Aus dem Rathaus

Verzweifelter Kampf gegen Überflutung
Tauchpumpen im Einsatz

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Freude auf einen ganz gemütlichen Einstieg ins Wochenende: Zunächst ein knuspriger Backfisch beim Reilinger Fischerfest, dann noch ein kühles Weizenbier bei guter Musik im Hockenheimer Maidorf. Zuvor aber sollten nach der Trockenheit der letzten Tage noch die frisch gesetzten Tomaten im Garten gegossen, der vor sich hindürstende Rasen gewässert werden.

Ein Blick zum Himmel lässt weit im Süden irgendwo hinter der Lußhardt ein Gewitter erahnen. Als das Leuchten der Blitze immer näher kommt, und auch das Grollen des Donners deutlich zu hören ist, ist die Entscheidung schnell getroffen: Auf das Gießen im Garten kann heute Abend verzichtet werden. Auch gut!

"Das Wasser steigt und steigt..."
Der immer dunkler werdenden Himmel, mehr noch dessen komisch erscheinende Verfärbung, lassen nichts Gutes ahnen. Ein Blick auf den Unwetter- und Regenradar bestätigt diesen Eindruck: Da kommt ein gewaltiges Unwetter auf uns zu.

Während man noch im Internet den Unwetterverlauf verfolgt, beginnt es draußen zu regnen. Erst sachte, dann immer heftiger werdend. Na ja, so schlimm wird es schon nicht werden, denkt man sich auch noch, als das Gewitter direkt über Reilingen steht. Der Regen ist zwar stark, aber in seinen Dimensionen nicht außergewöhnlich. Wenn der Regenradar nur nicht eine zweite Front anzeigen würde, die aus dem Südwesten direkt auf Reilingen zusteuert.

Ein Blitz schlägt in unmittelbarer Nachbarschaft ein, ein gewaltiger Donner begleitet dieses spektakuläre Wetterereignis. Scheint aber nichts passiert zu sein, kein Rauch oder sonstige alarmierende Zeichen. Das Licht flackert kurz, der Computer bricht zusammen. Draußen, der Regen war für eine kurze Zeit schwächer geworden, scheinen sich urplötzlich alle Schleusen des Himmels zu öffnen.

Sturzbäche von Wasser lassen die Dachrinnen binnen Sekunden überlaufen, auf den Straßen bilden sich die ersten Seen, ebenso in meinem Garten. Der Alarmruf der Frau reißt einen aus den Gedanken: "In der Dusche steht Wasser - und es steigt weiter an!"

Schnell hinunter in den Keller, wo die Jungs ihre Zimmer haben. Das wasser kommt einem bereits entgegen, als man die Dusche erreicht. Das automatische Sperrventil scheint versagt zu haben, also sperrt man den Wasserzulauf per Hand. Das Wasser steigt nicht weiter, Gott sei Dank. Das bisschen Wasser lässt sich schnell aufwischen, zum Glück haben wurde vor Jahren der Teppichboden durch einen Fliesenbelag ersetzt.

Entsetzen macht sich breit
Ein erneuter Schrei des Entsetzen alarmiert: Hinten am Kellereingang kommt Wasser aus dem Gully. Rein in die Gummistiefel, Lederjacke übergezogen und raus in den Regen, der noch immer mit einer Stärke zur Erde fällt, wie man es noch nie in meinem Leben erlebt hat. In wenigen Augenblicken ist man ich bereits völlig durchnässt, bringt die Tauchpumpe aus dem Regenfass zum Gully am Kellereingang, wo bereits das Wasser fast zehn Zentimeter hoch steht.

Bücher schwimmen durchs Büro
Noch ehe die Pumpe zu laufen beginnt, geht alles unglaublich schnell: Das Wasser steigt und steigt, läuft mir einem in die fast kniehohen Gummistiefel. Von Drinnen ist zu erfahren, dass das Wasser bereits im Büro steht, der Teppich bereits unter Wasser ist. Endlich ist die die Entlastung der Pumpe zu spüren, das Wasser steht inzwischen fast 60 Zentimeter hoch. Die Notrufversuche bei der Feuerwehr enden am ständigen Besetztzeichen, aber da die Pumpe jetzt das Wasser tatsächlich sinken lässt, verwirft man die Alarmierung der Feuerwehr, hört aber ob der Signalhörner aus dem ganzen Ortsgebiet, dass man nicht allein betroffen bin. Unter einem gluckert es inzwischen, die Pumpe pfeift - kein Wasser mehr da! Da aus dem Gully kein Wasser mehr nachdrückt und auch der Regen etwas nachlässt, atmet man auf, Glück gehabt.

Von einem Nachbarn ist zu erfahren, dass bei ihm das Wasser teilweise aus Mauerritzen in den Keller geströmt ist, die Wohnung im Untergeschoss "batschnass" sei. Ein anderer Nachbar kommt total durchnässt vom Fischerfest, wo das Wasser durch das Festzelt schoss, die Besucher sich auf den Tischen und Bänken in Sicherheit gebracht hatten.

Beim Betreten des Büros, trifft einen fast der Schlag: Im Raum schwimmen Bücher, die Archivbände der Zeitung liegen im Wasser. Mit Saunatücher, Badelaken und Zahnputzbechern wird das Wasser bekämpft, das komplette Büro mit vereinen Kräften total ausgeräumt. Nach zwei hektischen Stunden scheint alles Wasser draußen zu sein, ein erstes Aufatmen.

Nachbarn helfen Nachbarn
Bei allem Unglück hatten wir dann aber doch noch viel Glück gehabt, denn in vielen Reilinger Kellerwohnungen steht noch immer das Wasser, hier sind ganze Familien betroffen. Nachbarn bieten Notquartiere an, gemeinsam versucht man, dem Wasser Herr zu werden. Gott sei Dank sind keine Menschen zu Schaden gekommen, denkt man sich, während man am Samstagmorgen die Versicherungsunterlagen heraussuchte. Die sind zwar auch noch feucht, aber man weiß, dass sich Sachschäden ersetzen lassen.

Aber die Angst bleibt. Das ist zu spüren beim Schreiben dieser Zeilen, als am Samstagnachmittag erneut ein Gewitter über Reilingen steht und wieder der Regen stark hernieder prasselte. Aber - dem Himmel sei Dank - bleiben wir dieses Mal verschont . . . og aus SZ
( 02.06.2008 - 14:13)

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