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Spargelgemeinde Reilingen (Druckversion)

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Ein Leben ohne Sex...

[Online seit 27.09.2018]


...dieses führen die Marmorkrebse im Reilinger See.
Am Freitag, den 21.09.2018, durfte der Angelsportverein Reilingen den Bürgermeister, die Gemeinderäte, Vertreter der Presse und die Mitglieder zum Vortrag des Deutschen Krebsforschungszentums Heidelberg (DKFZ) im Vereinsheim willkommen heißen.
41 Interessierte folgten der Einladung und ließen sich von Prof. Dr. Frank Lyko und Sina Tönges in die Welt der Marmorkrebse entführen.
Nach den Grußworten des 1.Vorsitzenden, Helmut Berlinghof, folgte der gut einstündige Vortrag. Zunächst erläuterte Prof. Dr. Lyko die Entstehung der hybriden Krebse in Florida in den USA. Vermutlich hatte hier ein Aquarianer verschiedene Gattungen von Sumpfkrebsen aus unterschiedlichen Regionen Floridas gemeinsam gehalten. So entstand aus zwei verschiedenen Arten ein neuer Krebs, ein Hybrid.
Diese neue Art –der Marmorkrebs- hat eine herausragende Eigenschaft: es existieren ausschließlich Weibchen, welche sich durch Parthenogenese fortpflanzen. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass sich das Weibchen immer wieder klont und somit absolut mit dem Muttertier identische Nachkommen zeugt.
In den 90er Jahren erfolgte, vermutlich über die Aquarienfachhandel, eine Verteilung der Krebse rund um die Welt.
Diese neue Krebsart ist nicht nur äußerst widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse und widrige Lebensbedingungen in Seen und Flüssen, sie ist auch in der Lage, ca. dreimal im Jahr ungefähr 200 bis 300 Nachkommen zu zeugen.
Nicht selten ist daher wahrscheinlich nach kurzer Zeit das heimische Aquarium übergequollen und die Krebsbesitzer setzten die Nachkommenschaft in den naheliegenden Gewässern aus.
Die daraus resultierenden Konsequenzen sind nicht nur positive Eigenschaften besetzt, denn die dort einheimischen Tiere müssen nun in Konkurrenz um Futter und Platz treten mit der angesiedelten Krebsart leben.
Für die Krebsforschung, so erläuterte Prof. Dr. Lyko, sei der Marmorkrebs jedoch äußerst interessant. Durch sein Fortpflanzungsverhalten könnten Rückschlüsse der Zellteilung in der Tumorforschung gezogen werden. Der Marmorkrebs erlaube den Wissenschaftlern daher neue Erkenntnisse im Bereich der Tumor- und Krebsforschung.
Im Folgenden klärte Sina Tönges über die durchgeführten Untersuchungen im Reilinger See auf. Nachdem das Gewässer mit Hilfe eines Echolotes mit GPS vermessen und der Tiefe nach bestimmt wurde, suchten sich die Wissenschaftler 18 Punkte im Reilinger See aus, um den Krebszensus durchzuführen. An zehn aufeinander folgenden Tagen wurden hier Krebse mit Hilfen von speziellen Reusen gefangen, gezählt, vermessen und markiert. Im Anschluss wurden die Krebse wieder in ihr Element entlassen. Am Ende der Zählung konnten die Wissenschaftler Hochrechnungen für die vorherrschende Krebspopulation anstellen. Im Ergebnis stand fest, dass sich im Reilinger See ca. 170.000 Marmorkrebse befinden. Hiervon sind ca. 30.000 erwachsene Tiere mit einer Größe von mehr als 6 cm und 140.000 Jungtiere mit weniger als 6 cm Größe (gemessen von Kopf bis Schwanz; ohne Scheren).
Im Anschluss an den Vortrag und die zahlreichen Fragen aus dem Puplikum, richtete Bürgermeister Stefan Weisbrod dankende Worte für den interessanten und äußerst informativen Vortrag an die zwei Wissenschaftler und überreichte gemeinsam mit dem 1. Vorsitzenden eine Flasche Edelobstbrand der Brennerei Schell und einen Strauß Blumen.
Anschließend wurden geräucherte Forellen und gekühlte Getränke verköstigt, sodass der Abend in einer geselligen Runde endete.

Prof. Dr. Frank Lyko, Bgm. Stefan Weisbrod, Sina Tönges und Helmut Berlinghof
Prof. Dr. Frank Lyko, Bgm. Stefan Weisbrod, Sina Tönges und Helmut Berlinghof

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