Kirche

Ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Sterben?

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Niemand möchte einsam und unter großen Schmerzen sterben. Doch wie kann ein würdevoller Tod gestaltet werden und wer kann dazu beitragen? Das katholische Bildungswerk, der ökumenische Arbeitskreis Reilingen und der Hospizdienst der kirchlichen Sozialstation Hockenheim hatten zu dem Vortragsabend "Die Würde des Menschen am Ende seines Lebens" anlässlich der "Woche für das Leben" am Montagabend in das Don-Bosco-Haus geladen und dazu angeregt, sich mit diesem sensiblen Thema auseinanderzusetzen. Es referierten Dr. Albert Käuflein, Leiter des Roncalli-Forums Karlsruhe, Martina Brixner von der Palliativstation des Diakonissen-Krankenhauses Speyer sowie Beate Bikowski vom ambulanten Hospizdienst der kirchlichen Sozialstation Hockenheim.

"Tod und Sterben ist durch die Medien allgegenwärtig in unserem Leben, gleichzeitig wird Tod und Sterben aber auch verdrängt", machte Käuflein auf das auffällige Paradox in unseren Köpfen aufmerksam. Dennoch sei ein neues Interesse der Menschen an der Auseinandersetzung mit dem Tod festzustellen und der Ruf nach einem menschenwürdigen und selbstbestimmten Sterben werde immer lauter. Käuflein sah dies in der Angst davor begründet, am Ende des Lebens der Intensivmedizin und lebensverlängernden Maßnahmen ausgeliefert zu sein.

Käuflein als Moraltheologe plädierte dafür, dass die aktive und direkte Sterbehilfe (Tötung des Patienten auf Verlangen beziehungsweise die Intention des Arztes, den Patient zu töten) auch in Zukunft abgelehnt werden müsse, wohingegen passive und indirekte Sterbehilfe (Absetzung lebensverlängernder Behandlungen beziehungsweise Zulassen des Todes) unter bestimmten Voraussetzungen vertretbar sei.

Als Gründe führte Käuflein an, dass mit der Erlaubnis von aktiver und direkter Sterbehilfe, wie das in Holland praktiziert werde, eine das Leben grundsätzlich schützende Grenze eingerissen und eventuellem Missbrauch Tür und Tor geöffnet werde. Außerdem würde mit einer Akzeptanz dieser Vorgehensweise der Druck auf Schwerkranke, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, wachsen. Als stützendes Argument für seine These führte Käuflein auch die Tatsache an, dass der Sterbewunsch in vielen Fällen nachlasse, wenn eine Schmerztherapie Wirkung zeige und der Kranke menschliche Zuwendung erfahre.

Beate Bikowski stellte in ihren Ausführungen die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes der kirchlichen Sozialstation Hockenheim vor. "Wir sind für jeden da, unabhängig von seiner persönlichen Weltanschauung und Religion, für Sterbende wie auch für Angehörige. Dabei ist unser Angebot für die Betroffenen kostenfrei", erklärte Bikowski. Das Ziel des Hospizdienstes sei es, ein menschenwürdiges Leben bis zuletzt mit möglichst wenig Schmerzen zu ermöglichen, wobei die Individualität des Menschen und ein ganzheitlicher Ansatz entscheidend sei.

Der Hospizdienst unterstützt krankende und sterbende Menschen in Form von Hausbesuchen, begleitet Angehörige in Gesprächskreisen und Einzelgesprächen bis über den Tod des Angehörigen hinaus. Beim ambulanten Hospizdienst arbeiten zurzeit 30 Leute, vor allem Ehrenamtliche. Sie werden mit Sorgfalt ausgesucht, sind zur Verschwiegenheit verpflichtet und werden mit einem Hospizhelferkurs auf ihre Arbeit vorbereitet.

"In der Palliativstation des Diakonissenkrankenhauses behandeln, betreuen und begleiten wir Menschen mit einer nicht heilbaren Krankheit", erklärte Martina Brixner. Behandlungsziel sei demnach nicht Heilung, sondern die Verbesserung der Lebensqualität durch Schmerz- und Symptomlinderung sowie individuelle, ganzheitliche Pflege.

Dies schließe die psychosoziale Begleitung von Patienten und Angehörigen mit ein, in einer Vielzahl an Fällen ermöglicht die lindernde Behandlung eine Weiterbetreuung zu Hause, in einem Hospiz oder einer Pflegeeinrichtung. "Die Palliativmedizin ist immer an ein Krankenhaus angeschlossen", erklärte Brixner. Das ermögliche, bei Bedarf auch kleine Operationen durchführen zu können, falls dies beim Patienten eine Steigerung der Lebensqualität nach sich ziehe. Palliativstationen gibt es derzeit in Mannheim, Ludwigshafen und Speyer.

Das Team im Diakonissenkrankenhaus besteht aus palliativmedizinisch fortgebildeten Ärzten und Pflegepersonal, die eng mit Psychologen, Seelsorgern, Sozialarbeitern, Physiotherapeuten und allen Abteilungen des Krankenhauses zusammenarbeiten. Den Vorträgen schloss sich eine Frage- und Diskussionsrunde an, mit der der informative Abend endete.

Sei aus SZ
( 03.05.2004 - 12:50)

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