Ortsgeschichte

Kahn – Das Schicksal einer Jüdischen Familie aus Reilingen
Kahn – Das Schicksal einer Jüdischen Familie aus Reilingen

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Dieser Bericht wurde 1988 in den Reilinger Nachrichten veröffentlicht:

Im Jahr 1982 weilte Alfred Kahn mit seiner Frau Mali in Reilingen. Seitdem verbindet sie ein herzliches Verhältnis mit verschiedenen Reilingern, die sie von früher her kannten.

Die Familie Kahn lebt in der Nähe von Tel Aviv und erfährt stets alle Neuigkeiten aus Reilingen. Demnächst steht wohl wieder ein Besuch an, weil ein Sohn in Aachen ist.

Schon im April sandte uns Alfred Kahn einen Stammbaum seiner Familie. Der Stammbaum umfasst inzwischen die 5.Generation.

Zuerst finden wir Siegfried Kahn (geboren 1853 in Reilingen, verstorben in Mannheim 1933). Den Textilhandel in der Hauptstraße 49 (alte Sparkasse) nannte man darum auch bei „Sichfridds“. Die heute noch lebende Marie Astor geborene Müller war hier angestellt.
Ein Bild von dem Ladengeschäft befindet sich im Reilinger Heimatmuseum.
Die Familie hatte vier Kinder: Karl, Lina, Johanna und Benny. Sie wurden alle in Reilingen geboren.

Benny Kahn, der jüngste Sohn, 1891 in Reilingen geboren, starb 1942 im KZ Auschwitz. Ebenso kam dort Frieda Kahn geborene Oppenheimer, Ehefrau von Karl Kahn, die Mutter von Alfred Kahn, ums Leben.

Die Eheleute Karl Kahn hatten neben dem Sohn Alfred (geboren 1914 in Reilingen) noch eine Tochter Gretel, sie heißt heute Aronstein, und Frau Astor steht mit ihr noch in Briefkontakt.

Ein kleiner Auszug aus dem Stammbaum ihrer Familie, sollte stellvertretend aufgezeigt haben, welche leiden die jüdische Familien hier auszustehen hatten.
Möge ihre Geschichte unserer Jugend und allen Menschen stets vor Augen halten, wie weit es führen kann, wenn man andere Menschen durch Hass und Unduldsamkeit verfolgt.

Anmerkungen:
Alfred Kahn ist seit dem Erscheinen des Textes verstorben. Seine Schwester Gretel Aronstein, welche sich stets über die "Reilinger Nachrichten" zu Weihnachten gefreut hat, ist vor zwei Jahren ebenfalls verstorben. Jedes Jahr zu Neujahr telefonierte sie mit Philipp Bickle und erzählte von früher. In den letzten Jahren konnte sie dank der Satellitentechnik regelmäßig deutsches Fernsehen empfangen, was ihr sehr gefiel, besonders verfolgte sie die" Gerichtssendungen". Allerdings glaubte sie die Sendungen wären echt und seien nicht von Schauspielern gemacht. Sie erinnerte sich noch gut, wie sie in Reilingen eingeschult wurde. Sie freute sich als Kind aber gar nicht darüber. Ihre Schule war das "alte Schulhaus" neben dem Rathaus. Sie weinte bei ihrem Einschulungstermin so laut, dass der im benachbarten Rathaus weilende Bürgermeister nachschaute, wer da mit so lautem Geschrei sich gegen den ersten Schulbesuch wehrte.
Mit den Nachkommen von Alfred und Gretel Kahn besteht noch loser Kontakt.
( 20.10.2008 - 11:17)

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