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Emotionale Zeitreise durch die Musikepochen

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Auf eine Zeitreise zurück in die Musikepochen Klassik und Romantik begleitete der französische Pianist Jean-Pierre Bénier. Die Musikschule Hockenheim lud in den Räumlichkeiten der Fritz-Mannherz-Hallen zu einem kommentierten Klavier-Recital des Musikschullehrers ein, der an der Ecole Normale de Musique in Paris und bei Prof. Goldenberg eine hervorragende Klavierausbildung genossen hat.

Wenn Bénier nicht gerade Klavierunterricht gibt, konzertiert er überall in Deutschland und vor allem in seinem Heimatland Frankreich. So gastierte er auch in Reilingen und stellte kommentiert die "Etappen der romantischen Klaviermusik" vor.

Den Einklang auf dem Weg von der Klassik zur Romantik machte Ludwig van Beethoven, dessen Kompositionen zwar klassisch, seine Töne aber leidenschaftlich romantisch waren. Mit Bach gelte er als einziges Universalgenie der Tonkunst, so Bénier, bevor er die Tasten für die "Sonate opus 13" anschlug, ein Stück voll Melancholie mit heftigen Elementen.

In seinem weißen Nadelstreifenanzug, dem schwarzen Hemd mit der weißen Fliege, wirkte der Pianist hinter dem gewaltigen schwarzen Flügel nahezu zerbrechlich. In seine Noten vertieft ließen sich die dramatischen Momente, aber auch die fröhlichen, lustvolleren Elemente auf seinem Gesicht genauso ablesen, wie sie aus dem Resonanzkörper des Flügels klangen. Klaviermusik, die zum Nachdenken anregt.

Zum Nachdenken regte auch anschließend Franz Schubert an. Der Stil des "Natur-Romantikers" ist allgegenwärtig melodisch, ja gar leidenschaftlich, zärtlich und träumerisch. So stellte Bénier das "Impromptu opus 90 N´2 - N´4" vor, das Schubert sechs Jahre vor seinem Tod geschrieben hat. N´2 gleicht einem Perpetuum mobile, ein ungeduldiges fortwährendes Stapfen mit einem ungarischen Thema in der Mitte. Im N´3 dagegen findet sich eine fliegende Melodie in gleichen Notenwerten mit gut gelungenen Modulationen, während N´4 mit seinen zerlegten Apregen zu einem der bekanntesten Stücke der Klavierliteratur geworden ist. Schwere melodische Klavierklänge mit einem immer wiederkehrenden Motiv, von Bénier so leidenschaftlich und gefühlvoll gespielt, als würde das Werk aus seiner eigenen Feder stammen.

"Er hat so intensiv für das Klavier gelebt, dass er fast sein Synonym geworden ist", stellte Bénier anschließend mit französischem Akzent Frédéric Chopin vor. Chopin schreibe nicht für das Klavier, er sei das Klavier, zitierte der Pianist. Geprägt hat Chopin ein artikuliertes, flüssig klares Spiel. "Seine Hände scheinen aus Gummi zu sein", so einst sein Freund Franz Liszt. Wie aus Gummi wirkten auch die Hände von Bénier als er die drei Stücke von Chopin anklingen ließ, darunter die "Etude opus 10 N´10", geprägt von melodischen Anschlägen sechs verschiedener Akkorde mit unterschiedlichen Betonungen, und die "Polonaise opus 26 N´2" mit einem leidenschaftliche bewegten Hauptthema mit tragischer Entscheidung des Schlussteils, womit die rund 70 Konzertbesucher in die Pause entlassen wurden und das eine oder andere Wort mit dem Pianisten wechseln konnten.

Nach der Pause ging es dann mit dem russischen Komponisten Modest Mussorgski weiter. Bénier präsentierte sein Werk "Bilder einer Ausstellung", seinem bekanntesten Klavierzyklus, den Mussorgski 1874 seinem verstorbenen Freund, dem Maler und Architekten Victor Hartmann, gewidmet hat. Eingeleitet von Promenaden führte der Pianist so durch die "Ausstellung", blieb an diversen Bildern, wie das Bild "Der Markt in Limoges" stehen, auf dem ein buntes Treiben mit temperamentvollen Marktweibern stattfindet, was mit tänzerischen, sprunghaften Tonfolgen und Stacatto-Bewegungen verdeutlicht wurde, und ging weiter zum nächsten Bild.

So bis zum zehnten und letzten Bild "Das große Tor von Kiew", ummalt mit feierlichen Hymnusklängen, das mit einer gewaltigen Symphonie aus heftigen Wiederholungen des Promenadenthemas schließt. Ein Werk, in dem alle musikalischen Fingerfertigkeiten auf die Probe gestellt werden. Doch damit wurde Bénier ohne großartige Anstrengung fertig. Wie in Trance hüpften seine Finger über die schwarzen und weißen Tasten und hat sich mit seinem hervorragenden Vorspiel einen heftigen Applaus verdient, worauf er als Zugabe noch einmal kräftig zu Robert Schumanns "Arabeske" in die Tasten schlug. vas aus SZ
( 30.07.2007 - 11:57)

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