Ortsgeschichte

Ein Kurfürst in Wersau

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Aus dem Tagebuch Friedrich IV., Teil 2


1599

Januarij
8. bin ich nach Wersau gezogen.
9. wider nach Heidelberg und ist Graf Wilhelm zu Wit zu mir kummen

Anmerkunq: Es ist nicht sicher, ob die Ereignisse vom 7.-12.5. von Wersau aus bzw. in Wersau stattfanden, auch wenn hier eine Gemarkung "Hofgärtchen" bekannt ist.

Das Ausgabenbuch des Fürsten, das durch Christoff von Morsheim geführt wurde, enthält für den 4. Oktober 1599 folgende Eintragung mit Bezug auf Wersau:

"dreien gemeinen von Leimen, SanctyIgen und Santhausen (so) pusch außgeklopfft als s. ch. g. gen Wersen gereißt auß dero beuel geben 5 K. "

Hiermit ist gemeint, dass bei einer Reise nach Wersau seine kurfürstliche Gnaden nach einer Jagd den Treibern, die aus den drei genannten Gemeinden zusammengezogen worden waren und die das Wild durch Klopfen an die Baumstämme aus dem Wald treiben mussten, 5 Königstaler zukommen ließ.

Der Kuriosität halber sei hier eine weitere Eintragung im Ausgabenbuch für den 4.10.1599 wiedergegeben. Sie lautet: "einem anderen bauren, welchen ein haaß gebissen, den er lebendig gefangen auß pf. beuel verehrt: 1 K."

Die vorstehenden Detailangaben zeigen, dass Friedrich IV. Wersau mehrmals im Jahr aufsuchte und dann dort mindestens einmal übernachtete. Für 1598 sind durch vorstehende Angaben 4 Aufenthalte nachgewiesen, für 1599 sind es 2 Aufenthalte.

Damit wird deutlich,
- dass Wersau auch eine (bisher nicht detailliert belegte) Funktion als Raststation der Landesherren und ihres jeweiligen Gefolges hatte,
- dass dabei fürstliche Gäste bewirtet wurden und
- allerlei zeitentsprechenden Vergnügungen stattfanden.
Leider gibt es derartige Nachrichten bisher nicht für weitere Fürsten.

Es dürfte klar sein, dass durch diese Besuche dem Keller von Wersau und den Einwohnern von Reilingen erhebliche zusätzliche Sach- und Fronleistungen abverlangt wurden.

Wegen des hier beschränkten Platzes kann die ganze Farbigkeit des beschriebenen Tagebuches bzw. Ausgabenbuches nicht vermittelt werden. Es sei deshalb auf die eingangs erwähnte Quelle verwiesen, in der auch viele Erläuterungen aufgeführt sind.

Eine ausführliche Darstellung der Regentschaft und der Persönlichkeit Friedrich IV. von der Pfalz, unter Einbeziehung des Tagebuches, wird weiterhin bei Häusser, Geschichte der Rheinischen Pfalz, Band 2, S.176-247 gegeben.


Verfasser: U. Mehlhaus
( 11.08.2008 - 09:21)

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