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Acrylamid

Acrylamid ist eine aus der chemischen Industrie bekannte Substanz. Es wird als Baustein für Kunststoffe verwendet. Auch in kosmetischen Mitteln kann Acrylamid enthalten sein. Vor einigen Monaten wurde es erstmalig in verschiedenen stärkehaltigen Lebensmitteln nachgewiesen.

Wie kommt Acrylamid in Lebensmittel?
Acrylamid kann grundsätzlich bei starker Erhitzung von kohlenhydratreichen Lebensmitteln entstehen. Verantwortlich ist wahrscheinlich eine chemische Reaktion zwischen Zucker und der Aminosäure (Eiweiß-Baustein) Asparagin.
Diese Reaktion wird Maillard-Reaktion genannt. Sie ist ein gewöhnlicher Vorgang, z.B. beim Backen, Braten oder Frittieren: Durch die hohen Temperaturen von 150 bis 180 Grad Celsius kommt es zur Bräunung der Lebensmittel. Bei diesem Prozess entstehen auch Aromen und Geschmacksstoffe, die durchaus erwünscht sind. Die Bildung von Acrylamid wird von verschiedene Faktoren beeinflusst, z.B. durch die Temperatur, die Erhitzungsdauer, den Wassergehalt des Lebensmittels bzw. des Garfettes.

In welchen Lebensmitteln wurde Acrylamid gefunden?
Hohe Acrylamidgehalte wurden in Kartoffelchips, Pommes frites, Keksen und Kräckern, Knäcke- und Toastbrot sowie gerösteten (Frühstücks-)Cerealien nachgewiesen.
Alle diese Lebensmittel sind stärkehaltig; Zucker ist der Baustein der Stärke. Gleichzeitig findet sich in den Lebensmittel die Aminosäure Asparagin. Besonders häufig ist sie in Kartoffeln zu finden. Hier macht sie bis zu 40 Prozent der Aminosäuren aus. Und auch in Getreide ist es eine recht häufig anzutreffende Aminosäure. Das erklärt, wieso verarbeitete Kartoffel- und Getreideprodukte zum Teil sehr hohe Acrylamid-Gehalte haben.
Acrylamid wird nur bei hohen Temperaturen gebildet. Aus diesem Grund sind alle unerhitzten und gekochten Lebenmsittel frei von Acrylamid.

Welche Risiken bestehen durch Acrylamid?
Acrylamid ist wasserlöslich und wird vom Körper gut aufgenommen und darin gleichmäßig verteilt. Im Tierversuch traten bei hohen Acrylamiddosen nerventoxische und Erbgut schädigende Wirkungen auf. Die Krebsrate war erhöht. Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Substanz als Erbgut schädigend und Krebs erregend ein. Das aufgenommene Acrylamid geht aller Wahrscheinlichkeit nach in die Muttermilch und auch in den Fötus über.

Praktische Tipps zur Senkung des Acrylamidgehaltes

  • Kartoffeln, die zum Frittieren oder Braten vorgesehen sind, sollten gesund und nicht angekeimt sein. Nach dem Schälen die Kartoffeln entsprechend der gewünschten Zubereitung zerkleinern (Streifen oder Scheiben) und vor der Weiterverwendung ca. eine Stunde wässern. Dadurch wird ein Teil des Zuckers, einem der Ausgangsprodukte für die Bildung von Acrylamid, herausgelöst. Zum Frittieren sollten "mehligkochende" oder "vorwiegend festkochende" Kartoffelsorten verwendet werden. . Bratkartoffeln sollten aus gekochten Kartoffeln zubereitet werden.

  • Pommes frites für den Backofen so kurz wie möglich erhitzen, d.h. nur so lange bis die Produkte gar und goldgelb sind. Pommes frites sollten eher größer (dicker) als kleiner sein. Die Backofentemperatur ist bei Umluft auf max. 180° C und bei Verwendung von Unter- und Oberhitze auf max. 200° C zu begrenzen. Die Pommes frites sollten einlagig auf das möglichst voll belegte Backblech gelegt werden. Damit die Pommes frites von allen Seiten gut garen können, dürfen sie jedoch nicht zu dicht aneinander liegen.. Eine zu dunkle Bräunung der Spitzen ist zu vermeiden. Eine zu starke Kontaktbräune und somit eine vermehrte Acrylamidbildung kann zudem verhindert werden, wenn man Backpapier verwendet.

  • Beim Frittieren von Pommes frites in der Friteuse darf die Temperatur 175 ° C nicht überschreiten. Sie sollte mit einem externen Fett-Thermometer kontrolliert werden. Die Frittierzeit sollte möglichst kurz (bis zur beginnenden Braunfärbung der Enden) und das Frittiergut goldgelb sein. . Das Verhältnis des Frittiergutes zum Fett sollte 1:10 bis max. 1:15, also ca. 100 Gramm Pommes frites auf 1 bis 1,5 Liter Öl betragen. Auch hier sind größere (dickere) Pommes frites besser als kleinere Varianten.

  • Für Kartoffelerzeugnisse aus Formteigen, z. B. Kroketten, gelten die gleichen Empfehlungen wie für Pommes frites.

  • Für das Braten von Bratkartoffeln aus rohen Kartoffelscheiben, Reibekuchen usw. in der Bratpfanne sollte Margarine statt Öl (mind. 80 % Fett) oder Öl mit etwas Margarine verwendet werden.

  • Beim Backen von Brot sollte eine zu starke Bräunung der Kruste vermieden werden. Großvolumige Gebäcke haben tendenziell weniger hohe Acrylamidgehalte als Kleingebäck.

  • Beim Toasten von Brot ist ein zu starkes Anbräunen zu vermeiden. ("vergolden statt verkohlen").

  • Mürbegebäck und Spritzgebäck sollten nicht zu stark gebräunt werden und die Ofentemperatur beim Backen nicht mehr als 190° C betragen. Zusätzlich kann die Acrylamidbildung noch durch die Verwendung von Eigelb reduziert werden.

Links

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