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Eintauchen in die Klangwelten vergangener Zeiten

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Sie haben sich der Chormusik aus Renaissance und Barock verschrieben: der Madrigalchor Hockenheim, der gemeinsam mit dem Spielkreis für Alte Musik der VHS Hockenheim, dem Juniorensemble und den Hockenheimer Stadtpfeifern in der Schillerschule Reilingen konzertierte. Unter dem Titel "Audite nova - Musik über Leben und Liebe" brachten die aktiven Sänger und Musiker unter Leitung von Robert Sagasser Chormusik deutscher und italienischer Komponisten aus dem 16. und 17. Jahrhundert im Wechsel mit Instrumentalmusik zur Aufführung.

Eine gelungene Mischung, die eintauchen und teilhaben ließ am Leben früherer Jahrhunderte, an damaligen Tanzvergnügen, an der höfischen Liebe, an Späßen, die man sich nur zu gern erlaubte, wie auch an dem, was damals schon genauso weh tat wie heute: Abschied nehmen. Mit "Canzon in G" (Giovanni Battista Grillo), "Chi la gagliarda" (Baldassare Donato) und verschiedenen Tänzen aus Giorgio Mainerios "Il primo libro de Balli", eines der ersten überlieferten Tanzbücher, wurden verschiedene Rhythmen aufgenommen, in flotter Dynamik oder langsamer und mit Bedacht gespielt, im Wechsel zwischen Streichern und Flöten oder im Alleingang der Sopranflöte zu Beginn und am Ende eines Stückes präsentiert.

Die höfische Liebe mit all ihrer Pein und Glückseligkeit stand im Mittelpunkt der ausgewählten Stücke von Claudio Monteverdi, Giovanni Gastoldi, Lorenzo Allegri, Johann Hermann Schein und Giovanni Antonio Cangiasi.

Was in leiser Trauer begann, schwoll im "Lasciate mi morire" (Monteverdi) schnell zur lamentierenden Klage an, um im "Amor vittorioso" und "Speme amorosa" dann schon wieder mit frisch-frohem Gesang die Kraft der Liebe und der Hoffnung zu preisen und schließlich mit dem "Quinto Ballo detto le Ninfe di Senna" (Allegri) bei erfüllter Liebe zu enden. Dass die Nymphe den Liebenden erhört hatte, durfte in "All wilden Tier im grünen Wald" aus "Diletti pastorali" (Schein) der Chor der Tierwelt im Wald verkünden, wohingegen im "Canzon in g La Marina" (Cangiasi) die Streicher die Flöten zum gemeinsamen fröhlichen Reigen aufforderten.

Erhabene Momente, die aber schnell dem Spaß, Trinkliedern und anderen Albernheiten wichen. Mit von der Partie der berühmte Münchner Hofkapellmeister Orlando di Lasso, der neben zahlreichen geistlichen Liedern auch Unterhaltungsmusik wie beispielsweise "Matona mia cara" oder "Audite nova" geschrieben hatte, Schein mit seinem Trinklied "Holla, gut Gsell" sowie Heinrich Isaacs "Der Hund", einem Instrumentalstück für das Gambentrio. Besonders gelungen der Versuch von Solistin Ellen Kneifel und dem Gambentrio in Orlando di Lassos "Das Echo", vom hinteren Teil des Saales aus mit dem Chor zu kommunizieren. Ein bemerkenswerter Effekt, mit dem der Spaß dann leider ein Ende hatte und es Abschied nehmen hieß.

Abschied genommen wurde mit den bekannten Liedern "Innsbruck, ich muss Dich lassen" (Isaac) und Melchior Francks Stücken "Wie weh tut mir mein Scheiden" und schließlich "So wünsch ich ihr eine gut Nacht" sowie verschiedenen Tänzen.

Der Abend im Ketscher Pfarrheim kam mühelos und tänzerisch daher und hatte etwas Beschwingtes, obwohl auch ernste Themen zur Sprache kamen. Robert Sagasser leitete Chor, Spielkreis, Juniorensemble und die Stadtpfeifer mit Leichtigkeit und sichtlicher Freude in die richtigen Bahnen und verstand es, den Sängern und Musikern beachtliche Leistungen zu entlocken. Das Engagement und die Mühe aller Beteiligten wurde mit heftigen Applaus belohnt. sei aus SZ
( 17.05.2004 - 07:33)

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