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Leben um 1850: Als es in Reilingen noch keine Autos oder Traktoren gab (Teil 3 )

[Online seit 08.03.2019]


In manchen Gemeinden wurde die Zuchtstierhaltung versteigert, so dass die Gemeinde möglichst wenig zahlen musste. Das hatte aber auch Nachteile. So  schreibt das “Großherzogliche Landwirthschaftsblatt“ (1842). „ Es darf durchaus nicht länger geduldet werden, dass das Halten der Zuchtstiere ferner noch an die Wenigstnehmenden versteigert werde, weil die Gemeinde auf diese Weise immer nur das schlechteste Faselvieh, und dieses nicht einmal gehörig gefüttert, erhalten wird. Entweder müsste die Einrichtung getroffen werden ,dass die Gemeinden selbst gut Farren von guter Rasse ankaufen, und solche in einem von der Gemeinde eingerichteten Stalle unter Aufsicht des Gemeinderates und auf Kosten der Gemeinde unterhalten werden, wie bereits in Weinheim geschieht, oder solche Farren müssten einem wohlhabenden Privatmanne, der dies nicht um des Vortheils willen übernähme, zur Unterhaltung in Akkord gegeben werden, wobei genau bestimmt werden könnte, wie viel Heu und Hafer und Salz jedem Farren gegeben werden muss. Es ist darauf zu sehen, dass bis zu je 80 bis 100 Kühen ein Farren gehalten werde.

Die Landwirthe sollten ihre Kühe nicht zu jung zum Zuge gebrauchen, weil sie dadurch häufig im Wachstum verkrüppeln. Es werden auch oft Fasel verwendet, die noch nicht die gehörige Reife haben; dadurch werden einerseits die Fasel bald ruiniert, und andererseits das Aufkommen eines tüchtigen Viehstandes verhindert.“
Um das Jahr 1940 wurde der gemeindeeigene Farren in der Hockenheimer Straße 45 von der Familie Konrad Heilmann gehalten ( siehe Bild ) . Später gedenkt mir noch die Familie Kief in der Wilhelmstraße 26 als Farrenhalter. Für uns als Buben war es ein gewagter Versuch, durch ein Loch im Hoftore dem Zeugungsvorgange zuzusehen. Meist wurden wir verjagt. 

Ab 1960 gab es keinen Gemeindefarren mehr. Es folgte die „künstliche Befruchtung“ durch den Tierarzt. Für manchen Reilinger Bürger erinnert der „Farrenschwanz“  an einen kräftigen Schmerz.. Das lange Glied des Stieres wurde nach seinem Tode gedörrt und gedreht zu einem wuchtigen Schlagstocke verwendet. Dieses Gerät wurde unter der Theke des Gasthauses aufbewahrt, und allein die Furcht vor dem „Farrenschwanz“ soll manche Schlägerei schon im Anfangsstadium verhindert haben.
Einen ausgestopften Farrenkopf haben wir im Heimatmuseum. Auf Bitten wird auch der „Farrenschwanz“ vorgeführt. 

Die Kuhgespanne gehörten früher in das tägliche Leben. Kuhgespann in der Hockenheimer Straße mit der Familie  Peter Salzgeber, den Großeltern ( mütterlichseits) von Altbürgermeister Helmut Müller
Die Kuhgespanne gehörten früher in das tägliche Leben. Kuhgespann in der Hockenheimer Straße mit der Familie Peter Salzgeber, den Großeltern ( mütterlichseits) von Altbürgermeister Helmut Müller

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