Umwelt

Klimawandel

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Gegen den Klimawandel engagiert sich nur derjenige, der persönliche Folgen befürchtet. Dieses Ergebnis zweier Naturwissenschaftler ist zwar auf den ersten Blick nicht überraschend. Und doch betreten die Forscher damit Neuland, weil sie mit einem einfachen Experiment einen Weg finden, auf dem drängende Probleme wie der Klimawandel gelöst werden können.

Im Jahr 2050, da sind sich die im Weltklimarat IPCC zusammengeschlossenen Klimaforscher einig, dürfen nur noch halb so viele Treibhausgase in die Luft geblasen werden wie 2007. Dafür aber müssten sechseinhalb Milliarden Menschen auf der Erde unter einen Hut gebracht werden und ein klimabewusstes Verhalten an den Tag legen. Ist das auf freiwilliger Basis überhaupt möglich, fragen sich nicht nur Klimaforscher? Schließlich denkt der Einzelne leicht, wieso soll ich mich engagieren, wenn mein Nachbar und einige andere das auch nicht kümmert und so insgesamt zuwenig gegen den Klimawandel getan wird? Da fährt der Nachbar einen dicken Geländewagen mit entsprechend hohem Treibstoffverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß. Oder auf dem internationalen Parkett will der transatlantische Nachbar USA beim Klimaschutz partout nicht mitziehen.

Alles reine Spieltheorie
Genau diese Situation haben Max-Planck-Forscher anhand eines Experiments simuliert: Daran nahmen 30 Gruppen mit jeweils sechs Studenten teil. Jeder von ihnen bekam 40 Euro Startguthaben, von dem er in den zehn Spielrunden seiner Gruppe jeweils keinen, zwei oder vier Euro für Klimaschutz einsetzen konnte. Sobald bei einer Gruppe 120 Euro Klimaschutzgebühr zusammengekommen war, wurde das Spiel abgebrochen und jeder Student durfte das noch auf seinem Konto befindliche Geld einkassieren. Das Erreichen des Klimaschutzziels wurde als gut belohnt.

Waren nach zehn Runden aber keine 120 Euro Klimaschutzgebühr in der gemeinsamen Kasse, verlor jeder Einzelne sein restliches persönliches Guthaben mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn, fünfzig oder neunzig Prozent. Die Wahrscheinlichkeit war bei jeder Gruppe von vorneherein festgelegt, ob man das Geld tatsächlich verlor, ermittelte nach der zehnten Runde ein Zufallsgenerator im Computer. Nach jeder Runde wurden jedem der sechs Studenten die sechs eingezahlten Einzelbeträge gezeigt, allerdings erfuhr niemand, wer welche Summe gezahlt hatte. Die Strategien seiner Mitspieler konnte so jeder Einzelne verfolgen, aber niemand konnte sein Gesicht wegen mangelnder Anstrengungen verlieren oder Reputation gewinnen, weil er überdurchschnittlich im Klimaschutz engagiert war.

Wie im richtigen Leben
Theoretisch würden jeden Studenten sichere 20 Euro erwarten, wenn jeder der sechs Mitspieler in jeder Runde zwei Euro in die Kasse zahlt. Das klappt nur, wenn man sich auf die anderen verlassen kann. Wie im richtigen Leben tauchen in der Spieltheorie auch Trittbrettfahrer auf, die keinen oder niedrige Beiträge zahlen und hoffen, dass die anderen sich so stark engagieren, dass es insgesamt reicht. Dann wäre der eigene Gewinn höher als beim Zahlen der angemessenen zwei Euro pro Runde. Erwartungsgemäß war die Zahl der Trittbrettfahrer umso größer, je niedriger die Wahrscheinlichkeit des Gesamtverlustes bei Nichterreichen der 120 Euro Klimaschutzgebühr war.

Die Forscher wollten aber wissen, unter welchen Bedingungen das Klimaschutzziel überhaupt erreicht oder verfehlt werden kann: Keine der Gruppen mit zehn Prozent Verlustwahrscheinlichkeit und nur eine Gruppe mit 50 Prozent Verlustwahrscheinlichkeit bei Nichterreichen der Klimagebühr von 120 Euro kamen an dieses Ziel. Aber auch bei neunzig Prozent Verlustwahrscheinlichkeit hatte nur die Hälfte der Gruppen ihre 120 Euro zusammen.

Damit war klar: „Das gemeinsame Klimaschutzziel lässt sich in einer freien Gemeinschaft nur erreichen, wenn jeder Einzelne überzeugt ist, dass ein Versagen sehr wahrscheinlich Folgen für ihn selbst hat.“ Diese Folgen können Extremhochwasser wie die Elbeflut im Jahr 2002 oder auch Flüchtlingsströme aus Afrika sein.

Klimaschutztipps

1. Fahren Sie weniger Auto und dafür mehr mit dem Fahrrad, oder gehen Sie mehr zu Fuß. Sechzig Prozent aller Autofahrten sind nämlich kürzer als fünf Kilometer – und die schaffen Sie spielend mit dem Radl. Damit können Sie auch auf Ihren täglichen Wegen eine Menge tun für Ihre Gesundheit – und fürs Klima.

2. Nutzen Sie professionell organisiertes Carsharing. Verzichten Sie also aufs eigene Auto und teilen statt dessen ein Fahrzeug mit anderen. Jedes Carsharing ersetzt im Schnitt vier bis acht private Autos. Carsharing-Teilnehmer fahren insgesamt weniger mit dem Wagen und nutzen mehr Bahn, Bus und Fahrrad.

3. Bilden Sie Fahrgemeinschaften auf dem Weg zur Arbeit. Nähmen Sie nur eine Kollegin oder einen Kollegen mit, sparten Sie schon 50 Prozent Sprit. Für den Fall eines Acht-Liter-Autos und 220 Arbeitstagen macht dies bei einem Arbeitsweg von 30 Kilometern hin und zurück eine jährliche CO2-Ersparnis von mehr als 600 Kilogramm.

4. Fliegen Sie nicht innerhalb Deutschlands, fahren Sie weniger Auto, statt dessen mehr Bahn. Pro Person belastet ein Hin- und Rückflug von Stuttgart nach Berlin das Klima mit etwa 188 Kilogramm CO2. Die gleiche Reise im ICE verursacht nur 64 Kilogramm CO2. Auf Geschäftsreisen können Sie sich im ICE nebenbei auch noch auf Termine vorbereiten, sind entspannter und kommen ausgeruhter ans Ziel. Eine Autofahrt in einem Mittelklasse-Diesel-PKW von Stuttgart nach Köln und zurück belastet das Klima mit 132 Kilogramm; die gleiche Reise im ICE verursacht nur 31 Kilogramm.

5. Wenn schon Auto, dann eines mit geringem Spritverbrauch. Statt acht Liter pro 100 Kilometer und 190 g CO2/km gibt es voll familientaugliche Fünf-Liter-Autos mit 120 g CO2/km. Tipps zum Kauf eines klimafreundlichen Autos finden Sie unter www.besser-autokaufen.de

Weitere 54 Tipps zum persönlichen Klimaschutz gibt der BUND Baden-Württemberg unter http://www.ja-zum-energiesparen.de.

Roland Knauer / Umweltkommunal
( 24.10.2008 - 09:33)

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