Ortsgeschichte

Zigarren
Fritz Fischer mit Zigarren

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Der Bericht wurde 1978 in den Reilinger Nachrichten veröffentlicht.

In der letzten Woche gab es für das zukünftige Reilinger Heimatmuseum einen wertvollen Zugang. Fritz Schäfer aus der Hauptstr.123 übergab an unser Archiv einen Wickeltisch eine Formenpresse, Tülle, Leimtöpfchen und andere Zubehörteile, wie es bei uns die Zigarrenarbeiter hier verwendeten. Bei der Übergabe der Gegenstände schilderte uns Fritz Schäfer den Werdegang seines Betriebes, wie er für die vielen kleinen Reilinger Familienbetriebe typisch war, ehe alle ab 1954 dicht machten, weil sie von Großbetrieben eine Abfindung erhielten, wenn sie ihre Konzession abgaben.

Im Jahre 1936 übernahm Fritz Schäfer zusammen mit seinem Vater das Geschäft von einem Onkel namens Brenner. Übrigens um die Jahrhundertwende war hier der Eis- oder Bierkeller, in welchem im Winter das Eis eingelagert wurde, das aus den Kisselgräben gebrochen wurde, und das man im Sommer zum Kühlen des Bieres brauchte.

Die Bierkellergasse trägt heute noch den Namen nach diesem Eiskeller.

Im Hause Nr. 123 der Hauptstraße war ebenfalls eine Stehwirtschaft. Sie gehörte einem Herrn Gieser aus Oftersheim. Der Wirt selbst hieß "Schumm".

1938 beschäftigte Fritz Schäfer bereits vier Leute, 1939 war man zu siebt. Als Fritz Schäfer 1941 einrücken mußte, führte seine Frau das Geschäft weiter. 1945 kehrte Fritz Schäfer wieder heim. Während des Krieges wurden wöchentlich 10.000 Zigarren hergestellt, die nach Hockenheim zur dortigen Zigarrenfabrik GEG kamen, und von dort als Wehrmachtslieferung für die Soldaten verwendet wurden. Nachträglich hatte Fritz Schäfer selbst Vertreter, übergab das Geschäft aber 1954 seiner Frau und ging selbst in die Fabrik arbeiten.

1956 wurde das Geschäft dann aufgelöst, wie alle anderen Reilinger kleinen Betriebe, welche man auch liebevoll "Zigarrenqueckdschdle" nannte. Die großen Betriebe mechanisierten sich, um billiger produzieren zu können. Aber auch sie sollten bald aus dem Reilinger Ort verschwinden, wie man über die Firma Erhard weiß, über die wir zu späterer Zeit noch einmal ausführlich berichten wollen.
Die überreichten Gegenstände haben für unseren Ort eine ganz besondere Bedeutung, wenn man überlegt, daß früher die meisten Reilinger, Männer wie Frauen, ihren Unterhalt in der Zigarrenherstellung fanden. Allein im Jahre 1908 gab es in Reilingen 9 Betriebe mit etwa 700 Beschäftigten.

Unsere Fotoaufnahme zeigt Herrn Fritz Schäfer, Hauptstr. 123
Foto: Philipp Bickle
( 02.04.2007 - 12:01)

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