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Spargelgemeinde Reilingen (Druckversion)

Aus dem Rathaus

Die Gemeinde informiert

Überalterte Abwassertechnik zwingt zum Handeln

[Online seit 27.10.2020]

Anlagen zum Heben und Rückstau von Schmutz- und Regenwasser sind abgenutzt und müssen überholt oder erneuert werden

Um die verbliebenen Hebe- und Pumpwerke der 1963 in den Dienst gestellten und 1982 aufgelassenen kommunalen Kläranlage steht es nicht zum Besten. Ein halbes Jahrhundert nach ihrer Inbetriebnahme ist der altersbedingte Verschleiß an baulichen und technischen Anlagen unübersehbar. Jüngste Funktionsprobleme am Schmutzwasserhebewerk und anhaltende Geruchsemissionen legen einen zwingenden Handlungsbedarf offen. Vom Ausmaß des Sanierungsumfangs ließ sich der Gemeinderat auf dem Anlagengelände am späten Donnerstagnachmittag von Diplom-Ingenieur Erich Schulz aus Hirschberg-Leutershausen informieren.

Diplom-Ingenieur Erich Schulz (3.v.li.) verschafft den Vertretern von Rat und Verwaltung einen Einblick in die sanierungsbedürftige Abwassertechnik
Diplom-Ingenieur Erich Schulz (3.v.li.) verschafft den Vertretern von Rat und Verwaltung einen Einblick in die sanierungsbedürftige Abwassertechnik

Investitionsvolumen von zwei Millionen Euro
Nach den detaillierten Ausführungen des Abwasser-Experten müssen die anzutreffenden baulichen Anlagen sowie die überalterten technischen Anlagen zum Heben und Rückstau von Schmutz- und Regenwasser saniert und in Teilen erneuert werden. Das gilt insbesondere für das Schmutzwasserpumpwerk mit Vorschacht, das Regenwetterpumpwerk, Regenüberlaufbecken, Stationsgebäude bis hin zu den Außenanlagen. Die im Pumpwerkgebäude befindliche Trafostation mitsamt der Elektrotechnik entspricht nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. In seinem beunruhigenden Fazit sieht der Fachingenieur die Betriebssicherheit als nicht mehr gegeben an. Das notwendige Investitionsvolumen veranschlagt der Gutachter auf überschlägig zwei Millionen Euro, wobei zur Behebung der dringendsten Mängel etwa eine dreiviertel Million Euro aufzubringen wären.

Diplom-Ingenieur Erich Schulz, Bauamts-Sachbearbeiter Tobias Hardtmann und Bauhofleiter Torsten Braun (v.li.) am Betriebsgebäude mit vorgelagertem Schachtbauwerk für die vier Förderschnecken
Diplom-Ingenieur Erich Schulz, Bauamts-Sachbearbeiter Tobias Hardtmann und Bauhofleiter Torsten Braun (v.li.) am Betriebsgebäude mit vorgelagertem Schachtbauwerk für die vier Förderschnecken
Das Schneckenlaufwerk D ist derzeit außer Betrieb
Das Schneckenlaufwerk D ist derzeit außer Betrieb

Störende Geruchsemissionen
Wer sich derzeit in der Nähe der Abwassersammelanlage aufhält, hat allen Grund die Nase zu rümpfen. Denn ein penetranter Geruch hält sich konstant auf dem Gelände. Ein unhaltbarer Zustand, wie nicht nur der Gemeinderat bei seinem Besuch feststellen musste, sondern auch Anlass für so manche bei der Verwaltung eingehende Beschwerde aus der Nachbarschaft ist. „Ursache ist unter anderem der Ausfall von zwei der vier archimedischen Schneckenpumpen und in der Folge eine verzögerte Entleerung des Regenüberlaufbeckens“, erklärte Bürgermeister Stefan Weisbrod. Der Elektrofirma PWS GmbH sei es bislang lediglich gelungen, die Funktion einer Schneckenpumpe (B) wieder herzustellen. Bei einer zweiten (D) seien die Lagerschäden so groß, dass sich ein Austausch nicht vermeiden lasse. Unmittelbar betroffen sei davon lediglich eine geregelte Entleerung des Regenüberlaufbeckens im Starkregenfall. Ansonsten sei die Abwasseranlage derzeit ohne Einschränkungen in Betrieb.

Der Mund- und Nasenschutz der Ratsmitglieder ist Corona geschuldet und nicht den unangenehmen Gerüchen, die aus dem provisorisch gesicherten und abgedeckten Förderschacht treten
Der Mund- und Nasenschutz der Ratsmitglieder ist Corona geschuldet und nicht den unangenehmen Gerüchen, die aus dem provisorisch gesicherten und abgedeckten Förderschacht treten

„Um auf weitere Schadensereignisse effektiv und zeitnah reagieren zu können, hat die Verwaltung organisatorische Regelungen für den Notfall getroffen“, versicherte Bürgermeister Stefan Weisbrod den besorgten Bürgervertretern. Eingehend auf das weitere Procedere stellte er fest, dass jetzt das Ingenieurbüro Schulz GmbH seine ersten Einschätzungen konkretisieren und die Verwaltung gemeinsam mit dem Wasserrechtsamt einen Fahrplan zur Sanierung der Abwasseranlage entwickeln werde.

Bauhofleiter Torsten Braun, Diplom-Ingenieur Erich Schulz und Bürgermeister Stefan Weisbrod (v.li.) vor einem Diesel-Aggregat, das zur Befüllung des Regenüberlaufbeckens eingesetzt wird
Bauhofleiter Torsten Braun, Diplom-Ingenieur Erich Schulz und Bürgermeister Stefan Weisbrod (v.li.) vor einem Diesel-Aggregat, das zur Befüllung des Regenüberlaufbeckens eingesetzt wird

Nichts mit den gegenwärtigen Funktionsstörungen der Abwasserhebeanlage unmittelbar zu tun, haben die ebenfalls von Anwohnern angezeigten Geruchsemissionen im nördlichen Teil der Ortsstraße „Am Feldrain“. Ob diese auf Mängel der Kanalisation zurückzuführen oder eine Folge von Wetterumschwüngen sind, klären derzeit die Fachingenieure. (jd)

Das von geruchsintensiven Ablagerungen gereinigte Regenüberlaufbecken. Im Vordergrund sind (v.li.) Bauamtsleiterin Ramona Drexler sowie Saskia Schmidt und Alicia Koblitz vom Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung zu erkennen.
Das von geruchsintensiven Ablagerungen gereinigte Regenüberlaufbecken. Im Vordergrund sind (v.li.) Bauamtsleiterin Ramona Drexler sowie Saskia Schmidt und Alicia Koblitz vom Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung zu erkennen.

Fotos: Gemeinde

http://www.reilingen.de//de/news/aus-dem-rathaus