Ortsgeschichte

Reilingens letzter Gänse - und Säuehirt
Unser Bild zeigt Anton Lehn und seinen Sohn Simon.

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Simon Lehn erzählte uns über die Reilinger „Gänsweid" (spätere Aral – Tankstelle, heute Walldorfer Str. 2) und über die „Säuwohd" (heutiger Reiterplatz ). Simon Lehn ist später nach Hockenheim verzogen und dort 1997 im Alter von 85 Jahren gestorben.

Der Vater von Simon Lehn hieß Anton und war im Jahre 1873 in Kirrlach geboren. Er wurde später Knecht im Reilinger Unterdorf, dann arbeitete er in der Zigarrenfabrik Benzinger ( heute Lutherhaus ). Nach dem 1. Weltkrieg übernahm Anton Lehn die Stelle eines Reilinger Gänsehirten. Später kam auch noch das Amt des Säuhirten hinzu.

Vor ihm hatte dieses Amt vermutlich die Familie Zahn in der Hockenheimer Straße, was den früher bekannten Namen „Säuherds" vermuten lässt.

Nun aber zur Arbeit selbst. Als 10 jähriger Bub musste Simon Lehn dem Vater helfen. Er sammelte die Gänse in der Hockenheimer Straße, seine Schwester Luise in der Ziegelgasse und der Vater zog vom Speyerer Weg die Hauptstraße entlang. Um 6.00 Uhr wurden die Gänse zur Weide getrieben. Dazu hatten der Vater und der Sohn eine Trompete („ä Bloos"). Die Tiere folgten willig den Hirten, welche eine Peitsche mit einer Treibschnur besaßen und die Gänse zur Weide geleiteten. Dieselbe befand sich am Kraichbach bei der späteren Araltankstelle. Sie war mit Bohnenstangen eingefasst. Ein etwa 2 Meter breiter Graben führte vom Bach in die Weide und bildete dort eine kleine Insel. Die Reilinger Schulkinder holten sich dort auch Gänsefedern und schnitten sie ab. Mit dem Federkiel wurden so kurze Griffel für die Schiefertafel verlängert.

Abends gegen 18.00 Uhr wurden die Gänse wieder heimgeführt. Besonders die „Schmitt - Mädchen" im Speyerer Weg hatten Gänse, welche von ihrem Hause aus bis fast zum „Hirsch" flogen, erinnert sich Simon Lehn. Besonders die jüdischen Familien aßen gerne Gänse. Sie wurden beim Heimberger in der Schulgasse mit einem langen Messer geschächtet. Samstags wurde das Geld fürs Hüten kassiert. Eine Gans kostete 20 Pfennig die Woche. Legte sie allerdings unterwegs ein Ei, dann durfte dies auch der Hirt behalten.
Die Familie Lehn hatte das Amt etwa bis 1926 inne. Danach gab es keinen Säuhirten mehr. Das Amt des Gänsehirten aber wurde noch eine Zeitlang von dem inzwischen verstorbenen Leopold Weißbrodt ausgeübt.

le, Foto: Philipp Bickle

Unser Bild zeigt Anton Lehn und seinen Sohn Simon.
( 16.07.2007 - 11:36)

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