Aus dem Vereinsleben

Mit neuen Ideen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken

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110 Jahre sind eine lange Zeit. Um sein Wiegenfest gebührend zu feiern, gab der Sängerbund Reilingen am Samstagabend ein Festbankett in den Fritz-Mannherz-Hallen, deren Bühne mit Gestecken und lachsfarbenen Gerbera festlich dekoriert war. Auf ihr gaben sich neun Chöre der näheren unter ferneren Umgebung ein Stelldichein, das mit "O Happy Day" hoffnungsvoll ausklang.

Indessen zeigte sich, dass auch an dem Sängerbund Reilingen der Wandel der Zeiten nicht spurlos vorübergegangen ist. Von den Höhen und Tiefen dieser am 6. Februar 1897 gegründeten, ursprünglich rein männlich besetzten Singgruppe, wussten am Tag des Festbanketts nicht nur Klaus Dagenbach vom Sängerbund Reilingen und Gerhard Kuhn vom Sängerkreis Schwetzingen ein Lied zu singen. Auch Bürgermeister Walter Klein stimmte mit seinen Vorrednern grundsätzlich darin überein, dass ein Umdenken not tut, wenn die Singtradition auch in Zukunft Bestand haben soll. Denn der Nachwuchsmangel ist eine große Sorge bei dieser lieb gewonnen Gemeinschaft.

Als der Sängerbund im Jahre 1897 von 16 jungen Männern in Reilingen aus der Taufe gehoben wurde, waren schon fast 100 Jahre seit der Gründung der ersten Liedertafel 1808 in Berlin verstrichen. Das römische Kaiserreich deutscher Nation war im Jahre 1871 wiedererstanden, und Vereine ließen bürgerliches Leben blühen. Hier brachten die Menschen ihr Engagement ein.

"Die Vereine fungierten als eine Art "Schaufenster der Gesellschaft", meinte der Vorsitzende des Sängerkreises Schwetzingen. Seither ist nicht nur viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen, sondern auch die Gesellschaft einem grundlegenden Wandel unterzogen worden. "Es war bedrohlich, wie viele Chöre aufhören mussten", sagte der Vorsitzende der Kultur- und Sportgemeinschaft, Siegfried Heim. Der reine Männerchor erlebte einen starken Einbruch. Doch er nutzte die dringend notwendige Modernisierung zu einer zweiten Chance und gründete 2005 unter Leitung von Özer Dogan den gemischten Chor "Sing 2 gether".

"Es jibt Dinge, die einem jelingen und es jibt Dinge, die einem nicht jelingen", zitierte Klaus Dagenbach, der die Veranstaltung moderierte, Konrad Adenauer. Zweifelsohne gehört "Sing 2 gether" zu der glücklichen ersten Variante.

Nachdem das Aushängeschild traditionellen deutschen Liedgutes, der Männerchor, zur Einstimmung mehrere Lieder, darunter "Musica zu Ehren" und ein schwungvolles "Dona Maria" geschmettert hatte, gab das jüngste Kind des Sängerbundes mit "Set me as a Seal", "The Rose", "Himmel" und "Top of the World" eine Kostprobe seiner gesanglichen Qualitäten, die sich mehr oder weniger in der musikalischen Literatur der Gospels bewegen.

Bürgermeister Walter Klein erkannte, dass der Nachwuchsmangel den gesellschaftlichen Trend zu einer ungebundenen und spontanen Lebensweise spiegelt. "Wir müssen das Singen wieder mehr verbreiten", empfahl er deswegen. Und wie dies geschehen könne, fügte er gleich in seiner Festansprache hinzu: Die musische Bildung an den Schulen solle stärker gefördert werden. Auch Partnerschaftsschulen zwecks gemeinsamem gesanglichen Austausches konnte sich der Bürgermeister vorstellen.

Außerdem riet er, auf die Jugendlichen zuzugehen. "Die Menschen brauchen mehr denn je die musische Komponente, um sich seelisch im Gleichgewicht zu befinden", meinter er. Auf psychologischen Rat vertrauend, soll das Singen ein Grundbedürfnis des Menschen sein, da es Gefühle und Stimmungen zum Ausdruck bringt. Sogar die Intelligenz sollen Singen und Musizieren fördern. Das Wichtigste aber sei die Freude, die einem damit geschenkt werde, so Klein.

Peter Maier, der seit 40 Jahren dem Vorstand angehört und seit 30 Jahren Schatzmeister des Sängerbunds Reilingen ist, wurde für seine Verdienste geehrt. Auch seine Ehefrau Ingrid wurde in die dankenden Worte einbezogen. Zu den Gratulanten zählte nicht nur Gerhard Kuhn, sondern auch der zweite Vorsitzende, Rüdiger Büchner, der die Gäste in der großen Halle willkommen geheißen hatte.

Nun war die Zeit der mitgebrachten gesanglichen Präsente für das Geburtstagskind gekommen. Für seinen Beitrag "Die Gedanken sind frei" mit seinem originellen Text gewann der Evangelische Kirchenchor Reilingern unter Leitung von Michael Leideritz gleich Sympathie. Der MGV 1902 Reilingen hatte passend zur Jahreszeit "Tiritomba" von Lorenz Maierhofer im Gepäck. "Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein", intonierte der Männerchor des MGV 1902 unter Leitung von Spaßvogel Bernhard Bentgens. "Eviva España" brachte Stimmung in den Saal und lud ein erstes Mal zum Mitklatschen ein. Am Piano wurde der Chor von Dr. Klaus Gäng begleitet.

Den weiteren Verlauf des gesanglichen Teils bestimmten die von Klaus Siefert dirigierten Chöre. "Amazing Grace" und der alte Schlager "Butterfly", intoniert vom rein weiblichen MGV Sängerbund Hoffenheim, kamen beim Publikum sehr gut an. Auch das alte deutsche Lied "Liebe blüht wie eine Rose", gesungen vom Männerchor des MGV Weiher, fand sehr viel Zuspruch bei den Singfreunden. Vom MGV Eintracht Altneudorf erntete der alte Schlager "Marmor, Stein und Eisen" begeisterten Applaus, obwohl "Somebody" mindestens genauso schön klang.

Den schwungvollen Ausklang des festlichen Vortrags bildete die Chorgemeinschaft Cäcilia-Harmonie Horrenberg. "Barbara-Ann" von den Beach Boys.
Sibylle M. Derr aus SZ, Fotos svs, Pfeifer
( 23.04.2007 - 10:54)

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