Gemeindeinfo - Geschichte

 

Tag des offenen Denkmals am 12. September 2004

"200.000 Jahre Leben im Reilinger Baggersee?"

 

Das Alter des Reilinger Schädels aus geologischer Sicht

In einer Tiefe von ca. 20-25 m unter dem Grundwasserspiegel findet man in den meisten Kiesgruben zwischen Karlsruhe und Darmstadt eine Schicht, die schwarze, fast vermoderte Eichenstämme (oft bis 1 m Durchmesser) und andere warmzeitliche Fossilien (z. B. von Flusspferd, Wasserbüffel, Waldelefant, sowie von warmzeitlichen Schnecken) enthält. Nach jetzigem Forschungsstand handelt es sich hierbei um eine Ablagerung aus der letzten Warmzeit (Riß-Würm-Interglazial), die von ca. 125.000 - 115.000 Jahre vor heute dauerte (Shakleton et al. 1973). Die darüberfolgenden Ablagerungen der letzten Eiszeit (ca. 115.000 - 10.000 J. v. h.) enthalten entweder keine Hölzer oder nur Nadelhölzer und kälteunempfindliche Laubhölzer (z. B. Birke, Weide, etc.).

Eine ähnliche Abfolge der jungpleistozänen Sedimente hat Schweiss (1988) auch im Gebiet zwischen Worms und Darmstadt gefunden.

Wie zwei ehemalige Baggerführer, Heiner Gäng und Erwin Uhl, bestätigten, reichte die Ausbeutungstiefe in der Kiesgrube der Fa. Walther nirgends tiefer als 25 m unter den Grundwasserspiegel. Unterhalb davon wird nämlich der von den Geologen und Hydrologen so bezeichnete "obere Ton" angetroffen. Es handelt sich hierbei um eine im nördlichen Oberrheingraben weit verbreitete, tonig bis feinsandige Schicht, deren Material für die Bauindustrie weitgehend unbrauchbar ist. Sie bildet nicht nur dort, sondern in den meisten Kiesgruben der Region die untere Abbaugrenze. Das tiefste Baggergut kann also aus geologischer Sicht nicht älter als 125.000 Jahre sein.

Vortrag von Helmut Berlinghof, Vorsitzender des Angelsportvereins Reilingen

Am 11. März 1975 wurde der Pachtvertrag zwischen der Gemeinde Reilingen und dem Angelsportverein Reilingen unterzeichnet. Für die Gemeinde Reilingen unterzeichnete der damalige Bürgermeister Hermann Kief und für den Angelsportverein der 1. Vors. Manfred Heiler den Pachtvertrag. Für die Reilinger Angler ging damit ein langgehegter Wunsch in Erfüllung, ein eigenes Angelwasser zu haben und auch zu bewirtschaften.

Der See selbst entstand durch Baggerarbeiten auf Grund von Autobahn Neubauten.

Die Ausbeutungsrechte für Kies erhielt in den 70-iger Jahren die Fa. Adolf Walther ( Kies-Walther ). Der See hat keinen natürlichen Zu- bzw. Abfluss, besteht also aus Grundwasser und hat eine Fläche von fast 12 Ha. Die größte Tiefe liegt bei ca. 22 m. In den Jahren der Baggerarbeiten war der Uferbereich ziemlich kahl. Die Renaturierung oblag dann Anfang der 80iger Jahre der Fa. Walther.

In dieser Zeit wurden auch durch das Wasserwirtschaftsamt Biotope unterhalb des damaligen Schuttloches angelegt. Leider wurden die Zuläufe zum See etwas zu flach gehalten, so dass nur bei höherem Wasserstand des Sees Wasser in die Gräben fließen kann. Wenn sich dann evtl. Fische zum Schutz oder zum Ablaichen dorthin zurückziehen und der Wasserstand fällt innerhalb kurzer Zeit kann es vorkommen, dass die Fische keine Möglichkeit mehr haben, das freie Wasser zu erreichen.

