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Künstler haschen nach dem Osterhasen
Künstler haschen nach dem Osterhasen

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Wer den Stier bei den Hörnern packt (und das überlebt), der ist der Lösung eines Problems meist ein gutes Stück näher gerückt. Ein Problem, das fast schon ewig seiner Lösung harrt, ist die all frühjährlich wiederkehrende Frage, was es mit dem Osterhasen auf sich hat. Und weil hier der Griff nach irgendwelchen Hörnern verfehlt wäre, hat der hallesche Kunstprofessor Josef Walch im Verein mit Künstlerkollegen den scheuen Schlawiner nun auf artgerechte Weise erhascht - nämlich an den Ohren. Anschließend entlockte er dem verdutzten Eierverteiler das eine oder andere Geheimnis.

"Im Zeichen des Hasen" heißt eine ungewöhnlich witzige Ausstellung, die gestern im Halloren-Schokoladenmuseum eröffnet wurde. Walch, der an der "Burg" den Lehrstuhl für Kunstpädagogik innehat, präsentiert einerseits eine Sammlung, die er über Jahrzehnte zum Thema Hase privat zusammengetragen hat - aus gutem Grund. Stammt er doch aus (und wohnt zum Teil auch noch in) Reilingen, einer Gemeinde bei Mannheim. Und die trägt ausgerechnet einen Hasen im Wappen. Dieser Tatsache ist Walch als Forscher nachgegangen und glaubt, auf ein Versehen gestoßen zu sein. Weil der Ort nahe Maulbronn liegt, sollte mit Blick auf den Ortsnamen wohl ein Maultier oder Esel Wappentier werden.

Doch was - auch schon früher - dabei raus kam, wenn man an der Kunst oder am Künstler sparte, zeigt nun eindringlich das skurrile Hasenwappen. Was das mit Ostern zu tun hat? - Da müsse es, meint Walch, ähnlich zugegangen sein. Denn das Ostertier ist natürlich das Osterlamm. Und wenn bei dessen Darstellung die Ohren ein bisschen zu lang geraten .... "Der Witz ist, dass wohl auch der Osterhase ursprünglich ein falscher Hase war", fasst Walch seinen auf Recherchen fußenden Verdacht zusammen.

Freilich entpuppt sich der falsche Hase nicht nur für Eier suchende Kinder, sondern auch für Künstler und Sammler wie Walch als ausgesprochener Glücksfall. Die Schau zeigt Hasen hallescher Künstler wie Rüdiger Giebler, Iris Band und Ulrich Klieber neben Blättern von Berühmtheiten wie Joseph Beuys und Klaus Staeck oder zwei Email-Bildern von Moritz Götze. Am einfühlsamsten ist wohl eine Zeichnung von Rolf Müller, die ein richtiges Ostermalheur dokumentiert - mit der Unterschrift: "Der Hase trägt den Kopfverband, seitdem er an die Wand gerannt". Doch nicht nur Kunst bietet die Schau, sondern sie gibt einen eindrucksvollen Einblick in eine von Spielzeug- und Andenkenherstellern kreierte Hasenwelt: von einer Delfter Kachel mit Hase (17. Jahrhundert) über die einst so berühmte Hasenschule aus den 20er Jahren - als Kinderbuch und als kleine Holzfiguren - bis hin zu einem inzwischen kostbaren sprechenden Hasen aus den Fünfzigern. "Streichle mein Fell" kann er zum Beispiel säuseln, oder: "Ich bin so müde." - Letzteres kann einem beim Besuch dieser Schau übrigens nicht passieren.
Mitteldeutsche Zeitung
( 26.03.2007 - 14:02)

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Der \Der \"Reilinger\" Hase im Wappen

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