zur Kirche finanziert werden.

Am Montagnachmittag fand das diesjährige Wendelinsfest seinen Abschluss mit dem Seniorenprogramm, das der Kindergarten St. Josef gestaltet hat. az aus SZ

( 20.10.2005 - 17:30)

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