Ortsgeschichte

Lichterprozession zum Umzug der Kirche

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Am vierten Adventssonntag 2003 sind es genau 100 Jahre her, dass die katholische Pfarrgemeinde von dem ehemaligen, dem heiligen Wendelin geweihten, Kirchlein auf dem heutigen Rathausplatz Abschied nahm, um in der neu erbauten Wendelinskirche gemeinsam den ersten Gottesdienst zu feiern.

Bereits wenige Tage zuvor waren auch unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Glocken ins Dorf gebracht und nach deren Weihe hoch in den Kirchturm gezogen worden. Die feierliche Weihe der Kirche wurde von Weihbischof Dr. Friedrich Justus Knecht im Mai 1905 vorgenommen. Die alte Wendelinskirche wurde 1904 abgerissen, das Gelände an die politische Gemeinde verkauft.

Kurz vor dem Umzug in die neue Kirche erschien Anfang Dezember 1903 ein Bericht in einer der Vorgängerausgaben unserer Zeitung, den wir aus Anlass des Jubiläums hier in Auszügen wiedergeben:

>>Ein lang gehegter Wunsch der Katholiken in Reilingen, Pfarrei Hockenheim, ist seiner Verwirklichung nahe. Schon seit mehr als zwei Menschenaltern trug man sich hier mit dem Gedanken, eine neue Kirche zu bauen, und vor etwa 60 Jahren begann die Sammlung für den Kirchenbau. Obwohl der größte Teil der hiesigen Katholiken seinen Lebensunterhalt in den Zigarrenfabriken verdienen muss, war man immer gern bereit, sein Scherflein für den Kirchenbau beizutragen. Der Rohbau der nunmehr fast vollendeten dreischiffigen Kirche kommt auf 142000 Mark zu stehen; der Rest der Baukosten wird innerhalb 40 Jahren abgetragen, sodaß die Reilinger Katholiken ein volles Jahrhundert an dem Kirchenbau zahlen.

Der Turm mit vier erkerartigen Ecktürmen hat eine Höhe von 57 Meter. Das Langhaus ist 31 Meter lang und 16 Meter breit, und hat 635 Sitzplätze. Die Höhe der Kirche im Innern bis zum Gewölbe beträgt 14,5o Meter. Die Säulen im Langhaus sind so auf die Seite geschoben, daß die Aussicht auf den Hochaltar nirgends versperrt ist. In die Säulen werden noch die 14 Stationen des Kreuzweges eingesetzt.

Den Chorabschluss ziert ein kunstvoll von Glasmaler Bei1er jun. in Heidelberg gemaltes, von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog Friedrich gestiftetes Fenster, auf dem kunstvoll die Kreuzigungsgruppe dargestellt ist.

Rechts vom Chor, durch Säulen von ihm getrennt, befindet sich eine Kapelle des heiligen Wendelinus, des Patrons der Kirche. Dieses Kapellchen, gleichsam in der Verborgenheit, ist mit seinem heiligen Dunkel ein sehr trautes, zur Andacht stimmendes Plätzchen. Seine Fenster sind bemalt mit Darstellungen aus dem Leben des Heiligen.

Der Altar für die Wendelinuskapelle, ebenfalls eine fromme Stiftung einer Reilinger Familie, wird von Bildhauer Allert in Schwetzingen ausgeführt; er ist noch nicht aufgestellt, soll aber, wie man hört, durch Sauberkeit in der Arbeit und überreiche Vergoldung ebenso wie die von Herrn Allert gefertigten Herz Jesu- und Maria-Statuen wesentlich zur Verschönerung der Kirche beitragen.

Über dem Chorbogen erhebt sich in der Spitze ein Gemälde, das die Krönung Maria darstellt; es ist ausgeführt von Kunstmaler Rieger in Karlsruhe und erhöht noch sehr den günstigen Eindruck Verzierungen und wurde aus freiwilligen milden Beiträgen hiesiger Katholiken angeschafft.

Über der Orgel leuchtet in einem Fenster der Schauseite in prächtigen Farben das Bild der heiligen Cäcilia. Allen denen, die durch fromme Stiftungen und milde Beisteuer zur Verschönerung unserer Kirche beigetragen haben, oder noch beitragen (es haben sich noch verschiedene Familien hierzu angeboten) sagen wir herzlich "Vergelts Gott". Nicht zuletzt gebührt Herrn Stadtpfarrer Keller in Hockenheim unser wärmster Dank für die vielen Mühen und Arbeiten, deren er sich immer bereitwilligst unterzogen hat, wenn es sich um den Kirchenbau seiner Filialisten handelte; trotz der sonstigen vielen und schwierigen Seelsorgearbeiten erledigte er alle in den Kirchenbau einschlagenden Angelegenheiten mit ebensoviel Geschick und Verständnis als aufopferndem Fleiß, und wir ihm auch auf diesem Wege unseren herzlichsten Dank aus. Lobend wollen wir auch anerkennen die Teilnahme, welche die beiden anderen Konfessionen unserem Kirchenbau entgegen brachten. Sobald die Glocken eingetroffen sind, was auf den 12. Dezember geschehen soll, wird das neue schöne Gotteshaus durch vorläufige Einsegnung seiner Bestimmung übergeben werden. Weihnachten hoffen wir sicher in der neuen Kirche zu feiern.

Da aber noch so vieles zur Ausstattung unseres Gotteshauses mangelt, finden Wohltäter an ihm noch reichlich Gelegenheit, sich durch milde Beiträge Gottes Lohn zu verdienen.<<

So weit der Text aus einer alten Zeitung. og
( 12.12.2003 - 09:41)

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