Speziell auf diese Wasserstrecke unterhalb des alten Schuttloches entnehmen wir mehrmals im Jahr Wasserproben, denn obwohl die Schutt-Deponie schon lange geschlossen wurde kann niemand mit Sicherheit sagen, was kurz vor Schließung noch alles abgeladen wurde. Hier haben wir mit unserem langjährigen Gewässerwart Otto Jung einen Mann vor Ort, der schon seit über 30 Jahren dieses Amt inne hat und auch die entsprechenden Messgeräte verfügt. Wenigstens einmal im Jahr haben wir auch Taucher im See und lassen uns von diesen auch Bodenproben aufnehmen. Bestimmte Bereiche unseres Sees sind ganzjährig gesperrt, andere Bereiche werden vom Frühjahr an bis zum Spätjahr gesperrt.

Zu Beginn der Bewirtschaftung durch den ASV hat der Verein auch eine Fischzuchtanlage betrieben. Ein Futtermeister (Vereinsmitglied) übernahm diese tägliche Aufgabe. Diese Aufzucht von Jungfischen wurde aber vor längerer Zeit wieder aufgegeben, erstens weil bestimmte Arten von Fischen im See selbst abgelaicht haben ( nicht alle ), zweitens weil etwas mehr Geld da war um Jungfische zu kaufen und drittens aus Gründen der Wasserqualität. Denn der Kot der in einem Netz ( ca. 6x6 m ) befindlichen Fische fiel monatelang auf Grund und hätte zu einer schlechten Wasserqualität und evtl. zu Fischkrankheiten geführt.

Auch heute noch wird einmal im Jahr (Frühjahr oder Spätjahr) eine Besatzmaßnahme durchgeführt ( von Fischen, die in unserem See nicht ablaichen ) , wobei normalerweise Jungfische einer bestimmten Art eingesetzt werden. Aber da wir in den letzten Jahren verstärkt den Einfall von Kormoranen beobachten wählen wir etwas größere Jungfische, aber auch dies nützt höchstwahrscheinlich wenig.

Zu den Fischvorkommen wäre zu sagen:

Wir haben Aale, Hecht, Barsch, Schleien, Spiegel- u. Schuppenkarpfen , Rotaugen, Blei( Brachsen), Forellen und 5 Graskarpfen. Früher hatten wir auch einen Besatz an Zander, aber auf Grund des sich ändernden Seebodens seit ca. 5 Jahren keinen Besatz mehr vorgenommen. In letzter Zeit auch verstärkt Sonnenbarsche. Sehr guten Krebsbestand, Dreikantmuscheln und Miesmuscheln und wahrscheinlich aus Aquarienbeständen Süßwasserquallen.

Der Reilinger See ist runde 30 Jahre alt, der Bewuchs am Grund nahm in den letzten Jahren stark zu. Algen und bestimmte Wasserpflanzen bieten zwar den Jungfischen Schutz, dieser Bewuchs zeigt aber auch, dass der Seeboden schon ziemlich verschlammt ist. Aus diesem Grund haben wir 5 Graskarpfen eingesetzt, die den Bewuchs vom Seeboden aus etwas eindämmen sollen, hoffen jedoch, dass der See auf Grund seiner Größe genügend Selbstreinigungskraft hat und nicht umkippt.

Hier wäre noch zu sagen, dass der Reilinger See als reiner Angelsee ausgewiesen ist und seitens der Gemeinde ein Badeverbot ausgesprochen wurde, was der Wasserqualität natürlich zu sehr guten Werten verhilft. Allerdings haben wir aber in letzter Zeit sehr mit unvernünftigen Hundebesitzern zu kämpfen, seitens der Gemeindeverwaltung ist Leinenzwang vorgeschrieben, aber niemand hält sich daran. Streunende Hunde in Schilf und Uferbereich im Frühjahr und Sommer ( Brutgeschäft ), da bleibt kein Vogel und keine Ente auf dem Nest sitzen ! Im Frühjahr 1989 hat die Gemeindeverwaltung auch einen Lehrpfad eingerichtet, etliche Schautafeln am Rande des Pfades wurden aufgestellt.

Wir Angler wollen und werden den Reilinger See auch in Zukunft pflegen und erhalten. Wir haben zur Gemeindeverwaltung Reilingen gute und freundschaftliche Kontakte und ab und zu eine gemeinsame Begehung am See.

Den Amtsblattbericht mit weiteren Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie hier.