Ortsgeschichte

Reilingen vor vielen Jahren (1905)

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Protokollsplitter 12. Fortsetzung

Geschehen zu Reilingen, den 21.September 1905; vor dem Gemeinderat
Punkt 1
Der Bürgermeister trägt vor, daß die Ergänzung des Ortsbauplanes absolut notwendig sei, beziehungsweise die Neufertigung eines Solchen nicht mehr umgangen werden könne, weil verschiedene Ortsteile in dem zur Zeit vorhandenen Ortsbauplan nicht enthalten sind und die Ergänzung des alten Planes unmöglich sei. Der Kostenaufwand für einen neuen Ortsbauplan würde sich etwa von bis auf 500 Mark belaufen. Geometer Dehoff aus Heidelberg sei bereit den neuen Ortsbauplan um 475 Mark, sage:
Vierhundertfünfundsiebzig Mark- anzufertigen und beantragt der Bürgermeister Beschlussfassung.

Beschluß:
1. Die Anfertigung eines neuen Ortsbauplanes wird dem Geometer Dehoff, Heidelberg um 475 Mark, sage Vierhundertfünfundsiebzig
Mark übertragen. Die Fertigstellung muß bis 1.März 1906 erfolgen. Die Zahlung des Kostenaufwandes erfolgt zur Hälfte sobald der Plan
soweit hergestellt, daß die Arbeit der Abschlagszahlung endsprechend ist, der Rest wird nach Fertigstellung bezahlt.
2. Nachricht dem Geometer Dehoff, Heidelberg.

Beurkundet Bürgermeister Müller
die Räte: Römpert, Läuser, Kneis, Eichhorn, Adolph, Ritzhaupt abwesend Ratschreiber Simshäuser

Nr. 125

Geschehen zu Reilingen, den 29.Januar 1906; vor dem Gemeinderat
Punkt 2
Der Bürgermeister legt die Verfügung des Großh. Bezirksamtes Schwetzingen vom 23.Januar 1906, Nr. 2576, Errichtung einer Gewerbeschule dahier betreffend zur Kenntnisnahmae und Beschlußfassung vor. Der genannten verfügungwar ein Ausschnitt aus dem HOCKENHEIMER GENERALANZEIGER
vom 22. Januar' 1906, Nr. 18 über die Tagung des Gewerbevereines Reilingen im Saale des PFÄLZER HOF angeschlossen.

Beschluß:
1. Bericht an Großh. Bezirksamt Schwetzingen dahin, daß dahier eine gewerbliche Fortbildungsschule noch nicht besteht, auch ein Bedürfnis
zur Errichtung einer Solchen bisher noch nicht hervorgetreten ist. Der Gemeinderat steht derartigen Institut nicht fremd gegenüber,aber momentanen eines Solchen fehlen der Gemeinde die erforderlichen Grundlagen
und Geldmittel, zumal in dem 1906er Gemeindevoranschlag Mittel für derartige Zwecke nicht enthalten sind. Die Angelegenheit soll auf sich beruhen, damit in der Zukunft die Bedürfnisfrage ventiliert, das
erforderliche Material gesammelt und unter umständen in den kommenenden Jahren den zur Einführung geschritten werden kann.

Beurkundet: Bürgermeister Müller
die Räte: Ritzhaupt, Römpert, Läuser, Kneis, Eichhorn, Adolph, Ratschreiber Simshäuser

Anmerkung zum Protokoll Nr.111
Ab wann jede Gemeinde/Stadt gleich welcher Größe einen geltenden Ortsbauplan haben mußte, ist nicht bekannt. Doch könnte der fragliche Zeitpunkt etwa in der Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts liegen. In der Zeit des industriellen Aufbruches bildeten sich fast zwangsläufig Wohngebiete und Industriegebiete. Doch für beide Arten waren drei Versorgungsarten von großer Wichtigkeit ohne daß weder Wohngebiet oder Industriegebiet lebensfähig wäre: Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Electrische Versorgung. Diese drei unerlässlichen Versorgungen und Entsorgungen können ihre Aufgaben nur in zentralen Einrichtungen erfüllen. Man übertreibt nicht, wenn man einen gut durchdachten Ortsbauplan an Wichtigkeit einem jährlichen Haushaltsplan gleichstellt, was Aufgabe der Verwaltung und des Gemeinderates ist. Die zeichnerische Darstellung des Ortsbauplanes wird
in der Regel vom örtlichen Bauamt erstellt.

Anmerkung zum Protokoll Nr. 125
Es ist sehr schade, daß der Versammlungsbericht des Reilinger Gewerbevereines, welcher am 22.Januar 1906 im HOCKENHEIMER GENERALANZEIGER veröffentlicht war, nicht mehr auffindbar ist. An Hand dessen könnte geklärt werden, ob sich die Gewerbetreibenden über eine Gewerbeschule oder über eine gewerbliche Fortbildungsschule unterhalten haben. Nicht daß wir Nachkömmlinge unseren Altvordern vor= schreiben wollten worüber sierzu unterhalten haben (und das noch nachträglich) sondern wissenswert wäre uns, ob es eine Mehrheitsentscheidung gab und diese der Reilinger Verwaltung mitgeteilt wurde.

Friedrich Kief
( 15.05.2006 - 13:38)

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