Gemeinde Reilingen

Alt und Jung erleben ein harmonisches Miteinander

Die Tricolore war gehisst, die Hasenfahne wurde geschwenkt und die Sonne schien strahlend vom ebenfalls blau-weißen Himmel: mit einem großen Hallo wurden am Himmelfahrtstag fünfzig weitgereiste Franzosen begrüßt. Küsschen links, Küsschen rechts für die alten Hasen – manche schon seit der Gründung der Partnerschaft vor 34 Jahren dabei. Aber auch etliche „Neulinge“ waren dabei, Eltern mit ihren Kindern, etliche zum allerersten Mal in Allemagne. Zunächst galt es, die Gastfamilien kennen zu lernen und Gepäck zu verstauen, und dann durften die Gergoliens (so nennt man die Einwohner von Jargeau) sich die Beine vertreten, denn ganz in der Nähe fand das Waldfest des Sängerbundes statt. Das Team um Gerhard Pfeifer hatte, durch moderne Technik minutengenau auf dem Laufenden gehalten, schon das Bier vorbereitet.

Für den nächsten Tag war ein Besuchsprogramm vorbereitet. Den idealen Rahmen bot hierfür das diesjährige Großereignis in Mannheim, die Bundesgartenschau. Hier bot sich für jeden etwas – Parklandschaft im Luisenpark und Stadtentwicklung auf dem Spinelligelände. Nur mit den Informationen auf Französisch haperte es etwas: während die gruppenweise Führung im Luisenpark noch von Volker Billen und Christoph Scholz übersetzt wurde, fehlte es bei der individuellen Erkundung des Spinelli-Geländes an mehrsprachigen Informationstafeln. Dafür war der Blick aus der Seilbahngondel hoch über Mannheim selbsterklärend. Bei den vielen Eindrücken kam ein stärkendes und erholsames Picknick unter schattenspendenden Bäumen gerade recht, und so lagerte man, tauschte Leckereien aus, listig beäugt von einem vorwitzigen Storch, der an alldem großes Interesse zeigte.

Für den Samstag hatte der Bürgermeister zum Frühstück in der neuen Schulmensa eingeladen: klassisch-deutsch mit Brötchen, Wurst, Marmelade und Kaffee, aber auch deftig-bayerisch mit Weißwurst, Brezen und Bier – was für viele Franzosen ein ganz neues Frühstückserlebnis war. Der Besuch war unerwartet rege – obwohl großzügig geplant, mussten noch eilig weitere Tische und Geschirr herbeigeschafft werden. Bürgermeister Weisbrod präsentierte die neuen Schulküche und Fachräume der Schule und führte die Gäste herum. Man war sich einig, dass gerade auch ein attraktives Schulangebot eine Gemeinde attraktiv macht. Wer wollte, konnte anschließend noch die neuen Räumlichkeiten des Rathauses bewundern. Unterdessen eskortierten Maren Ryll und Céline Kerhault die französische und deutsche Jugend zu einem Minigolfturnier am St. Leoner See. Das Prachtwetter konnte man auch hier herrlich nutzen.

Zum Festabend war die Mannherzhalle festlich geschmückt. Auf der Bühne thronte der große Hasenkopf, den vier Jahre zuvor die Têtes-en-Fête mitgebracht hatten, die Vereinsjugend empfing die Gäste mit Sekt, Barpianoklänge vom Konzertflügel untermalten die Plaudereien der hereinströmenden Gäste. Auch hier war der Andrang größer als geplant, aber Bürgermeisterassistentin Geigle und Hausmeister Krauth hatten alles unter Kontrolle.

Zur Umrahmung des offiziellen Teils hatte man den Madrigalchor Hockenheim gewinnen können. Für viele war das sicher eine neue Erfahrung: Wie Ralph Pfahler bei der Vorstellung des französischen Gesangs erklärte, ging es hier recht rustikal-offenherzig um die vielschichtigen Beziehungen zwischen Mann und Frau. Zur gelösten Stimmung passten die Reden von Bürgermeister Stefan Weisbrod und seiner Amtskollegin Sophie Héron. Wie der Zufall es wollte, hatte Romy, die Tochter des französischen Partnerschaftsvereinsvorsitzenden Volker Billen und der Bürgermeisterin, just an diesem Tag ihren elften Geburtstag, und Stefan Weisbrod ließ es sich nicht nehmen, ihr auch ein Geschenk zu überreichen. Die Bürgermeisterin hatte eine Fahne mit dem Wappen von Jargeau mitgebracht, was den Fundus der Gemeinde Reilingen komplettierte (Tricolore und Europafahne waren natürlich längst vorhanden und vielfach in Gebrauch).

Gestärkt durch das Buffet aus bewährter Küche eines bekannten Reilinger Catering-Unternehmens, verwöhnt mit zahlreichen Kuchenspenden unserer Vereinsmitglieder (dafür herzlichen Dank!) und animiert durch guten Kurpfälzer Wein, konnte man sich gruppenweise an das Fotoquiz zur Jumelage-Geschichte wagen. Weinkeller an der Loire, Spielmannszug in Reilingen, Jugendgruppen im Odenwald, Hängebauchschweine an der Burg Guédelon – Detailwissen zu früheren Begegnungen war neben schneller Reaktion gefragt. Während die Altgedienten in Erinnerungen schwelgten, feierten die Jugendlichen die Sieger im Minigolfturnier (oder sich selbst). Die besonders Munteren nutzten den Sporthallenboden als Tanzparkett, musikalisch animiert von Frank Seifert, der zwischen Kamera und Musikmischpult hin und her jonglierte.

Die Rückfahrt am Sonntag dauerte dieses Mal fast zehn Stunden, aber eine großzügig bemessene Zuladung von Reilinger Erdbeeren versüßte den Gästen ihre ungewöhnlich lange Reise. Bis zum nächsten Mal, im Jahr 2025!
Fotos: Scholz, Seifert; Pfeifer, Blanchard

Impressionen der diesjährigen Jumelage: