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Beiträge von Vereinen

Erntedankfeier der Landfrauen Reilingen

[Online seit 14.10.2019]

Philipp Bickle und Sigrid Müller-Dorn
Philipp Bickle und Sigrid Müller-Dorn

Was der Sandblattweg mit dem HB-Männchen zu tun hat

Traditionell ist Herbst Erntezeit:  Viele Arten an Getreide, Obst und Gemüse sind nun vollends ausgereift und man bekommt das frische Produkt direkt aus dem Garten oder Feld. Um für die diesjährige Ernte zu danken, feierten die Landfrauen am 11.10. in der Besenwirtschaft Schell.

Diesen Abend widmeten wir einer ganz besonderen Sonderkultur, die jahrzehntelang viel Arbeit und guten Lohn nach Reilingen brachte: der Tabak. Sigrid Müller-Dorn hatte unterstützt von Phillip Bickle (Heimatverein) einen Vortrag vorbereitet, der bei vielen Älteren Erinnerungen weckte, und für viele Jüngere viele interessante Aspekte aufzeigte. So musste sie an eigenem Leib erfahren, dass der Tabak mit der Jahreszeit sehr wählerisch ist: Denn für Anschauungszwecke hatte sie vier Samen, gehegt und gepflegt, genau nach Anleitung gegossen und lichtdurchflutet an der Fensterscheibe aufbewahrt, doch alle Mühe war umsonst: Kein einziger Samen ging auf. Zur Anfangszeit des Tabaks in Reilingen, hatte man diesen zunächst in Frühbeeten, sogenannten Gutschen, in spezieller Anzuchterde ausgesät. Vorher jedoch war es notwendig die Tabaksamen in einen feuchten Baumwollsäckchen in der Wärme des heimischen Kachelofens vorzukeimen. Während des Keimens musste die sehr empfindliche Pflanze vor jeglichem Frost geschützt werden. Danach mussten die 10-15 cm großen Pflänzchen im festgelegten Abstand von 65 x 45 cm von Hand, später mit dem Setzrechen und ab den 70ern mit der Tabaksetzmaschine eingesetzt werden. Um zu illustrieren wie die Pflanze ausgewachsen aussieht, wurden Schaubilder ausgeteilt. Plötzlich ging ein Raunen durch die Runde, denn manche Zuschauerin fragte sich: „Was? Der Tabak kann auch blühen“.  Viele der Anwesenden hatten die Arbeit mit dem Tabak noch selbst erlebt, aber nie auf den Feldern blühende Tabakpflanzen gesehen. Sigrid klärte auf: „Als Tabakbauer, wollte man möglichst starke Blätter, deshalb wurden Nebentriebe und Blüten entfernt, damit die Kraft in den Tabakblättern verbleibt“. Auch außerhalb des Feldes hörte die Arbeit mit dem Tabak nicht auf: die Tabakblätter wurden zu Bandelieren aufgefädelt, für die man pro Stück ca. Fünf Pfennig bekam, und im Tabakschopfen zum Trocknen aufgehängt. Erst im Herbst wurden die Blätter wieder abgehängt und gekästelt, aber auch nur wenn es neblig war oder geregnet hatte. Damit wurde verhindert, dass die Blätter brechen und somit an Qualität verlieren. Man sieht: Der Tabak brachte viel Arbeit mit sich aber hatte auch viele Vorteile: Die Ortsansassigen Zigarrenfabriken verarbeiteten den Tabak und boten zudem viele Arbeitsplätze. So konnten auch Frauen im Ort einer bezahlten Arbeit nachgehen, was für die damalige Zeit keine Selbstverständlichkeit war. Und was hat jetzt der Sandblattweg im Neubaugebiet Herten II mit dem HB-Männchen zu tun? Die breiten, langen Blätter von besonders guter Qualität über den untersten Blättern (Grumpen) des Tabaks werden Sandblätter genannt, der Sandblattweg erinnert an die Tradition des Tabakanbaus in Reilingen.

Zum Abschluss des Abends gab es herrliches Essen von Familie Schell und später durfte jeder Frischgeerntetes mit nach Hause nehmen. Vielen Dank nochmals Elfriede und Hannelore, die den Erntedanktisch gerichtet haben. Sowie an Sigrid die das Programm für diesen schönen Abend gestaltet hat und an Phillip Bickle, der durch seine Mithilfe und Exponate aus dem Heimatmuseum viele Erinnerungen weckte.

gca

Fotos: gca

Erntetisch
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