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Spargelgemeinde Reilingen (Druckversion)

Ortsgeschichte

Wir berichten

"Änn de Pallz geht dä Parre mit de Peiff änd´ Kährsch!" (Vom nicht gesprochenen "pf" in der (Kur-) Pfalz)

[Online seit 10.08.2015]

In unserer Reilinger Mundart haben viele Wörter ihren Unterschied zur Deutschen Hochsprache behalten. In vielen Fällen betrifft dies auch das "pf", indem wir einfach ein "p" sprechen.
Man kauft ein "Pund" Leberwurst, gebraten wird in der "Brohdpann" (Bratpfanne), ein köstliches Eiergebäck " Pitzauf" finden wir unter dem Namen "Pfitzauf" im Kochbuch. Im Reilinger Heimatmuseum finden wir die erforderlichen Tonförmchen dazu.
Die Neckarauer Karnevalisten nennen sich, wie die Reilinger "Käskuche", nach einem alten Uznamen die "Pilwe". Um dies zu verstehen , erklären sie dem Fremden, dass einst in Neckarau viele Gänse gehalten wurden. Mit deren Federn füllten sie die Kopfkissen, während die neidischen Nachbarn noch in Strohsäcken zu Bette gingen und deshalb die Neckauer "Pilwe" nannten. Diese großen Kopfkissen nannte man früher "Pfilwe" (Pfülbe oder Pfüllwe, englisch "pillow"), welche dann in der Pfalz als "Pilwe" gesprochen wurden. Wiederum im Reilinger Heimatmuseum finden wir ein solches "Pilwe" im Schlafzimmer vor. Auch in einem alten Schriftstück vom Wersauer Hof, finden wir in einer Mitgiftliste, was die dortige Tochter in die Ehe mitbekam. Es waren zahlreiche Dinge, darunter auch verschiedene "Pilwen" neben "flächsernen Hemden" und vielerlei anderem Hausrat. U.a. gab es auch ein "Fässlein Branntwein".
Bekannt ist unsere Überschrift, wie man die "Pelllzer" (Pfälzer") tituliert: " In der "Palz" geht der "Parre" mit der "Peif" in die "Kehrsch". Als wir kürzlich im "Löwenstammtisch" dieses Thema diskutierten, versuchten wir es auf Reilingen zu übertragen. Da hieße es: " Inn Reilingä geht (dieses Wort "geht" lässt sich nicht mit der herkömmlichen Schrift so schreiben, wie es bei uns ausgesprochen wird. Ein Versuch soll "gä-it" sein), also "In Reilingä gä-it die Parresinn (Pfarrerin) nätt mit dä Peiff än`d Kährsch! ( Kirche)".
Vielleicht finden wir noch ein paar Mundartfreunde, welche unseren Reilinger fränkisch-"kurpälzernen" Dialekt für die Schriftsprache aussprechbar machen?
Im Bild ist ein blaues, kariertes "Pilwe"kissen aus dem Reilinger Heimatmuseum zu sehen. Es ist gegenüber einem heutigen Kopfkissen doppelt so groß und auf ihm schliefen zwei Personen gemeinsam. Wir wissen jetzt auch, warum die Neckarauer den "Uznamen" Pilwe haben.
Philipp Bickle

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