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Spargelgemeinde Reilingen (Druckversion)

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Reilingen trauert um Siegfried von Sagunski

[Online seit 11.01.2019]

In Reilingen eine zweite Heimat geschaffen / Kürzel "svs" prägte fast 40 Jahre das Amtsblatt als Qualitätsbegriff


Ungläubigkeit und Bestürzung macht sich soeben in Reilingen breit, als die Nachricht vom Tod von Siegfried von Sagunski bekannt wurde. Er starb am 08. Januar 2019 im Alter von 93 Jahren in Reilingen.
 
Siegfried von Sagunski gehörte zu Reilingen wie der Hase ins Ortswappen. Er hat das gesellschaftliche und kulturelle Leben mitgeprägt. Dabei war sein Leben auch ein Spiegelbild des letzten Jahrhunderts, als der Zweite Weltkrieg das Leben, die Wünsche und Pläne von unzähligen Menschen seiner Generation veränderte.
 
Otto und Marie von Sagunski freuten sich, als am 26. Juni 1925 ihr Sohn Siegfried in der Stadt Köslin in Pommern zur Welt kam. Einer der Vorfahren der Familie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts einer Kompanie an, die damals eine wichtige Schlacht gewann, worauf die gesamte Kompanie den Adelstitel erhielt. Seitdem konnte sich die Familie v o n Sagunski nennen.
 
Nach dem Abitur und dem Beginn der Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt kam die große Zäsur in von Sagunskis Leben. Er wurde in den Kriegsdienst einberufen, seine Mutter starb beim Einmarsch der Truppen in seine Heimatstadt, sein Vater konnte auch nicht mehr zurückkehren und verstarb bereits 1950. Von Sagunski war in Gefangenschaft in Norwegen. Über Bremerhaven und Darmstadt kam er dann nach Mannheim, heimatlos in einer zerstörten Stadt, ohne Perspektive für die Zukunft. Aber Siegfried von Sagunski haderte nicht mit seinem Schicksal, er besann sich stets auf sich selbst, seine Willens- und Schaffenskraft und nutzte die Möglichkeit, bei der Bahn eine Arbeit anzunehmen. „Als Lokputzer habe ich angefangen, aber ich hatte Arbeit“, blickte von Sagunski bei seinem 90. Geburtstag zurück, im Jahr 1987 wurde er als Diplom-Verwaltungsbetriebswirt der Bahn in den Ruhestand entlassen. Da er in den letzten Berufsjahren angehende Bahnmitarbeiter unterrichtete, war es dann mit dem „Lehrer sein“ doch noch etwas geworden.
 
Später war von Sagunski bei einem Kollegen in Hockenheim in einem möblierten Zimmer untergebracht, wo er auch seine aus Reilingen stammende Frau Marie kennen lernte. 1949 heirateten die beiden und von Sagunski wurde Reilinger. Ab 1952 brachte er sich aktiv in das Dorfleben ein. So gehörte er zu den Mitgründern des Tennisvereins sowie des Karnevalsvereins, bei dem er als Sitzungspräsident bereits zu Lebzeiten sich ein eigenes Denkmal gesetzt hatte. Man kannte ihn als Schnellzeichner, Bänkelsänger und als Stehgeiger auf der Bühne. Er trainierte die von ihm ins Leben gerufen Garde „Schwarz Gold“ mit sehr viel Freude. Für die 700 Jahrfeier Reilingens war er für die Werbung und Programmgestaltung verantwortlich. Als Conférencier und Moderator belebte er das Jubiläumsjahr sowie manches Straßen- und Vereinsfest.
 
Seit 1952 berichtete Siegfried von Sagunski zuerst mit Bild für die Allgemeine Zeitung (Mannheim), ab 1955 für die Schwetzinger Zeitung. In den 1970er Jahren übernahm er mehr und mehr das Schreiben von Berichten aus dem kommunalen Umfeld und dem Vereinsleben. Auch für die „Reilinger Nachrichten“ war er ab 1974 nahezu 40 Jahre aktiv. Sein Kürzel „svs“ war ein Qualitätsbegriff, stand für Zuverlässigkeit, Intelligenz und Fachkompetenz. Er hatte das Journalistendasein zwar nicht als Beruf, aber zu seiner Berufung gemacht. Das Gemeindeblatt war jahrzehntelang ohne seine Bilder, zumeist auch Titelbilder, kaum vorstellbar. Auch im hohen Alter behielt er seine geistige Flexibilität, kaufte sich einen PC und setzte ihn ein. Seine Kameras waren immer auf dem neuesten technischen Stand.
 
Niemals war ihm, auch als „guter Achtziger“, ein Auftrag zu aufwendig. Auch als er für seine erkrankte und 2012 verstorbene Ehefrau liebevoll und fürsorglich den gesamten Haushaltsaufgabenbereich übernommen hatte.
 
Für sein großes Engagement in Reilingen wurde er unter anderem mit der Landesehrennadel des Landes Baden-Württemberg und dem Verdienstorden in Gold mit Brillanten des Bundes Deutscher Karneval ausgezeichnet. Außerdem war er der erste Träger der Bürgermedaille der Gemeinde Reilingen.
 
Kaum ein anderer hat so vieles für seine zweite Heimat getan, wie Siegfried von Sagunski. Es ist kaum vorstellbar, dass er nicht mehr unter uns Lebenden ist, nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger Reilingen, nein auch für die Vereine. Mit Siegfried von Sagunski ging ein ehrenwerter Mann von uns, der mit viel Leidenschaft viel für die Gemeinde Reilingen getan hat. Seine Heimatgemeinde wird sein Engagement in Ehren halten und dankt ihm dafür.
 
Unsere Trauer und unser Mitgefühl gelten in dieser schweren Zeit seiner Tochter Denita Huck mit Familie. Wir wünschen Ihnen viel Kraft in dieser schweren Zeit.

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