Kirche

Nach diesem Einsatz sind sie „offen für die ganze Welt“

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„Man fordert sich selbst ganz stark heraus, man fragt sich, was will man eigentlich ganz im Innern. Und dann erfährt und erkennt man sehr schnell und ganz individuell die eigenen Stärken und natürlich auch Schwächen.“ Nadine Bikowski und Christoph Engelberth, zwei junge Menschen aus Reilingen und Hockenheim, sind sich bei dieser Aussage einig. Sie wollten beide die Welt kennenlernen. Jeder für sich, jeder in einem anderen Land – aber nicht als Touristen, sondern im Einsatz und im Dienste am Menschen.

Sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, in ein afrikanisches Land zu gehen und mit ihrem Können und ihrer bisherigen Erfahrung anderen Menschen zu helfen, sich selbstlos in den Dienst anderer zu stellen. Und nach einer Reihe von Auswahl- und Prüfungsverfahren sowie Eignungstests kam für beide das entscheidende Ja: Nadine Bikowski kann nach Ghana, Christoph Engelberth nach Kamerun.

„Und da wird einem dann klar, dass plötzlich, wenn man in Kamerun auf dem Flugplatz landet, lediglich das Handy noch Kontakt zur Heimat, der Familie und den Freunden ermöglicht,“ blickt Christoph Engelberth zurück. „Alle anderen Seile sind einfach gerissen,“ ergänzt Nadine Bikowski.

Die Vermittlung dieser in Christophs Fall einjährigen, für Nadine halbjährigen Tätigkeit im Ausland lief für beide über das Evangelische Missionswerk Südwestdeutschland. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterten die beiden jungen Kurpfälzer ihre Beweggründe und schilderten ihre Erlebnisse.

Nadine Bikowski, die nach dem Fachabitur eine Ausbildung zur Krankenschwester machte, arbeitet bei der kirchlichen Sozialstation in Hockenheim. Nach wie vor ist sie ihrem Arbeitgeber dankbar, dass sie, als sie einen längeren Auslandseinsatz ins Auge gefasst hatte, ihren Urlaub „sammeln“ durfte, um dann für ein halbes Jahr nach Ghana zu gehen. Auch sie hatte alle Instanzen bei den Prüfungen überzeugen können und sie wurde für ein Projekt in Ghana ausgewählt, das sich in erster Linie um die Gesundheit und Ernährung von Kindern kümmert.

Da diese Aktion nicht in die vorgesehenen Gänge kam, wechselte die junge Reilingerin kurzerhand in Ghana zu einem anderem Projekt im Krankenhaus der Stadt Agogo inmitten Ghanas. „Hier war ich bei Notaufnahmen dabei, war im Krankenhaus in Tag- und in Nachtschichten tätig und war auch im Busch unterwegs,“ resümiert Nadine Bikowski. Dabei war sie mit einem so genannten Help-Care-Team unterwegs, einer „fahrbaren Kinderstation“, in der Kinder geimpft werden konnten und die Mütter Ernährungshinweise erhielten.

Nadine und Christoph sind überzeugt davon, dass ihre Zeit in Ghana beziehungsweise Kamerum für sie persönlich von unschätzbarem Wert gewesen ist. „Dieser Schritt in eine andere Welt war zugleich auch ein Schritt vorwärts in unserem eigenen Leben,“ sind beide überzeugt. Sie haben schließlich wirklich eine „andere Welt“ mit anderen Normen erlebt.

Alles sei in Afrika viel persönlicher, es sei selbstverständlich, dass man sich viel Zeit nimmt, mit dem andern zu sprechen. Und dass „Zeit haben“ und „Warten können“ auch eine Tugend sein kann, war ihnen in diesem Afrika-Jahr schnell zur Selbstverständlichkeit geworden. Wobei die Umgewöhnung und hektische Rückgewöhnung zurück zu unserer auf die pünktliche Uhr blickenden Gesellschaft gar nicht so einfach war.

Nach so vielen Einflüssen und Eindrücken haben sowohl Nadine Bikowski als auch Christoph Engelberth auch weitere Pläne für die Zukunft. Nadine Bikowski hat ins Auge gefasst, Theologie zu studieren. Christoph Engelberth will an die Fachhochschule gehen und zielt „in Richtung Bauingenieur“.

Und wo wollen sie dann arbeiten? „Wir sind offen für die ganze Welt nach diesem Einsatz“ sprudeln beide heraus und freuen sich auf alles, was kommt. Verständlich, denn schließlich haben sie ihrem bisherigen Lebensweg ja schon Struktur gegeben.

Franz A. Bankuti aus SZ
( 17.07.2006 - 12:20)

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